7.

In Naab, einem Dorfe, da wo die Schwarznaab entspringt, war ein Gütler; herunter gekommen und nicht im Stande, sein Häuschen, das den Einsturz drohte, herzustellen, ging er öfter gedankenvoll im nahen Walde [67] herum. Dort ist ein Stein, Teufelsstein genannt, wo gar oft der Teufel in Gestalt eines kleinen Männchens mit dreyeckigem Hute und grünem Rocke gesessen ist und seine Spur hinterlassen hat. Der Gütler stand eben in dessen Nähe und sagte, ohne Arges zu denken, in seiner Betrübniß vor sich hin: »Wenn ich nur Geld hätte, wäre es her, wo es will.« Da sah er das Männchen. Bald waren sie in ein Gespräch gerathen, und der arme Mann versprach dem Bösen das, was er zu Hause habe, ohne es zu wissen, wogegen er so viel Geld erhielt, als er brauchte. So baute er sich aus seiner verfallenen Hütte ein schönes Haus, mit Ziegeln gedeckt.

Das Weib des Mannes war aber gesegneten Leibes, ohne daß dieser es wußte: das Kind gehörte also dem Teufel. Dieser ging in der letzten Zeit schon immer im Hofe herum, voll Ungeduld des Augenblickes harrend, wo das Kind zur Welt würde. Die Aeltern aber hatten sich von dem Klosterherrn in Bärnau Geweihtes geben lassen und hingen es dem Mädchen sogleich bey der Geburt an, was den Bösen verhinderte, an dasselbe heranzukommen. Das Mädchen wuchs heran und wurde zur hübschen Jungfrau; nach dem Rathe der Geistlichen sollte sie vor Allem den Tanzboden meiden. Einmal achtete sie der Warnung nicht und tanzte. Da zeigte sich ihr der Teufel als Jäger und wollte sie zwingen, mit ihm zu tanzen. Doch konnte er sie nicht berühren, denn sie trug das Geweihte und so mußte der Jäger abziehen.

[68] Wenn selten der Tochter, erschien der Teufel desto öfter dem Vater und quälte diesen in unerträglicher Weise. Viele Geistliche kamen, ihn zu bannen, vermochten aber nichts: immer wußte der Arge ihnen aus ihrem Leben etwas Unrechtes vorzuhalten. So warf er dem Vorletzten vor, er sey einmal über Samen gegangen, dem Letzten, der ihn bezwang, daß er seiner Mutter ein Ey entwendet habe. Dieser wies die Anklage damit ab, daß er es um eine Feder zum Studiren vertauscht, übrigens längstens seiner Mutter ersetzt habe. Doch wich der Teufel nur unter der Bedingung, daß sein Bild an der Stubenwand angemalt werde; und so geschah es. Das Mädchen heiratete später; als sie am Altare stand, zeigte er sich das letztemal. Das Band der Ehe hatte seine Gewalt zerrissen.

Das Bild des Teufels mit Bocksfuß und Pratzen befindet sich in der hinteren Kammer. Ein Knecht, der daneben schlief, lernte dem Hütbuben an, das Bild abzukratzen; in der Nacht begann dieser mit seiner Arbeit, aber der Teufel kam über ihn her und würgte ihn die ganze Nacht und machte ihn so besessen, daß er, als am Morgen die Leute kamen, ihm zu helfen, diese anfiel. Erst am Tage ward er ruhig, verfiel aber in eine schwere Krankheit.

Der Gütler ist nun gestorben: so oft er einen Fehltritt beging, hatte er den Teufel zur Seite. An den Folgen der Trunksucht starb er am Charfreytage, und man sagt, er soll ganz schwarz gewesen seyn.

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TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Dritter Theil. Dreyzehntes Buch. Hölle. Erster Abschnitt. 2. Teufel. 14. Dem Teufel das Kind im Mutterleibe verschreiben. 7. [In Naab, einem Dorfe, da wo die Schwarznaab entspringt, war ein]. 7. [In Naab, einem Dorfe, da wo die Schwarznaab entspringt, war ein]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-DC81-2