5. Ausrühren.
Ist auch die Milch anscheinend gut, so hat die Bäuerin doch erst rechte Sorge, wenn es ans Ausrühren [336] geht. Sie wirft daher, vor sie ausrührt, heilig Dreykönigsalz in das Rührfaß, oder spritzt Weihwasser hinein. Bärnau. Dann stellt sie sich mit dem Rücken gegen die Thüre, legt beyde Arme übers Kreuz vor die Brust und faßt mit gekreuzten Armen den Rührstecken. Naabburg.
Damit es gut gelinge, wischt sie auch ehevor den Rührstecken mit einem Armesünderlappen ab, Fronau, oder verfertiget sich den Rührstecken selbst, indem die Dirn am Walperntage draussen ein schwaches Waldbäumchen, wo möglich von Wachholder, abschneidet, woran das Wild die Rinde mit dem Geweihe abgestossen hat. Waldthurn.
Auch versäumt sie nicht, an den ersten dreyFreytagen des Monates auszurühren; an Freytagen rührt die Butterhexe selbst nicht aus. Falkenstein.
Was eine kluge Hausfrau ist, weiß, daß das Zählen der Reife am Rührfasse das Rühren verthut; sie verhüllt daher beym Rühren das Faß mit einem Tuche, oder sorgt überhaupt ein- für allemal dafür, indem sie am Boden des Fasses innerhalb in der sogenannten Söcht einen heimlichen Reif anbringen ließ. Velburg. So kann die Hexe gar nicht zählen, oder sie zählt falsch. Und sollte diese Vorsicht alle zu Nichts dienen, so verleidet sie der Hexe ihre Bosheit damit, daß sie vor dem Rühren die Milch mit Schlehen- oder Hagedorn peitscht; jeden Schlag spürt die Hexe; sie wird sich wohl hüten, ihr so verkratztes Gesicht zur Schau zu tragen. Lengenfeld.
Will nun das Unglück, daß die Bäuerin nicht ausrühren soll, und mißlingt ihr alle Mühe und Arbeit, [337] so wirft sie ihre Ehethaler in das Rührfaß – Fronau – oder legt das Feuereisen unter das Butterfaß – Bärnau – oder reiniget das Milchgeschirr mit Schmidzunder, oder räuchert den Stall mit Teufelsdreck und Kranewitter. Schönau.
Hilft auch dieses nicht, so wird das Butterfaß mit der Kühkette oder mit Kreuzdorn gehauen. Bärnau.