Zweyter Theil.

[3] Siebentes Buch.

Einleitung

1. Gegenstand
§. 1. Gegenstand.

Im ersten Theile der Sitten und Sagen aus der Oberpfalz habe ich einen größern Abschnitt des Stillebens im Volke dem Leser vor Augen geführt. Folgerecht sollte ich nun die Fortsetzung liefern, denn des Stoffes läge genug vor, sowohl in der Nachlese, welche seitdem zu Ersterem gehalten wurde, als auch in den Aufzeichnungen über das Haus und seine Theile, Einrichtung und Geräthschaften, Speisen und Kleidung, des Tages Arbeit und deren Besonderheiten, dann über Kinderspiele und Kinderlieder.

Doch habe ich es für dringender erachtet, die andere Hälfte des Titels zu ergänzen und nun zur Sage und Mythe überzugehen.

Ich habe mir darin die Aufgabe gestellt, die Anschauungen des Volkes darzulegen, welche sich aus seinem heidnischen Glauben noch erhalten haben, [3] somit dasjenige aufzunehmen, was seine alten Götter und halbgöttlichen Wesen, seine Geister und geisterähnlichen Erscheinungen berührt, überhaupt das, woraus sich die höhern Wesen, an die der Heide einst glaubte, erkennen lassen. Während also der erste Theil alte Sitte und altes Recht enthält, soll der zweyte die Mythologie als Gegenstand umfassen. Doch kann derselbe nicht erschöpft werden: Vieles muß der Symbolik der Zeit, Manches auch jener der organischen Natur überlassen bleiben.

Was Inhalt und Form des Darzustellenden betrifft, so halte ich auch hier an dem bereits ausgesprochenen Grundsatze fest, nichts aufzunehmen, als was aus dem Munde des Volkes kam, und das Gewonnene treu und einfach wiederzugeben, wo möglich als ein nach Außen abgeschlossenes Ganzes.

Es mag dabey sich öfter treffen, daß, was ich vorführe, bereits anderwärts veröffentlicht, oder daß, was bereits bey andern deutschen Stämmen gründlich erhoben ist, auch hier und ohne wesentlich neue Zuthat erscheint. Da ich mir aber zum Vorwurfe gesetzt, den Oberpfälzern ein getreues und umfassendes Bild des eigenen Seyns und Denkens vorzuführen, nicht aber, was bisher als allen Deutschen Stämmen Gemeinsames erkannt wird, zu ergänzen, so konnte ich diesem Bedenken nicht Rechnung tragen.

Ich lebe dabey der Hoffnung, daß es mir gelingen wird, bey meinen Landsleuten den Sinn für die heimatlichen Altertümer durch die Veröffentlichung meiner Forschungen [4] zu wecken, zu beleben, sie zu eigenem selbständigen Forschen anzuregen und auf diese Weise für die theure Heimat zu wirken, daß sie heraustrete aus ihrer Verborgenheit und sich ebenbürtig hinstelle neben die auf diesem Gebiete schon vertretenen Gaue Deutscher Erde. Die Arbeit ist, wenn auch mühevoll, doch in ihrem Ertrage lohnend, und wird nicht bloß von der Gegenwart, welche der Heimat sich wieder zuwendet, sondern mehr noch von der Zukunft, den Nachkommen, ihre dankbare Würdigung finden. Wie wir Jenen dankbar seyn müßten, welche vor Jahrhunderten uns aufgezeichnet hätten, was das Volk sich erzählte von alten Tagen, wie es lebte und dachte, wird die Nachwelt auch Denjenigen den gebührenden Dank nicht versagen, welche in der Gegenwart für sie sammeln, die Goldkörner der Mythe und Sage zu Tage fördern, die ersterbende Mundart vor der Vergessenheit retten, das häusliche Leben, die Gewohnheiten, Freud und Leid des Volkes in ein Gemälde aufnehmen und so zum Zeugen ihrer Mitwelt, zum Urkundensammler für die Gegenwart werden. Oder sollte das nicht den Namen der Urkunde verdienen, was auf diese Weise gewonnen und für das Gedächtniß aufgezeichnet wird?

In der That, reicher Fund wird Demjenigen, welcher auf oberpfälzischem Boden solche Zeugnisse aufsucht. Es bedarf hiezu keines gelehrten Apparates, keiner großen Reisen und Wanderungen, nicht großartiger Pläne. Jeder hat die Schachte in nächster Nähe, wenn er sehen, suchen will. Ich verweise hier nur auf das, was ich aus der [5] Gegend von Waldthurn, Bleystein und Vohenstrauß bey zweymaliger Anwesenheit dort aufzubringen vermochte.

Je enger der Kreis, den sich der Forscher zieht, desto ergiebiger und edler die Ausbeute. Alles Andere gilt als Raubbau.

Und nicht mehr zu säumen ist damit. Die Gegenwart ist zu sehr auf das Praktische, auf Gewinn gerichtet, als daß der junge Nachwuchs die Ueberlieferungen am häuslichen Herde seinem Gedächtnisse bewahren möchte. Die Jugend wird in der Schule gedrillt nach demselben Maßstabe für Land und Stadt, und um alle Poesie gebracht; ja der Lehrer steht nicht an, die Kleinen aufzuklären, wie die Bescherung des Christkindes am Weihnachtsabende doch nur eitel Trug und Lüge sey. Und die Kinder klagen dann weinend den Aeltern ihr Leid, daß man sie um diesen schönen Traum gebracht und durch solchen Raub in die Prosa des Lebens allzufrühe eingeführt habe. Welchen Ersatz könnte die Schule auch einem Kinde bieten, dem man so unbefugter Weise seinen frommen Glauben genommen hat! Es ist eine traurige Erfahrung an gar vielen Orten, wie die Jugend, kaum der Schule entwachsen, Alles wegwirft, was sie darin gelernt hat, daß die Feyertagschüler schon vergessen haben, was sie in der Kinderschule gekonnt.

Man möge also doch nicht glauben, mit diesen Schulen für das Leben zu bilden, mit diesen Lehrbüchern, die, oft in verrenktem Deutsch abgefaßt, selbst Erwachsenen schwer verständlich sind. Und hätte nicht die Mutter dem Kinde den Glauben an Gott und [6] seine Gebote in das Herz gepflanzt, und würde nicht die Kirche alle ihre Kräfte aufbieten, zu erhalten, was gefährdet ist, so gäbe es wohl keine Gewalt, welche die Verirrten zurückbrächte auf den Weg, den die Treue der Vorältern gegen geistliche und weltliche Obrigkeit gebahnt hat. Wie die Burgen zusammenstürzen der edelsten Geschlechter, die in der Geschichte glänzen, und ihren letzten Weheschrey dem trauernden Besucher entgegensenden, ob denn Niemand sey, der sich erbarme, wie ihre Trümmer selbst im Tode nicht Ruhe finden vor dem Egoismus der heutigen Welt, welcher Alles praktisch verwerthen will, so ergeht es auch den Resten der Erinnerung im Volke an sein früheres Wissen und Thun. Aus der Jugend werden sie ausgetrieben durch die Schulgelehrsamkeit, und dem Manne sind sie eitel Märlein und nichtsnutzig Zeug, so daß er nicht begreifen will, wie sich Jemand mit solchen Träumereyen quälen mag. Freylich, es gibt heut zu Tage nur Eine reelle Wissenschaft, das Einmal-Eins.

2. Eintheilung
§. 2. Eintheilung.

Dem gläubigen Christen ist die Natur so belebt, wie dem Heiden, nur in anderer Weise. Jenem geht der Hauch des Einen liebenden Gottes belebend durch alle Welt, dieser hat den wahren Gott, theilweise auch den Akt der Schöpfung verloren, hält aber noch fest, daß was da ist, sich nicht aus sich selbst erhält, daß die gesammte Natur dem Gebote höherer Kräfte gehorche [7] und eben dadurch bestehe. So wie dem Heiden die Welt aus den vier Elementen Licht, Luft, Wasser, Erde zusammengesetzt ist, stellt er ihnen höhere Wesen, Gottheiten, unter, welche durch sie und an ihnen wirken; dann schreitet er um eine Stufe vor und macht die Elemente als die Getragenen selbst zu Trägern, zu Göttern, indem er diesen jene Eigenschaften einverleibt, welche die Elemente vom Schöpfer des Alls erhielten. Zuletzt genügt auch dieses nicht; denn jedes Element zertheilt sich wieder in verschiedenen Aeusserungen seines Wesens. Auch diese Ausdrücke desselben Wesens hält der Heide, dem die Einheit abhanden gekommen, auseinander, und knüpft an sie Mittelwesen, höher als er, tiefer als die Götter, gleichsam das dienende Gefolge der letztern.

Diese höhern Wesen stufen sich zu einander je nach ihrer größern oder geringern Theilhaftigkeit an der Göttlichkeit wieder ab in verschiedenen Graden, und werden zu oberst Götter niedern Ranges, in der untersten Reihe zu den fast menschlichen Riesen und Zwergen.

Gleichzeitig gelangt der Heide zum gegensätzlichen Dualismus, weil in der Welt das Gute neben dem Bösen wirkt, ein und dasselbe Element unter verschiedener Richtung sich freundlich und feindlich äussert. Daher die Scheidung der göttlichen Wesen in gute und böse, je nachdem sie gleich den Elementen wohlthätig oder zerstörend wirken: jenen dankt er, diesen sühnt er. Eine solche Scheidung finden wir in dem Kampfe der einzelnen Götter gegeneinander, sowie auch die Elemente [8] sich gegenseitig bekämpfen. Besonders tritt sie im Verhältnisse der Asen zu den Vanen, dann in jenem des Locki zu den übrigen Göttern, in der Feindseligkeit der Riesen gegen die Himmlischen, am stärksten aber in der Götternacht hervor, da wo der Dualismus zusammenbricht.

Der Dualismus tritt aber noch in anderer Richtung auf, im Gegensatze einer männlichen undweiblichen Hälfte der Götter, aus welcher Verbindung dann auch ein Drittes hervorgehen kann, wie bey Wind, Windin und ihrem Kinde.

Noch ein Umstand kommt hier zu berücksichtigen, das Grössenverhältniß. Die Götter sind zwar an ein bestimmtes Maß nicht gebunden; sie können beliebige Grösse sich aneignen. Dagegen erscheinen die Reihen der Mittelwesen theils in einer Grösse, welche das menschliche Maß überschreitet oder hinter ihm zurückbleibt, theils aber demselben auch gleichkommt.

Ausgeprägte Schönheit kommt den Wasserfrauen und Burgjungfrauen zu, seltener den Weibern der Riesen und Zwerge.

Im Allgemeinen geht aber ein Zug von Häßlichkeit durch alle mythischen Wesen; sie mußten ja den ersten Christen häßlich, verhaßt gemacht werden, um diese von den falschen Göttern abzuziehen.

Auf diesem Wege ist nun der Heide, um seine Götter zu bilden, von dem wahren Gotte ausgegangen, hat dessen Eigenschaften und Offenbarungen an die einzelnen Gebiete der Natur als waltende Gottheiten vertheilt, [9] und ist so, immer weiter herabsteigend, da angelangt, wo ihm diese seine Götter ganz zu menschlichen Wesen wurden. Umgekehrt ist er aber auch aufsteigend hierbey zu Werke gegangen, indem er Menschen, als Helden oder Gesetzgeber um das Volk verdient, zu Göttern erhob.

Vermenschlichung der Götter und Vergöttlichung der Menschen ist Ausgeburt des Heidentumes. Der Heide sucht nach dem wahren Gotte, von dem er einst gewußt, und kann ihn nicht finden. – Das Heidentum ist sich aber auch bewußt, daß es nicht auf die Dauer bestehen wird. Seine Götter tragen den Stempel der Zeitlichkeit an sich, und damit der Vergänglichkeit. Was in der Zeit geboren ist, wird von der Zeit verzehrt, was in ihr seinen Anfang genommen, erhält auch in ihr sein Ende. Daher der Zug der Wehmut, der hindurch zieht, über einen großen Verlust, den es erlitten, daher dieFurcht vor dem Ende, da Alles, was ist, aufhören wird, aber auch das Sehnen nach Einem, dem unbekannten Gotte, der kommen soll, um die Erlösung aus dem Zwiespalte zu bringen, nach Jenem, der da Licht schaffen wird und Freyheit Allen, so in den Finsternissen sitzen und im Schatten des Todes.

Die Welt wird vergehen und mit ihr ihre Götter: dann, wenn die Treue keine Stätte mehr findet bey den Menschen, bricht die Götternacht an, und Alles, was lebt, steigt hinunter in das Dunkel des Todes, des Nichtmehrseyns. Aber dann wird auch die Welt wieder auferstehen aus dem Untergange, und mit ihr dieauserwählten [10] Götter und Menschen, und Unschuld und Seligkeit wird fortan herrschen im Himmel wie auf Erden. Dieses ist Inbegriff germanisch-heidnischer Anschauung, wie er uns in einem der großartigsten Wahrsprüche einer Vala, in der Völuspâ, hinterlassen ist, einem prophetischen Hochgesange, welcher auf heidnischem Gebiete das ist, was die Offenbarung Johannis auf dem christlichen. Kein Volk des Heidentumes hat diesem etwas Aehnliches an Erhabenheit und Grösse zur Seite zu setzen.

In dem Bestehen von Vergehen der Welt und ihrer Götter ist nun der Grund zur Abtheilung des vorliegenden Bandes in zwey grössere Abschnitte gegeben. Der erstere davon enthält die mythischen Gestalten und was daran hängt, nach der Ordnung der vier Elemente Licht, Luft, Wasser, Erde, welche die ganze Natur umfassen, und dem Volke jetzt noch als die vier Grundfesten der Welt gelten. Was die Gelehrsamkeit auch zu Tage fördern mag, das Volk schreitet durch ihre Anschauungen hindurch und bleibt, auf der Heiligkeit der Vierzahl fußend, dem althergebrachten Satze der Vierheit der Elemente getreu. Der zweyte Abschnitt, der von dem Aufhören des Seyns' handelt, vermag gleichfalls eine Vierheit aufzustellen, indem er den Tod des Individuums und des Ganzen, ausserdem noch die seligen und unseligen Gefilde bespricht.

3. Die vier Elemente
[11] §. 3. Die vier Elemente.

Auf die dunkle feste Erde legen sich zwey flüssige Elemente, Luft und Wasser, und bilden mit ihr eine Dreyheit, welche zur freyen Entwicklung des Lebens des vierten Elements, des Lichts, bedarf.

Licht erscheint sonach mit Recht als das höchste der Elemente, und hat als solches schon bey den heidnischen Urvölkern göttlicher Verehrung genossen. Dem Germanen verkörpert sich das Licht in den beyden grossen Gestirnen, welche die Zeit abtheilen, in Sonne und Mond, und wird somit in eine weibliche und in eine männliche Hälfte der Lichtgottheit gespalten. Mit Luft und Erde tritt es in nähere mythische Beziehung durch den Regenbogen, mehr noch mit dem Wasser, welches die Bilder von Sonne und Mond in sich aufnimmt und wiedergibt.

Mit dem Lichte ist naturgemäß das Feuer verbunden: auch dieses tritt dem Germanen in einer Zweytheilung auf, als himmlisches und unterirdisches Feuer.

Dieser Dualismus bey Licht und Feuer erscheint als kein ursprünglicher; es mußte erst die Harmonie gestört werden, um Zwiespalt zu erzeugen, vielleicht durch überwiegenden Einfluß fremdartiger Religionssysteme.

Die Luft zeigt sich als Tummelplatz mythischer Wesen, vor Allem des Wodan und seines Gefolges im wütenden Heere, dann riesiger Naturen, wie im Winde und seiner Familie, zuletzt und am häufigsten der Geister in Elbengestalt. – Die Ereignisse, welche innerhalb [12] des Dunstkreises vorfallen, finden im Volke oft die interessanteste mythische Einkleidung.

Das Wasser möchte ich vorzugsweise das mythische Element nennen, so reich ist es in tiefgehender Mythe und Sage vertreten. Ein eigener Zauber liegt über dieses Element ausgegossen, und mit besonderer Vorliebe und Ausschmückung verweilt der Mund der Erzählerin bey den Sagen von den in Schönheit strahlenden Wasserfrauen, welche in der Liebe zu den Söhnen der Erde höchstes Glück und Unglück zu Theil wird. Aus dem Wasser kommen die Kinder und in dieses Element kehren die nicht gereinigten Seelen Verstorbener zur Läuterung in Gestalt kleiner Fischchen zurück.

Endlich die Erde bietet auf und unter der Oberfläche eine Mehrzahl mythischer Wesen zur Besprechung, vorzugsweise auf und in den Bergen die Riesen und Zwerge, im Walde die Waldgeister mit den unglücklichen Holzfräulein, in den alten Burgruinen auf mythischem Hintergrunde die Burgjungfrauen, welche der Erlösung harren und dafür reiche Schätze bieten.

Daneben entwickelt sich eine eigene Welt unter der Erdrinde. Es sind alte weite Wohnsitze früherer Bewohner in ihr begraben, Städte und Burgen und Kirchen, und die Glocken senden noch ihre Klage daraus empor zu den Menschen. Strassen und Gänge durchziehen den Boden unter der grünen Decke, damit es den Anschein gewinne, als habe die Gegenwart über den Trümmern einer vergangenen Kultur sich aufgebaut, und auf daß Leben hineinkomme in diese unterirdische [13] Welt, haust unten das Volk der Zwerge in gleicher Weise, wie oben das der Menschen. – Hier streift die Mythe an die Geschichte.

4. Die vier letzten Dinge
§. 4. Die vier letzten Dinge.

Den vier Elementen, welche das Daseyn der sichtbaren Welt und ihrer einzelnen Theile begründen, stehen die vier letzten Dinge gegenüber, in welchen sowohl das Individuum, als die ganze äussere Erscheinung der Welt ihr Ende finden.

Dieser Gedanke an das einstige Aufhören der Dinge in der Welt, an den Weltuntergang, geht durch alle Völker und hat seine nächste Begründung im Tode des Individuums. Ist ja das, was wir Welt nennen, die Erde mit Allem, was auf und über ihr leibt und lebt, selbst nur ein Individuum im Gegensatze zu den unzählbaren Weltkörpern im unendlichen Raume. Was aber so untergeht, soll in Wiedergeburt verjüngt und verschönert wieder erstehen, wie wir schon hier auf Erden aus dem Tode neues Leben erwachsen sehen.

Vor allem stellt hiebey der Mensch die Frage an sich selber, was aus ihm werden soll, wenn er den letzten Schritt gethan haben wird im Leben, um aus dem Diesseits in das unbekannte Land des Jenseits zu gelangen, und sein sittliches Gefühl, sein Gewissen, sein Rechtsbewußtseyn stellt ihm zwey Bilder vor Augen, das eine herrlich und freudevoll, im Umgang mit den Seligen, das andere häßlich und voll Schmerz und Grauen [14] im Gegensatze zu den himmlischen Freuden, jenes als Lohn, dieses als Strafe für das gut oder übel verbrachte Leben von den Göttern zugetheilt.Himmel oder Hölle sind die beyden Räume, in welche die Menschen einzugehen haben, sowie die Schwelle des Todes überschritten ist.

Es ist begreiflich, daß, was das Heidentum über diese Dinge gelehrt hat, bei dem hohen Ernste derselben und der Ungewißheit des Schicksals weit tiefer im Volke eingedrungen seyn muß, als sonstige Anschauungen, daß somit auf diesem Boden das Ergebniß der Forschung ein reicheres seyn wird. – Insbesondere muß bei dem Volke der Oberpfalz noch viel in der Erinnerung haften geblieben seyn, nachdem der Boden mühevoller Arbeit nur mit karger Frucht vergilt, das Leben höchst einfach und nüchtern dahinfließt, und von der Aussenwelt bis jetzt nicht berührt wurde, endlich das melancholische Hügelland mit seinen Wäldern, seinen krystallenen Wassern und seiner metallreichen Unterlage ernstere Anschauung der Dinge in der Welt, gleichwie in Westphalen und auf den schottischen Bergen mit sich führt.

Was ich darüber zu Tage gebracht, ist nicht überall gleich verbreitet, gerade über solche Gegenstände läßt sich der heimliche Gedanke nicht leicht erforschen, ist auch oft selbst nicht so zum Bewußtseyn gekommen, daß er in Worte sich kleiden ließe. Gerade aber auf diesem Boden hatte das Christentum weniger Kampf zu bestehen, weil es entweder mit der allgemeinen sittlichen [15] Grundlage, welche hier das Heidentum auslegte, sich befreunden konnte oder auch selbst maßgebende Bestimmungen über das Einzelne des Jenseits nicht aufstellte.

Um so freyer verblieb sonach die heidnische Anschauung innerhalb des Christentumes, wenn sie gleich um eine Stufe tiefer herabsteigen und die Walhalla mit ihren Göttern und Seligen zur Hölle mit ihren Teufeln und Verdammten gestalten mußte. –

Aus dem Vorgetragenen folgt, daß hier vorerst der Tod als mythische Persönlichkeit zur Besprechung gelangen müsse, sodann die beyden Räume, welche die Seelen der Verstorbenen aufnehmen, Himmel und Hölle, letztere mit ihrer Bevölkerung, Teufel und Verdammte, zuletzt das Ende der Dinge.

5. Die Götter
§. 5. Die Götter.

Unbewußt hat das Volk in seinen Ueberlieferungen die Erinnerung an manche seiner frühern heidnischen Gottheiten bewahrt. Sind auch die Namen zumeist vergessen, leuchtet doch das Wesen derselben klar hindurch, besonders bey jenen Gottheiten, welche zugleich Träger der Elemente selber sind und somit als Hauptgötter gegolten haben. Es ist dabey selbstverständlich, daß hier, wo es sich vorerst nur um die Elemente handelt, nicht Alles zur Sprache kommen kann, was die Götterlehre betrifft: später, in der Symbolik der Zeit und Natur, werden dieselben Götter unter andern Beziehungen, ausserdem noch andere göttliche Wesen auftreten, für [16] welche im vorliegenden Theile kein Anlaß zur Besprechung gefunden wurde.

Ist das Licht Erstes der Elemente, so gebührt es sich, die Reihe der Gottheiten, welche aus den Ueberlieferungen sich deuten lassen, mit den beyden Lichtträgern Sonne und Mond zu eröffnen. Ihre göttliche Verehrung ist unzweifelhaft, der Schluß auf den hohen Grad und die Ausbreitung der Verehrung gerechtfertiget durch die Menge Aberglaubens, welche sich jetzt noch an beyde Lichtkörper knüpft, dann die reiche Sage, welche von ihnen im Volksmunde geht. Hier treffen wir mehrfach ganz Eigentümliches, vor allem die tödliche Feindschaft, womit, wie in der grönländischen Sage, der Mond die Sonne verfolgt, die Symbolisirung von Sonnenfinsterniß und Mondeswechsel, die erotischen Beziehungen des Mondes, dessen Bezüge zur Geisterwelt. Nicht weniger ist hervorzuheben, daß, während sonst das Geisterreich vor der Sonne sich zurückzieht, hier die Geister gleichwohl die Sonne nicht scheuen, selbst um Mittag sich zeigen. Ich habe für die Oberpfälzer gothische Abkunft in Anspruch genommen, ausserdem bemerkt, wie dort neben Thor auch Freyja als Stammesgottheit gelte, und Gelehrte haben darauf hingewiesen, daß Gothen und Sueven die Vanengötter eigen gewesen. Wir wissen ferner, daß, als in der grauen Vorzeit die beyden Religionssysteme der Asen und Vanen in Kampf mit einander geriethen, der Zwist im Friedensschlusse damit seine Erledigung fand, daß von jedem Theile Glieder der Gegenparthey herübergenommen wurden und so [17] die göttlichen Geschwister Freyr und Freyja von den Vanen zu den Asen übertraten, was einer Verschmelzung der beyden Religionssysteme gleich kommt. Ich halte dafür, daß Beyde den Vanen Lichtgötter und zwar Sol und Luna gewesen seyen, und nur in Würdigung ihrer Erhabenheit bey der Uebersiedlung gleich den Asengöttern Wochentage und zwar die letzten beyden, als Tage der Verehrung erhielten, dabey aber nicht mehr eigentliche Lichtgötter bleiben konnten, sondern ein anderes verwandtes Gebiet, Liebe und Zeugung, Ehe und Fruchtbarkeit überkamen. Altnordisch ist freyjudagr undlaugardagr – Freytag und Samstag, laugardagr heißt Badetag, noch jetzt der Samstag in der Oberpfalz der Waschtag. Mit dem Eintritte des Feyerabends wird das Haus gefegt, das Geräthe gereinigt, vor dem Schlafengehen die Werktagswäsche gewaschen.

Ich gehe noch weiter. Nach der Sage in der Oberpfalz stehen Sonne und Mond in Gattenverhältniß zu einander – Sôl sinni Mâna – dieses löste sich aber und der Mond nahm von der Erde eine Jungfrau, die Sonne deren Geliebten zu sich empor. Es wird mir erlaubt seyn, die Aufgenommenen als Freyja und Freyr zu deuten.

Nimmt man ferner den Mittwoch als Wodanstag für den Haupttag der Woche, wie er denn auch dergrosse Tag, Mikka oder Micha, gothisch: mikils? heißt und die Woche scheidet, so entspricht dem Mondtage und Sonntage zur Rechten – Freytag und Samstag, Tag der Freyja und des Freyr, zur Linken, so stehen [18] sich Asen- und Vanengötter, den beyden Lichtgöttern der Asen die der Vanen, jedem männlichen Lichtgotte eine weibliche Hälfte gegenüber.

Daß Freyr einer ausgedehnten Verehrung in einem Theile der Oberpfalz, am untern Böhmerwalde, genoß, davon möchten die vielen geisterhaften Rin der Zeugniß geben, welche dort an heiligen der Verehrung des Gottes geweihten Wäldern, auf Waldwiesen weiden.

Es wäre damit auch hier jene Trias von Odin, Thor und Freyr nachgewiesen, wie selbe bey den Germanen in Skandinavien verbürgt ist.

Ein weiterer beachtenswerther Zug ist, daß der Hoymann, in welchem ich den Priester des Gottes, den Wächter des heiligen Haines erkenne, mit einem breitkrempigen Hute geschildert wird. Wir wissen, daß der Hut Auszeichnung der Priester bei den Gothen war.

Zum Schlusse noch eine Bemerkung. Am Samstage soll die Sonne scheinen, wenigstens einmal und zwar um die Mittagsstunde, wenigstens drey Minuten lang. Das gilt für Freyr als Sonnengott. Noch mehr: der Samstag ist der Tag des »alten Herrgottes.« Das deutet darauf, daß der Tag bey den Vorältern der Oberpfälzer einem Gotte, keiner Göttin geweiht war. Es ist überhaupt ein sonderbarer Satz, daß die beyden darauf folgenden Tage, Sonntag und Mondtag, dem »jungen Herrgott« gehören, jener als Tag der Auferstehung des Herrn, dieser als dem heiligen Geiste geweiht. Wäre es nicht zu kühn, würde ich daraus schliessen, daß dem oberpfälzischen Volke die Vanengötter [19] als die ältern, die Asen als die jüngeren gegolten haben. Hiedurch fände meine obige Behauptung neue Begründung.

6. Fortsetzung
§. 6. Fortsetzung.

In das Feuer theilen sich zwey Gottheiten, je nachdem es von seiner wohlthätigen oder zerstörenden Wirkung aufgefaßt wird. Der Donnergott scheint für sein weites Reich ersteres allein in Besitz zu nehmen; sein Blitz, das Feuer vom Himmel, ist ja der Bewältiger störriger feindlicher Gewalten. Für das zerstörende irdische Feuer gilt der eigentliche FeuergottLocki, dessen Geschlecht einst den Untergang der Götter und ihrer Welt herbeyführen wird. Im Feuer drückt sich mithin recht eigentlich der feindliche Gegensatz heidnischer Weltanschauung aus, und ich möchte sagen, Donar gelte als Feuergott nur insoferne, als er den Zerstörer Locki, den Gott des irdischen Feuers, welches in den letzten Tagen die Erde und was an ihr ist, vernichten soll, zur Zeit noch zu bändigen vermag. Darum steht auch das gebundene Feuer in so enger Verbindung mit der Sonne, daß wenn dieser Verfinsterung droht, zum Bändiger des Riesengeschlechtes, zum Donar, vielmehr zu seinem Symbol, dem das Feuer umschliessenden Ofen gebetet wird. Er soll das irdische Feuer in Fesseln legen, Locki und sein Geschlecht, daß es nicht hinausschlage über die Erde und die ganze Welt verschlinge.

Dem Donar stehen als einem der höchsten Götter[20] Priester und Priesterinen zur Seite. Diese haben die Aufgabe, das verzehrende Feuer zu beschwören, sein Wüthen zu brechen, gegen den Feind ihres Gottes zu kämpfen.

Um hiefür dessen Beystand zu gewinnen, werfen sie Opfer in den wüsten Brand, seyen es geweihteBrode oder dem Gotte geheiligte Thiere, oder sie zeichnen heilige Runen und sprechen kräftigeBannworte, weßhalb sie den Zorn des feindseligen Locki auf sich laden und seiner Rache durch schleunige Flucht entweichen müssen.

Um die drohenden Gelüste des Verderbers fern zu halten, bewahren die Heiden geweihte Brodscheiben im Hause, lassen dem Donar heilige Thiere darin nisten von röthlicher, auf den Gott zeichnender Farbe, wie Störche, Feuerschwalben, Rothschwänze, pflanzen ihm geweihte Gewächse, wie Hauswurz, Donnerbart, auf das Dach. Damit treten sie in den Schutz des gewaltigen Gottes, und Locki vermag wenigstens jetzt noch nichts gegen ihn.

Alles dieses hat sich bis auf die Gegenwart augenscheinlich erhalten; selbst jetzt übt noch der Priester den Feuerbann durch Opferbrode, und umreitet der Förster, Schattenbild des den heiligen Hain hütenden Priesters, den Feuersegen betend, seinen brennenden Wald. Noch jetzt schützt sich das Volk, wie ehedem die Heiden, gegen Feuersbrunst.

Doch ist auch hier das Priestertum der heidnischen Germanen im Ganzen schlecht weggekommen. Sie,[21] welche früher das Feuer besiegten durch die Macht ihres Gottes, gelten nun gerade als diejenigen, welche Feuer und Unwetter hervorrufen; sie sind zu Wettermachern und Wetterhexen geworden und stehen im Bunde mit dem Teufel.

Wenn das verzehrende losgebundene Feuer dem Locki anheimfällt, bleibt dem Donar das wohlthätige Feuer des Blitzes, welcher Alles, was er trifft, seinem Sender, dem Donar, heiliget, selbst die Trichter, welche er in den lockern Kalkboden schlägt, die heiligen Raun-Löcher. An zweyter Stelle gebührt ihm dasgebundene, zum Segen gezwungene Feuer auf Herd und in Ofen.

Daher ward letzterer als Personifikation des Donnerers göttlich verehrt, angebetet; um den Ofen, denBehälter des Feuers, wird getanzt, an ihn flehende Bitte gerichtet, in ihn das fieberkranke Kind zur Heilung gesteckt.

Dem leeren Ofen wird geopfert mit Speiseresten und seinem Feuer mit Salz und Speichel Zwang angelegt, so es unruhig wird. An die häusliche Feuerstätte richtet das heiratslustige Mädchen sein Gebet um einen Mann, wofür sie das Feuer gleich einer Priesterin zu unterhalten sich verpflichtet: dort befragt sie den Wahrspruch des Gottes über ihr Schicksal. Schon im ersten Theile haben wir den rothhaarigen Donar als den Gott des Hausstandes erkannt, der unter dem Symbol des Ofens oder des Feuerbehälters angebetet worden.

Der Donner als Begleiter des Blitzes führt uns wieder zum Donnergotte. Dieser erregt das Donnern[22] durch Fahren im Himmel; unsere Sage läßt ihn ausdrücklich als den wagenfahrenden Gott erscheinen und seine Rosse schlagen den Blitz aus dem Gesteine; daher auch das Aufhängen gefundener Hufeisen an den Rousbaum des Hauses als Mittel wider Gewitter, Blitz und Feuer. Zwar meldet das Volk Aehnliches auch von St. Peter; aber dieser steht für Johannes den Täufer, den christlichen Stellvertreter Thors, seines rothen Bartes halber; an manchen Orten gilt statt Sunwendfeuer und Johannisbaum das Petersfeuer und der Petersbaum. Peter und Paul fällt noch in die Oktave von Johannes dem Täufer. St. Peter, ja unser Herrgott selbst, fährt Unsre Liebe Frau im Wagen auf dem Himmelsgewölbe spazieren; ich beziehe sie aufFreyja, welche gleichfalls im Wagen fährt; beyde erscheinen geradezu als Herr und Frau; selbst Wodan tritt weit vor ihnen in den Hintergrund zurück. In der merkwürdigen Sage vom Zwergengeschmeide wird Wodan sogar in die Person des Donnerers hinübergenommen. Kein Fluch ist dem Oberpfälzer noch jetzt so geläufig wie: Dunar unz Weda, – verstärkt noch in Duna-Weda-Strahl, verkürzt in: Ui Strahl! Wo andere den Teufel nennen, ruft der Oberpfälzer sein: Duna, in jeder Art Gemütsstimmung.

Hier muß ich noch einen seltenen Ausruf der Verwunderung, des Gefallens verzeichnen, den ich bisher nur um Neuenhammer getroffen: God-dauñ! Es könnte das alte Duna-Donner und somit rechtes Seitenstück zu Kotz Blix seyn.

7. Fortsetzung
[23] §. 7. Fortsetzung.

Was die Luftgottheiten anbelangt, so stehenWodan und seine Gemahlin Frigga an der Spitze. Wodan ist der eigentliche Himmelsgott, der höchste Gott, Allvater, und steht darum auf der Pyramide, welche die sieben Wochentage bilden, zu oberst. Zunächst kommen dann auf beyden Seiten Ir und Thor, als Schwertgott und Donnergott, seine Inkarnationen. Sonne und Mond, ursprünglich seine Augen, sind doppelt vertreten, von Asen und Vanen Seite, zur Rechten als die leuchtenden Himmelskörper selbst, die Zeitmesser, zur Linken als die wärmenden befruchtenden Kräfte, welche vom Lichte ausgehen, Freyja und Freyr.

Vielfach geht die Ueberlieferung auf Wodan zurück. Seine Verehrung fand in dem Dunkel heiliger Wälder statt, und deren ist eine große Zahl. Den Hoya reihen sich die heiligen und Bann-Hölzer aller Orten an.

Wo an solchen Wäldern geisterhafte Rosse ziehen, vermute ich Wodansdienst in alter Zeit. Aus solchen Wäldern zieht er Nachts im wütenden Heere: von den heiligen Orten, wo er verehrt wurde, kann er, kann die Erinnerung des Volkes sich nicht trennen; in so ferne diese in heiligen Wäldern sich befanden, ist er der eigentliche Waldgott, der noch jetzt mit seinen Priestern, den Hoymännern, und seinem Gefolge, den Holzhetzern oder Waldjägern, des alten Heiligtumes hütet.

Am hervorstechendsten äussert er sich aber in den Anschauungen, welche das Volk vom Teufel hegt. Wodan ist darin der Teufel schlechtweg.

[24] In zweyter Stelle erscheinen Wodan und Frigga als Windgötter, in der Windsbraut suche ich letztere.

Aber schon treten hier die Riesen als Mächte auf, welche dem Gotte sein Gebiet streitig machen wollen; die Sage kennt auch die Riesen des Windes.

Der Tag des Wodan, Mittwoch, ist zwar der Haupttag; denn dieser Tag gehört dem obersten der Götter. Aber der Tag des Donnerers ist der glücklichste, dem Volke der liebste. Unternehmungen, an ihm begonnen, führen zu gutem Ausgange.

Als Sohn des Wodan erbte Thor einen Theil des Himmels: alle Erscheinungen, die an diesem vorgehen, alle atmosphärischen Ereignisse, welche auf die Erde und deren Fruchtbarkeit so grossen Einfluß äussern, fallen ihm zu.

Daneben steht seine Gemahlin Sif als Regengöttin, welche ich Eines mit Freyja erachte; wenn es Freytags regnet, wird es sicher am nächsten Sonntage regnen: so beherrscht sie die Woche. Von noch grösserer Bedeutsamkeit sind gewisse andere Tage im Jahre: regnet es an diesen, folgt Regen während der germanischen Frist von sechs Wochen.

Habe ich oben dem Donar das himmlische Feuer zugesprochen, verbleibt für Freyja das himmlische Wasser. Für den Wassergürtel, der sich um die Erde legt, die Seen und Flüsse, vermochte ich zur Zeit keine höhere Gottheit aufzuweisen; über das irdische Wasser herrschen riesige Naturen, den Menschen feindlich wie den Göttern, durch einen Zug der Grausamkeit hervorragend: es sind [25] meist blutige Wesen, welche das Wasserelement zu vertreten haben, und mehr noch fürchtet das Volk die Tücke des Wassers als die Wuth des Feuers.

Zuletzt tritt in den Ueberlieferungen noch die Erdengöttin auf, die Hel, welche in Mitte der Erde, in der Hölle als Höllenfürstin haust, und gleich Locki, mit dem sie desselben Geschlechts, Menschen und Göttern feindlich gesinnt, Nichts herausgibt von dem, was einmal den Weg zu ihr betreten.

Zu Vorstehendem ergibt sich als Schluß, daß ursprünglich den vier Elementen tellurische Mächte als Götter vorstanden, riesigen Geschlechts, und daß sie später mit dem Nachrücken neuer Stämme aus der alten Lichtheimat in Asien von einem neuen Göttersysteme, dem der Licht-Asen und schönen Vanen, bekämpft, zurückgedrängt, zu Feinden des Götter- und Menschengeschlechtes herabgewürdigt wurden.

In gleicher Weise hinwider erging es der Asen-Religion: vom Christentume besiegt stiegen ihre Götter als Feinde des wahren Gottes zu Teufeln herunter.

8. Mittelwesen
§. 8. Mittelwesen.

Zwischen den Göttern und Menschen stehen mythische Mittelwesen mit höherer Begabung als diese, jenen mehr oder minder unterwürfig.

Jedes der vier Elemente zeigt drey Reihen von solchen mythischen Wesen, je nachdem ihre Erscheinung der menschlichen Gestalt und Grösse sich anfügt oder [26] darüber hinausgeht oder hinter ihr zurückbleibt, so daß wir zwölf gesonderte Klassen zu unterscheiden haben.

Was das Element des Lichtes und Feuers anbelangt, so läßt sich dieser Satz zwar nur mit gewisser Beschränkung geltend machen: Licht und Feuer ist nur die Hülle der Wesen, welche wir hier treffen; ihr Zusammenhalten rückt die menschlich gestalteten Landsknechte und die zwerghaften Irrlichter den Elben näher, und die feurigen Männer werden oft zu riesigen Gestalten. Desto strenger läßt sich die Dreytheilung bey den untern drey Elementen nachweisen.

Die erste, menschenähnliche Reihe ist die edelste: zu ihr zählen in der Luft die Holzhetzer, das Gefolge des Luftgottes Wodan im wütenden Heere, in dem Wasser der einsame Wassermann und die elbischen Wasserfrauen, die Dienerinen der Erdengöttin Hel. Der Hoymann des Waldes stellt mehr den Priester dar, welcher des Heiligtumes im heiligen Walde hütet, sowie wir früher imBilmesschneider den des Thor, in Drud undHexe die Priesterin der Freyja gesucht haben. Tritt der Hoymann in übermenschlicher Gestalt auf, so ist es der Gott selber, Wodan oder Freyr, welche im heiligen Walde ihre Opferstätte hatten.

Die zweyte Reihe bilden die Riesen; an solchen bietet das Luftelement den Windriesen, das Wasserelement den Wasserriesen, öfter in Gestalt eines großen Fisches, die Erde die Bergriesen.

Die letzte Reihe ist die der Zwerge. Diese finden sich im Luftelemente als die von den Holzhetzern verfolgten [27] Holzfräulein, welche in letzter Ferne als Waldelbinen erscheinen; das Wasser begreift die seltenen Wasserzwerge, und hier ist merkwürdig, daß aus diesen die Erdzwerge hervorgehen, somit dem Wasser frühere Schöpferkraft zugeschrieben wird als der Erde, wie denn auch die Menschen aus dem Wasser hervorgehen: die Erdzwerge selber vertheilen sich dann wieder als Berg-, Wald-, Wiesen- und Burgzwerge. Es ist ein eigner Zug der Zwerge in allen Elementen, daß sie die Nähe der Menschen suchen, ja den innigsten Verkehr mit ihnen eingehen; sie helfen den Menschen oder suchen Hilfe bey ihnen, Dienst um Gegendienst. Dagegen meidet der Riese das Zusammenseyn mit den Menschen und wandert lieber aus, als daß er unter ihnen verbliebe.

Bezüglich der Riesen und Zwerge des Erdelementes ergibt sich schließlich ausser der mythischen noch eine andere näher liegende Bedeutung, welche einer mehr eingehenden Besprechung bedarf.

9. Riesen und Zwerge der Erde
§. 9. Riesen und Zwerge der Erde.

Riesen und Zwerge des Erdelements sind in der oberpfälzischen Sage reichlich vertreten und weisen neue Beziehungen auf. Beyde gelten theils als mythische Wesen, personificirte Naturkräfte, theils alsUrbewohner des Landes. So stehen sie nicht in der Klasse der Geisterwesen, weil sie zu viel des Menschlichen an sich tragen, rechnen aber auch nicht ganz zu den Menschen, [28] weil sie mit höhern, übermenschlichen Gaben des Leibes oder Geistes bedacht sind, beyderseits auch den Raum in weit höherm Maße beherrschen.

Zwischen beyden steht der Mensch, d.h. der Germane als Mittelglied, gleich dem Riesen, auf der Erde, aber in den Thälern und Ebenen, während jener hoch auf den Bergen seinen Sitz aufschlägt.

Gering an Zahl steht den Riesen gewaltige Kraft zur Seite, welche oft feindlich, zerstörend wirkt. Ihre Thätigkeit zeigt sich aussen an der Erde, an den Bergen; es sind die gewaltigen Kräfte der Elemente, welche von aussen her auf die Oberfläche der Erde einwirken. Die Zwerge hingegen, klein und schwach, ersetzen diesen Mangel durch die grosse Zahl, in der sie sich verbreiten, und wirken geheimnißvoll im dunkeln Innern der Erde; es sind die geheimen Kräfte, welche innerhalb der Erde thätig sind, wie sie z.B. Erze erzeugen. Daher wollen sie ungesehen bleiben.

Die Riesen sind verschwunden aus den germanischen Ländern, die Zwerge geblieben. Von diesen geht daher ein reicher Strom der Sage. Beyden ist gemein, daß sie Heiden sind; daher fliehen sie den Ton geweihter Glocken.

10. Fortsetzung
§. 10. Fortsetzung.

Schon zur Zeit, da die Germanen in Deutschland einzogen, mußte ihnen eine doppelte Auffassung dessen, was unter Riesen zu verstehen, geläufig geworden seyn. [29] Ursprünglich waren es die zurückgedrängten Götter des ältern Glaubens, die tellurischen Mächte, welche die Erde bilden halfen.

Wie die Edda weiß heute noch das Volk von diesen Riesen, welche schon vor den Menschen waren, die Oberfläche der Erde in Berg und Thal trennten, mit Sonne, Mond und Sternen in bewältigende Beziehung traten; es kennt der Riesen Treue, die Schönheit ihrer Weiber; sie gelten ihm als wilde, gewaltige, übermächtige Wesen. Die Asengötter warfen sie zurück hinter Midgards Wälle nach Jötunheimr, Riesenheim, wo sie als Volk hausen und des Tages harren, da sie Rache üben können an ihren Bezwingern.

Es lag nahe, daß die Germanen, als sie mit fremden Völkern auf ihrer Wanderung und zeitweisen Niederlassung in Berührung geriethen, das Verhältniß der Asen zu den Riesen auf ihre Stellung zu diesen Völkern, welche sie besiegten und zum Weichen nöthigten, übertrugen. Als solche Völker treten uns die Tschuden gegenüber, jener grosse Völkerstamm, welcher den ganzen Norden von Asien und Europa, ja selbst von Amerika besetzt hielt und in Europa zuerst vor den südlich nachrückenden Kelten, noch mehr aber vor den spätern Germanen, die sich gleich einem Keile zwischen beyde drängten, zurückwich. Sie sind die eigentlichen Riesen, mit denen die Germanen zu thun hatten, welche ihnen Raum machten; ihnen möchte ich die Riesenknochen der Gräber zuschreiben, welche in Sibirien, Skandinavien, Germanien von Zeit zu Zeit aufgefunden werden.

[30] Als vor etwa 30 bis 40 Jahren der alte Freidhof zu Fronau in einen Garten umgewandelt wurde, traf man auf ungeheure Menschenknochen, welche man als Riesenbeine in einem eigenen Beinhause unterbrachte: insbesondere zogen die Schädel durch ihre Grösse, welche die des heutigen Schlages um das Doppelte überwog, die Aufmerksamkeit auf sich. Nun sind sie zur Erde bestattet. Das Volk schrieb sie der Heidenzeit zu, sowie auch die dortige Kirche aus der Heidenzeit stammen soll.

An dem Hollenberge bey Velburg fand man in einem Grabe, aus steinernen Platten gebildet, vor etlichen Jahrzehenden das vollständige Gerippe eines Weibes mit ihrem Kinde. Die Knochen wurden zum Theil verschleppt, zum Theil gesammelt, und weil Heiden angehörig, unter der Dachtraufe der nahen Kirche St. Wolfgang vergraben. Ich ließ dort nachsuchen und erhielt noch einen ganzen Schenkelknochen, aus dessen Mase ein Arzt die Grösse der Lebenden auf 7 bis 71/2 Fuß berechnete.

Nicht ferne davon, im Holl-Loche zu Lutzmannstein, am Razenberge, fand ein Jäger ein Riesengerippe, den Kopf nach Norden gerichtet, auf dem Rücken liegen, ohne irgend ein Anzeichen von einem förmlichen Grabe, nahe daran einen Feuerherd aus Backsteinen.

Die Knochen waren gebleicht, die Armknochen gegen zwey Fuß lang, der grosse Schädel sehr gewölbt, von gleichem Durchmesser über's Kreuz, die Zähne, noch weiß, standen nicht ganz senkrecht. Der Mann hatte den Todenkopf auf der Friedhofmauer aufgestellt, mußte ihn [31] aber hinwegthun. Man fand dort auch noch andere solcher Riesengerippe, die der Gerichtsarzt in der That als Menschengebeine erkannte, auf dem Boden frey da liegen, und schätzte die Grösse auf acht bis neun Schuh. Darunter lagen auch die Gerippe von Kindern, sämmtlich gebleicht.

In den Zwanziger Jahren wurden auf dem alten Freidhofe zu Waldkirch bey Vohenstrauß ungeheure Knochen ausgegraben, ebenso an der Kirche im nahen Floß; sie sind wieder verscharrt worden.

Ich gebe dieses nur als Andeutungen, um aufmerksam zu machen. Es wird in dieser Beziehung mit einer Gleichgiltigkeit verfahren, selbst von Seite solcher, denen daran liegen sollte, welche sich nicht entschuldigen läßt. Freylich sind solche Ueberbleibsel keine pergamentenen Urkunden, und Stoff zu wichtigen Regesten darüber, wie der Paul dem Peter im 16. oder 17. Jahrhunderte ein Eck seines Ackers verpfändet, geben sie auch nicht.

Diese Riesen sind vor den Germanen zurückgewichen, und es ist, als wenn sie an allem Widerstande verzweifelt hätten. Selten meldet die Sage von ihnen, noch seltener von ihren Kämpfen mit den Germanen. Sie wollten nicht in Verkehr treten mit den neuen Ankömmlingen und sich lieber nach dem höhern Norden wenden. Dieses Zurückweichen war um so leichter, als sie zumeist aus Hirten- und Fischervölkern bestanden. Der Ackerbau war ihnen unbekannt, oder zum wenigsten nicht von ihnen betrieben, denn das Riesenfräulein wundert sich über den ackernden Bauer im Thale.

[32] So haben sie keine Stätte mehr in den Wohnsitzen der Germanen, ein wichtiger Zug, der sie von den Zwergen bedeutend unterscheidet; letztere verweilten noch immer unter den Germanen, und zogen sich erst, als sie nicht mehr geduldet wurden, in die Berge zurück.

Zuletzt stießen die Germanen auf die Römer, die Herren der Welt, welche bereits auf die Kelten in Germanien ihr Joch gelegt hatten. Auch sie zogen hinweg vor der Gewalt der siegenden Germanen, nach Süden zurück, woher sie gekommen. Auch sie sind nun verschwunden gleich den Tschuden aus den Grenzen germanischer Wohnsitze und gleich diesen in der Ueberlieferung des Volkes zu Riesen geworden. Wie sollte auch eine so gewaltige Zeit, wie der Kampf mit den Weltherrn, so ganz in der Erinnerung sich verwischt haben! Ihr einstiges Daseyn beurkunden die Unterbaue jener Burgen, als deren Erbauer das Volk die Riesen bezeichnet. Die Germanen haben die römischen Kastelle gebrochen, aber auf ihren Trümmern sich angebaut. Liegen diese Burgen noch dazu an ehemaligen Römerstrassen, mag ein Zweifel hieran um so weniger bestehen. Auffallend ist dabey, daß solche Burgen sehr oft in der Dreyzahl, im Dreyecke neben einander liegen, wie Helfenberg, Velburg, Adlburg; Amberg, Sulzbach, Rosenberg; Alt-Schneeberg, Frauenstein; Reichenstein; Fahrenberg, Leuchtenberg, Flossenbürg u.s.w. Nur schwer möchte man sich überzeugen lassen, daß ein Volk die eigenen Bauten verleugnet, um sie Fremdlingen beyzumessen, die nicht mehr zu finden.

[33] Also nicht Kelten, nicht Slaven wurden den Germanen zu Riesen: jene nicht, denn sie waren ja Knechte der Römer, dem Kampfe der Männer entwöhnt: diese nicht, weil die Zeit ihrer Berührung mit den Germanen schon zu sehr der Geschichte angehört.

11. Fortsetzung
§. 11. Fortsetzung.

Neben den Riesen bauten sich die Zwerge an: denn wo nach der Sage Riesen hausten, weiß sie auch vom Volk der Zwerge zu erzählen. Es sind die Kelten, welche, weil den Römern bereits unterthänig, in den Germanen nicht ihre Feinde erkannten und daher friedlich mit ihnen als den neuen Herrn verkehrten; die Slaven, mit denen die Germanen um etliche Jahrhunderte später zu thun bekamen, machten die Erinnerung an die keltischen Ureinwohner des Landes immer mehr zurücktreten in das Dunkel der Sage, bis sie gleich den keltischen Pikten in Britanien in Zwerge übergingen. Nicht wie die Riesen vergassen sie des Erbes, der Heimat, sondern blieben neben den Siegern, und selbst als sie von diesen zu schweren Druck erlitten, wanderten sie nicht aus, sondern zogen in die Berge ein, wo sie noch hausen, und gleich den Riesen in Jötunheimr des Tages warten, wo sie das Joch ihrer Bedrücker abschütteln werden.

Was uns die Geschichte an den römischen Kelten rühmt, meldet die Sage von diesen Zwergen. Die Kelten waren in den Künsten des Friedens wohl [34] erfahren, arbeiteten in Schmuck und feinen Webestoffen, schmiedeten Waffen, trieben Bergbau, besassen die Kenntniß der geheimen Kräfte der Natur, liebten den Frieden, lauter Züge, welche wir auch bey den Zwergen antreffen.

Die Sage behandelt die Zwerge auch in der That als Volk. Wenn klein von Gestalt, sind sie doch im Wesentlichen wohlgebildet: selten erscheinen sie mit grossem Kopfe, noch seltener mit einem Kropfe und tiefer rölpsender Stimme: nur einmal vernahm ich von Verkrüppelung der Füsse, denen eine Zehe fehlt, von Beschwerlichkeit des Gehens. Daß die Augen roth, kommt vom Aufenthalt im dunklen Schoß der Erde. Als Nahrung dient Mehl und Milch: Fleisch verabscheuen sie, ein wichtiger Zug. Aermlich ist dieKleidung und abgetragen, graues Linnen, im Norden bey den Feuerarbeitern rothes. Mäntelchen oder Kutte, und spitze Hüte oder Hauben sind allen gemeinsam. Ihre Wohnungen sind im Süden backofenförmige Kammern, im Norden Gemächer in Bergen. Sie reden eine eigene Sprache, beten, ohne Christen zu seyn, singen, tanzen, verstehen Musik. Ihr Charakter ist harmlos, friedfertig, dankbar; wenn gereizt, neckisch und boshaft. Salz, Regen, fliessendes Wasser ist ihnen zuwider.

Der Glaube an das Daseyn dieser räthselhaften Wesen ist heut zu Tage noch so stark, daß meine Berichterstatter mit Eiden betheuerten, wie sie oder ihre Aeltern lebhaften Verkehr damit gepflogen hätten.

Spuren von sich haben die Zwerge allenthalben[35] hinterlassen, in den noch unerklärten Gängen und Kammern, den Zwergen-Nestern, welche sie durch die ganze Oberpfalz, in Berg und Thal, in weiten Strecken angelegt. Sie lieben das Dunkel im Gegensatze zu den Riesen: während diese gewaltige Massen auf einander thürmen, die Berge bewältigen, begnügen sich die kleinen Leutchen, fein gehauene Gänge und Kammern in das losere Gestein zu brechen, und das, was ihren geheimen Bauten an Großartigkeit abgeht, durch die meilenweite Fortsetzung der unterirdischen Verbindungswege zu gewinnen.

Es wimmelt von Zwergen-Sagen, die an bestimmten Orten haften, während die Sage von den Riesen viel kümmerlicher fließt.

Die Zwerge also gelten dem Volke für eine ArtMenschen, welche in Gemeinschaft lebend alle menschlichen Einrichtungen für Familie, Gemeinde und Staat aufgenommen haben. Je nach den verschiedenen Gegenden tragen sie verschiedene Namen und bilden somit gesonderte Stämme, welche sich auch in ihrer äussern Thätigkeit je nach der Natur des Bodens, den sie bewohnen, unterscheiden. Südlich am Böhmerwalde hausen die Razen oder Schrazen, und verstehen sich auf den Anbau der Erde und die damit verbundenen Gewerbe des Backens und Mahlens. Oben im Norden, am Fichtelberge bis zum Böhmerwalde, wohnen die Fankerln oder Hankerln und treiben gewinnreichen Bergbau. Zwischen beiden befinden sich die Zwerge, welche bloß mit diesem Namen genannt werden und mehr zu den Razen hinneigen.

[36] Reich an mythischen Bezügen sind die Zwergensagen in dem nördlichen Theile des Landes, im Süden und Westen schon abgemattet und alltäglich. Dort sind die sichtbaren Spuren zwar bey weitem weniger, aber die Ueberlieferung ist getreuer, ergeht sich tiefer in ihrem Wesen und dessen Einzelnheiten, zeigt auf innigeren, vielseitigern Verkehr mit den Menschen. Daher treffen wir im Norden auch eine grössere Scheidung der einzelnen Abtheilungen, wie Bergmännchen, Hüttenmännchen, Waldmännchen, Wasserzwerge, Erdmännchen. Was ich über die Wasser-und Bergzwerge gewonnen, darf sich dem Reichthum irischer Sage zur Seite stellen, und es wird auch der Bezug mit der britischen Insel, dem alten Todenlande, nicht vermißt.

Eigentümlich erscheint wieder ein anderer Zug: dem gebärenden Menschenweibe helfen Zwerge: daher das Krickerlweib oder Zwergenweib für Hebamme. Aber auch das Volk der Riesen muß seine Helferin für die germanische Kindbetterin abgegeben haben, denn in derselben Gegend, unten am Böhmerwalde, gilt das Mordion- oder Riesenweib in derselben Bedeutung, so daß die Hebamme zugleich als Zwergin und Riesin auftritt. In der Sage springt dieses oft hervor, nicht aber das Gegentheil, wovon in andern deutschen Gauen so häufig erzählt wird, daß Menschen den Zwerginen bey der Entbindung zu Hilfe kommen. Dafür ertheilen in der oberpfälzischen Sage die Menschen den Zwergenkindern den Namen, eine ächtgermanische Sitte.

So scheiden sich die Zwerge in solche, welche der[37] Mythe, welche der Sage angehören. Was jenen, den ältern, anhing, ward auf diese übergetragen. Der Glaube an jene wurde schon aus ferner Heimat mitgebracht und deren Eigentümlichkeit ging nun auf die Urbewohner der neuen Heimat über.

12. Der Wald
§. 12. Der Wald.

Einst – etwa vor tausend Jahren – war der größte Theil der Oberpfalz noch Wald; vom Böhmerwalde an erstreckte er sich bis über die Vils herüber und schloß sich nördlich hin dem waldbewachsenen Fichtelgebirge an. Im Westen laufen die grossen Forste aus, welche noch jetzt als Trümmer des Urwaldes von der Donau bey Kelheim herauf in stetem Zusammenhange den Boden bedecken, gleich einem Walle, der diese Hinterwälder vor der Berührung mit dem Westen, Norden und Osten schützen sollte. Uebrigens kann man die Gränzen der einstigen Bewaldung an den Ortschaften aufsuchen, welche auf ried, richt, reut sich enden. Sie sind an der Stelle erbaut, wo der Wald abgerodet wurde; an andern Orten, oben am Böhmerwalde und Fichtelgebirge, geschah das Entforsten durch Abbrennen: noch tragen solche Flächen, meist nur zu wilder Weide verwendet, den NamenBrand.

Daher werden die Ortschaften auf ried, richt, reut, mit welchen das Land gleichsam übersäet ist, gegen Westen immer seltener, ein Zeichen, daß die heutige Kultur im Osten viel später zur Herrschaft gelangt seyn [38] muß. Doch ist nicht anzunehmen, daß die grosse Waldstrecke darum unbewohnt gewesen sey: die Germanen wohnten in Wäldern. Auffallend ist dabey, wie diese Ortsnamen sich vertheilen. Im Süden und Westen finden sich vorzugsweise die – ried, oberpfälzisch rayd; an der Naab und Vils zeigen sich die – richt, besonders um Amberg; längs des Fichtelgebirges und am obern Böhmerwalde erscheinen die – reut. So bilden sich drey grosse Gaue, welche gleichzeitig anderweite Eigentümlichkeiten in Sitte, Sage und Mundart aufweisen. Ich mache hierauf aufmerksam; es würde sich der Mühe lohnen, nähere Forschungen hierüber anzustellen.

Daß die Bevölkerung Altbayerns in spätern Jahrhunderten von Süden her in den Nordgau vordrang, ist unzweifelhaft; ein gewichtiges Zeugniß gibt die Mundart, welche in diesen Strichen nicht mehr rein erscheint. Unverkennbar ist aber die Grundlage ächt oberpfälzisch, Altbayerisches nur in einzelnen Lauten aufgesetzt; es mußte ja dem Oberpfälzer für hochdeutsch gelten. Je höher nach Norden, desto fester und abgeschlossener die eigene Mundart; ein Zeichen, daß die Bevölkerung von oben her eingezogen. An eine massenhafte czechische Bevölkerung am Fichtelgebirge und Böhmerwalde bis hin zur Naab zu glauben, ist Schwärmerey; findet sich ja vorzugsweise deutsche Bevölkerung jenseits des Böhmerwaldes im eigentlichen Czechenlande, und ist ausser der Mundart auch Sitte und Sage ächt deutsch; die Ortsnamen, welche czechisch seyn sollen, sind ausserdem nicht [39] gar so häufig anzutreffen, und stehen vereinzelt: auch unter diesen wird die Sprachforschung noch viel aufzuräumen haben. Beyspielsweise kommt es den Freunden des Slaventumes nicht darauf an, die Burg Trausnitz, auf der Friedrich der Schöne von Oesterreich gefangen saß, als Slavensitz zu bezeichnen, der Endung itz zu Liebe. Karl Siegert steht mit seinen Schildknappen nicht einsam: was dieser Ritter für Keltentum, hat lange vor ihm Brenner in seiner Geschichte Waldsassens für das Slaventum geleistet: doch war dieser ein gründlicher Kenner des Slavischen. Eigene Liebhaberey dieser gelehrten Deutschen: alles wollen sie eher seyn, denn Deutsche, wenn nicht Slaven, so Kelten!

Das Wort: Forst ist dem Oberpfälzer nicht geläufig; er kennt nur den Wald und das Holz, letzteres vorzüglich als Privatwald. Ausserdem nimmt er von der Art der Bäume, welche den Wald bilden, eigene Benennungen für diesen, durch Anhängen der Sylbe ad, verkürzt a, wie das Birkad, Föhra, Oichad, Böychalad. Früher galt das schöne Wort: der Tann, wie es sich noch häufig für und an Ortsnamen findet. Auch das Wort Strut für Wald findet sich noch an Ortsnamen.

13. Die Ueberlieferung
§. 13. Die Ueberlieferung.

Die Ueberlieferung des Volkes aus seiner heidnischen Zeit hat nicht bloß auf seinem Wege durch die Jahrhunderte Abschwächung erlitten, sondern auch an dem [40] siegenden Christentume in vielen Beziehungen einen Feind gefunden, der sie bekämpfte. Insoferne indessen Heidentum und Christentum die Symbolik pflegten, mußte es sich treffen, daß, was das Heidentum in unverstandenes Symbol kleidete, seine allgemeine sittliche Grundlage, von dem veredelnden Christentume um eine Stufe höher gerückt, zu sich empor gezogen wurde. Anschauungen und Gebräuche der Heiden, welche dem Christentume nicht geradezu widerstrebten, wurden geduldet, christianisirt. Was christlichem Wesen als unverträglich sich erwies, wurde dagegen um eine Stufe tiefer gestellt, dem Teufel und seinem Wesen überantwortet. Auf diese Weise hat sich heidnische Ueberlieferung zu erhalten vermocht bis in die Neuzeit, welcher es gelingt, alle diese Reste zu vernichten.

Inhalt der Ueberlieferung des Volkes kann ferner nur seyn, was in das Volk einzudringen vermochte, seiner Auffassungsgabe zugänglich war, das Einfache, Natürliche. Darin liegt ein neuer Abbruch an unserm Verständnisse heidnischer Lehre.

Das Volk wendet sich nur zu dem Greifbaren. Wie sehr es sich Alles greifbar zu machen sucht, ersieht man in seiner Liebe zur Personifikation. Noch jetzt bewahrt es unendlichen Reichtum, ausgelegt in seinen Anschauungen von Erscheinungen, Vorgängen in der Natur, sowohl der leblosen als belebten: es schafft sich damit eigene lebendige Bilder, um welche es der Dichter beneiden darf. Der Barde unsrer Tage nehme seine natürliche Stellung wieder ein zum Volke, und seine [41] Weisen werden wiederklingen im Volke. Es spricht noch jetzt in Worten der Edda, dem, der zu hören versteht, seine Sprache und Denkweise kennt. Welche Stärke und Gewandtheit das Volk in der Personifikation von Dingen ausser ihm, mit denen es täglich in Berührung tritt, in unsrer poesiearmen Gegenwart noch frisch und kräftig besitzt, zeigen die Abhandlungen von Wind, Thau, Nebel, Schnee, Baum, Wald u.s.w. Es geht ein wunderbarer Zug hindurch, alles, was neben ihm sich vernehmlich macht, in seine Gesellschaft emporzuziehen, zu vermenschlichen. Das Volk macht sich so seine Umgebung in seiner Weise zu rechte, und bildet sich damit ein geistig Eigentum, woran es um so zäher festhält, je mehr es Ursache hat zu fürchten, daß dieser Besitz nicht lange mehr ihm angehören wird.

14. Oberpfälzische Ureigenheit
§. 14. Oberpfälzische Ureigenheit.

Was das Heidentum über die Welt und die waltenden Götter gedacht und festgehalten hat, zum Theil selber wieder als getrübte Erinnerung einer verlorenen helleren Anschauung aus entfernter Zeit, aus der Heimat im fernen Morgenlande, das klingt hier nach in leisen losen Tönen, deren Harmonie die Gegenwart kaum mehr ahnt, das erscheint hier als phantastisches Traumgebilde ohne Wirklichkeit, ohne Zusammenhang, als zersprengte Trümmer eines Riesenbaues, dessen tiefere Bedeutung für uns ein unlösbares Räthsel bleibt. Denn das Wann und Wo und Wie des Ueberganges von der [42] höhern Erkenntniß im Urzustande zu den verdüsterten Vorstellungen im Heidentume liegt unserm Auge zu ferne, als daß es seinen Blick hineintragen könnte. Und wäre uns auch dieses gegeben, so vermöchten wir doch nicht die Berührungspunkte aufzufinden, in denen diese Anschauungen bey den verschiedenen Völkern auseinander gingen, um später an anderm Orte sich wieder zu einen, so daß der Fäden des verworrenen Gewebes zu viele sind, um den Eintrag, der das Bild enthielt, zu Tage zu legen. Je weiter der Weg des wandernden Volkes von der ersten Heimat sich entfernte, desto blässer mußte die Erinnerung an sie und das Leben in ihr werden, desto mehr gewannen Einfluß die äussern Verhältnisse der neuen Wohnsitze, die Beziehungen zu den Nachbarvölkern.

Es ist daher wohl nicht Alles rein germanisch, was alte Sage und der Mund des heutigen Volkes aus jener Zeit zu uns herüber gebracht hat, und da frägt sich wieder: was ist herübergenommen aus dem Eigentume anderer Völker, die ihm einst zur Seite lagerten? Wer sagt uns ferner, wann die Germanen aufbrachen aus der Urheimat, und welches der Anlaß des Aufbruchs gewesen, unter welchen Schicksalen sie als grosses Volk, als Völkergemeinschaft heraustraten aus den andern Völkerstämmen? Nicht volle zwey Jahrtausende sind es, daß sie mit Sicherheit in die Geschichte eingeführt sind: was vorher durch sie vollbracht wurde, ihre Siege und Eroberungen, ihr Wachsen und Erstarken, davon gibt uns keine Urkunde Zeugniß. Nicht [43] wissen wir, welche Wege sie gegangen, ob von Süd nach Nord, um dann wieder von Nordost nach Südwest ihre Sturmfluth zu wälzen und so von der scandinavischen Inselwelt aus, der vagina gentium, das alt und morsch gewordene Europa auf's Neue zu verjüngen. Haben sie sich vom persischen Oberlande und Kaukasus her am nördlichen Rande des schwarzen Meeres hin vorgeschoben, ein Stamm nach dem Andern, um von da zur Donau zu gelangen, und stets sich die Hand reichend einen grossen Strom gebildet an Weichsel und Oder hinauf bis nach Skandinavien, um die Tschuden nach Nord und Ost zu werfen und dann über die Kelten herzufallen? Kein Mund bringt uns darüber sichere Kunde. Sollten die Germanen gleich Mongolen und Tataren stets auf derselben tiefen Stufe der Kultur gestanden haben, Jahrtausende lang, oder haben sie zeitweise höhere Stufen beschritten, um wieder davon herabzusteigen? An der gothischen Sprache lernen wir, daß es eine Zeit gegeben haben müsse, wo die Gothen höher standen, als im vierten Jahrhunderte, da Ulfilas ihnen die Bücher der heiligen Schriften der Christen in die eigene Sprache übertrug.

Und doch trägt unser Volk sich jetzt noch mit träumerischen Erinnerungen, die wie ein Blitz in jene Nacht hineinleuchten, welche auf die Vorzeit sich gelegt hat. Der russische Arzt Rafalowitsch sah im Morgenlande, um Gaza, die Getraidefrucht schneiden, indem man die Halme mit schmalen langen, durch einen Riemen an den Ellenbogen festgebundenen Sicheln sehr nahe an [44] der Aehre abschnitt. Jetzt noch trägt in der Oberpfalz der Bilmesschneider die Sichel an die Hand geschnallt, um Korn und Lein zu schneiden. Es ist hierin also Nachklang an den Aufenthalt im Morgenlande, die Priester haben die uralte Sitte gewahrt für ihre Handlungen der Weihe, das Volk sie verlassen. Noch weiter läßt sich die Vermuthung dehnen. Der Bilmesschneider geht nur an Korn, Roggen, und Lein, die Hauptfrucht am baltischen Meere. Dort muß eine Zeit lang das Volk der Oberpfalz gewohnt haben.

Dieser Schluß erscheint minder gewagt, wenn man an der Hand der Ueberlieferung, welche das Volk so treu, wenn auch unbewußt bewahrt, vorwärts schreitet. Der Oberpfälzer weiß noch, daß die Zwerge nach ihrem Tode auf eine Insel gebracht werden, wo sie zu neuem Leben erwachen. Solche Anschauungen kann doch nur ein Stamm, der selbst am grossen Wasser gewohnt, aus jener Zeit gerettet haben. Ferner sind seine Sagen von den Wassergeistern, besonders den Wasserriesen, Wasserzwergen und Wasserfrauen so reich und dabey so eigentümlich, daß man nicht umhin kann, anzunehmen, als habe das Volk, bey dem sie sich finden, einst den großartigen Eindruck des Meeres und seiner Wunder vor Augen gehabt. Solche Anschauungen bilden sich nicht in Binnenländern, und finden sie sich hier, so sind sie von den Ufern des Meeres mitgebracht. Am allerwenigsten aber kann man bey dem oberpfälzischen Volke an ein Entlehnen solcher Sagen denken.

Vor dreyundzwanzig Jahrhunderten hat Herodot bey [45] einem Volke in Thrakien, den Trausoi, Nachbarn der Geten (Gothen), die Sitte beobachtet, daß sie die Neugeborenen beweinen, weil sie doch nur für Leiden zur Erde kommen, dagegen die Gestorbenen, als diesen Leiden entgangen, glücklich preisen, daß sie dort trauern, hier tanzen. Billiges Erstaunen überkömmt den, welcher hievon weiß, wenn er vernimmt, daß unsere Sage die Sitte noch kennt, den Zwergen zuschreibt.

Der Oberpfälzer ist kein Bajuware, kein Franke, kein Slave. Er bildet einen eigenen Stamm, derfremd zwischen seinen mächtigern Nachbarn steht. Daher mag es auch kommen, daß ihn diese mit scheelem Auge betrachten, und weil er nicht ihres Blutes, sich berechtiget erachten, ihm Fehler anzudichten, die er nicht besitzt, das Gute, das ihm innewohnt, auf ein unbedeutendes Minimum herabzumarkten, ja seiner althergebrachten Loyalität einen ganz unlautern Grund, Trägheit, sich aus dem Gewohnten emporzuarbeiten, unterzustellen! Und wie dem Volke, ergeht es dem Lande. Es soll ein unwirthbarer Gau seyn und Schrecken für jeden Reisenden, den das Mißgeschick dahin führt. Diese Gereiztheit der Nachbarn hat wohl nur darin ihren Grund, daß der Oberpfälzer eben bleibt, wie er ist, und von unberufenen fremden Schulmeistern nichts annehmen will, was deren Eigenliebe begreiflicher Weise empfindlich verletzt. – Der Bajuware hat seinen Walserbaum auf der Walserhaide. Der Oberpfälzer auch: der kalte Baum auf dem Bergrücken zwischen Vohenstrauß und Wernberg ist sein Schlachtenbaum, und was darüber [46] die Sage berichtet, hat reichern mythischen Klang, als die Sage vom bayerischen, – ist ein Stück Edda.

Der Bajuware weiß von dem Hohenstaufen Kaiser Friedrich dem Rothbart, der im Untersberge haust und der Zeit wartet, wo der Feind von ihm bekämpft werden soll. Der Oberpfälzer hat Karl den Grossen in den Fichtelberg versetzt; dort schläft er mit seinen Rittern bis zum Tage des Weltkampfes. Er hat diesen Karl kennen gelernt, der mit seinem Lande wie ein Eroberer geschaltet, Sachsen zur Strafe ihres Muthes und Trotzes hieher versetzt, an seine Franken das mit dem Schwerte Gewonnene vertheilt hat. Er weiß von diesem »Karl ungeboren, der aus Mutter Leib geschnitten worden,« daß er auf seinem heimatlichen Boden die fossa Carolina gegraben hat.

Aber noch weiter zurück reicht die Ueberlieferung des Oberpfälzers. Sie erzählt noch von jenem zuZwergen herabgesunkenen Volke, das von dem heutigen oberpfälzischen Stamme besiegt seinen Grund und Boden an die Sieger abgeben mußte, und um der Gewalt der Sieger zu entgehen, in die Berge, in das Innere des Fichtelgebirges sich zurückgezogen hat, wo es gleichfalls des Tages sehnsuchtsvoll wartet, der ihm Freyheit und Rache an den Bedrückern bringen soll.

Hätte also der Oberpfälzer gar nichts aufzuweisen, als seine Mundart, seinen kalten Baum und Karl den Grossen im Fichtelgebirge, so wären diese Zeugnisse hinreichend, sein ureigenes Wesen darzuthun und die Meynung solcher abzulehnen, welche in ihrer diktatorischen [47] Befangenheit bisher so beharrlich darauf bestanden, daß das Volk der Oberpfalz ein verkommener Ableger der Altbayern sey, und daher näherer Beachtung zu entbehren habe. Freylich kann man diesen Herren keine Urkunde, keinen Taufschein für den oberpfälzischen Stamm vorlegen und somit gegen sie nicht aufkommen, denn: quod non in actis, non in mundo. – Temme in seinen pommerschen Sagen meldet, daß Ostgothen auf der Heimkehr von Italien nach dem Untergange ihrer dortigen Herrschaft an den Harz gekommen und hier einen Theil ihrer Leute zurückgelassen hätten, welchen Göttingen seinen Ursprung verdankt. Nun findet sich in manchen Strichen jenes Berglandes Anklang an oberpfälzische Mundart, insbesondere in den Doppellauten und deren Brechungen. Ich zeige dieses hier bloß an, weil ich die Oberpfälzer von den Gothen leite, und werde später näher hierauf eingehen. –

Der Oberpfälzer stößt an die Schwaben. Wir finden von jeher Gothen und Sueven beysammen, an der Donau, am baltischen Meere, in Spanien. Der Oberpfälzer hat auch mehr gemeinsam, heute noch, mit dem südwestlichen Schwaben, in Sitte und Mundart, als mit dem Altbayer.

Sind hiemit auch nur leise Andeutungen gegeben, so sammeln sich diese doch zu einer Mehrzahl, welche zu näherer Erforschung auffordert, die Aufmerksamkeit des Kenners verdient.

München, am 21. Oktober 1857.

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TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Zweyter Theil. Siebentes Buch. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-DED1-D