§. 4. Der Gang nach der Hölle.

Ein Primiziant war im Mutterleibe dem Teufel von seinem Vater als dasjenige verheissen worden, wovon er zu Hause nichts wisse.

Ehe der Sohn seine erste hl. Messe las, mußte er den Schein holen, auf welchem das Versprechen stand. [35] Er machte sich also auf den Weg zur Hölle. Im Walde aber kam er zu einer Hütte und davor saß ein fürchterlicher Mann; den frägt er um den Weg zur Hölle. »Du bist schon recht, war die Antwort, aber wenn du hinkommst, schau dich auch um meinen Platz dort um und frag, ob mir noch zu helfen sey; wenn nicht, will ich zu guter Letzt so viele Menschen erschlagen, als ich in dieses Apfelästchen, – welches auf allen vier Seiten eingekerbt war – noch Kerben einschneiden kann: so viel hier Kerben, so viel habe ich Menschen schon gemordet.«

Da ging der Geweihte des Herrn des Weges und kam an's Thor der Hölle, und schlug mit seinem Kreuze daran und läutete mit der geweihten Glocke, und es öffnete sich. Mit Drohen verlangt er seinen Schein, und erhält ihn nach langem Streite zurück. Nun frägt er nach dem Orte, der dem wilden Manne im Walde bestimmt sey. Es wird ihm ein glühendes Bett gewiesen, aber dabey bemerkt, daß dem argen Sünder noch zu helfen sey. So geht der Priester wieder zurück und kommt zum Manne und meldet ihm die Botschaft, und befiehlt ihm, indem er das Baumästchen ergreift und in die grüne Wiese vor der Hütte steckt, davor niederzuknien und so lange zu beten, bis er seine erste hl. Messe gelesen, und wieder komme. Er vergaß aber des Mannes im Walde, der dem Gebote Folge leistete, seine Gesellen entließ und die Buße begann; erst nach sieben Jahren gedachte er sein, in Folge eines Traumes. Da ging er wieder hinaus in [36] den Wald und fand den armen Mann bis an den Leib in die Erde versunken, voll Haare und Bart, sein Gewand in Fetzen flatternd. Das Aestchen war zu einem Bäumchen erwachsen und trug goldene Aepfel. Nun hörte er den armen Sünder Beicht und reichte ihm den Leib des Herrn, und sogleich fiel er zusammen und war tod. Und von dem Bäumchen fielen die goldenen Aepfel, jeder mit einem »Vergeltsgott« herab, und flogen als weisse Täubchen davon: es waren die Seelen der von dem Hütl oderHöydl – so war sein Name – Erschlagenen. Bleystein.

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TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. Sagen. Aus der Oberpfalz. Dritter Theil. Dreyzehntes Buch. Hölle. Erster Abschnitt. 1. Die Hölle. 4. Der Gang nach der Hölle. 4. Der Gang nach der Hölle. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-DBE1-0