5.
Als die Sonne am Morgen darnach aufging, ward sie überrascht, ein Mädchen im Monde zu sehen; sie glaubte selbe glücklich in Liebesglück, weil sie das Köpfchen so sinnig zur Arbeit neigte. Auf einmal hörte sie den Bräutigam der Maid um sein Liebchen klagen. Er war vor Klagen matt im Walde niedergesunken und entschlafen, als sie Abends beym Niedergehen die Erde streifte und ihn mit auf und zu sich empor nahm. Beym [60] Auf- und Untergange der Sonne erkannte er aber seine Braut im Monde, und diese ihn, und beyde waren voll Sehnsucht nach einander. Das sah auch der Mond zu seinem neuen Schmerze; die Sonne war ihm untreu geworden und auch die Maid, die er bey sich hatte, wollte seiner nicht gedenken. Nicht selten weint er dann. Die Zähren, welche er vergießt, sind die abschiessenden Sterne, die Sternschnuppen. Wo sie auffallen, findet man einen Kreuzer, der nie weicht, so oft man ihn auch ausgibt, oder ein Zettelchen, welches in Versen die Zukunft des Finders enthält. Neuenhammer.