§. 65. Habsberg.

Habsberg, nun eine Kirche, früher eine Burg, auf einer Anhöhe, welche auf zehn Stunden im Umkreise eine herrliche Aussicht gewährt, und auf der Nordseite 300 Fuß tief senkrecht abfällt.

Die Grafen von Habsberg waren einmal belagert. Der Feind gedachte, das Schloß auszuhungern. Da sandte er einen Bettler hinauf, und dieser brachte ein Stück in Wein gebackenen Brodes zurück, ein Zeichen, daß Wassermangel herrsche. Bald auch ergab sich die Veste. Nur die Burgfrau erhielt die Begünstigung, [439] mit ihrem Kostbarsten abziehen zu dürfen. Sie aber trug gleich den Weibern von Weinsberg ihren Gatten auf dem Rücken hinaus. Drauf ward die Burg zerstört.

Im nahen Lengenfeld war ein Pfleger, Panzer genannt, der an heftiger Fußgicht litt. Ihm träumte, er solle auf dem Habsberge eine Kapelle bauen, so werde ihm geholfen. Da ließ er seinen Knecht am frühen Morgen auf einen Baum steigen, um zu berichten, welche Kirche der Umgegend ihm zuerst in die Augen falle. Der aber erblickte vor Allem die allerentfernteste, die Kapelle U.L. Frauen auf dem Berge bey Amberg. So wurde das neue Kirchlein der Mutter Gottes geweiht. Zur Einweihung fuhr er hinauf, herunter ging er. Nun ist die Kirche von Stein gebaut und als Wallfahrt weit berühmt. – Geschichtlich ist bekannt, daß 1680 der gräflich Tilly'sche Pfleger zu Lengenfeld, an der Fußgicht krank liegend, dreymal in der Nacht eine Stimme vernahm, »laß dich auf den Habsberg bringen!« Er beschloß daher, dort die Kapelle zu bauen, welche, anfangs von Holz, seit dem ersten Jubiläum durch eine steinerne ersetzt ist.

Ein Mann in der Umgegend kam durch Brand um sein Anwesen. Niemand half ihm. Da gedachte er sich zu erhängen, ging aber vorerst noch auf den Habsberg, um zu beten. Darnach wollte er seinen Entschluß vollziehen. Der Strick aber riß, und U.L. Frau stand vor ihm, verwies ihm seinen Kleinglauben, und zeigte ihm an, wie ihm geholfen werden könne. – Der Strick hängt unter den Weihegeschenken in der Kapelle.

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TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Zweyter Theil. Eilftes Buch. Erde. 5. Burgen. 65. Habsberg. 65. Habsberg. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-E2EE-1