8.
Der Wind ist ein Riese und Christenfresser. – Ein Christenweib verirrte sich im Walde und kam zu einer einsamen Hütte, wo sie die Frau um Rachtherberge ansprach. Diese aber wollte sie nicht behalten; wenn der Menschenfresser heimkäme, würde er sie sogleich schmecken und auffressen. Das Christenweib meynte zwar, in der Küche würde er sie nicht finden: es war aber dort gerade am gefährlichsten, weil der böse Mann [107] beym Kintl hereinkommt, und sie zum Kintl hinausreissen und verzehren würde. So ließ sie sich in der Hühnersteige verstecken.
Da brummte und sauste es um die Hütte, und der Wilde kam herein und schrie: »ich schmecke Christenfleisch!« Das Weib aber redete es ihm aus, es wäre nur eine zugeflogene Henne, die sie in die Hühnersteige gesperrt habe. Der Wilde aber wollte nun die Henne sehen: da zeigte sie ihm in der Hühnersteige das in eine Henne verwandelte Christenweib. »Das ist dein Glück!« sprach er und gab sich zufrieden.
Der Wilde war aber der Wind und seine Frau war eine Hexe, und das Christenweib mußte eine Henne bleiben und die Hexe hauste von da an mit dieser Henne. Rötz.
Ein Weib, Namens Selamena, war mit ihrem kleinen Kinde ob ihrer Schönheit so stolz geworden, daß sie sich U.L. Frauen gleich achtete und sogar versuchte, gen Himmel zu fahren. In Mitte des Weges aber zwischen Himmel und Erde ward sie gestürzt und von ihrem Kinde getrennt. So schweben nun Beyde in der Luft. Die Mutter ruft im heulenden Sturmwinde nach ihrem Kinde, das sie nicht findet, aber in seinen wimmernden klagenden Tönen, dem winselnden Winde, vernimmt. Neuenhammer. – Von der Melusine wird unten Aehnliches gemeldet.