[395] §. 40. Waffenbrunn.
Das alte Schloß Waffenbrunn bey Cham liegt in Trümmern, auf einer Ebene, größtentheils in seinen Bausteinen zu einem Eisenhammer verwendet. Der alte Schloßherr hatte seine Schätze vergraben: dafür mußte er nach dem Tode wandern. Als seine Frau nach ihm starb, mußte diese für ihn umgehen. Jedermann konnte sie um die Mittagsstunde sehen, wie sie, weiß angethan, und mit einem Bunde Schlüssel am Gürtel, dreymal um das Schloß ging und mit dem Schlage zwölf in den Keller zurückkehrte. Ein Hirtenmädchen hatte die Aufmerksamkeit der Burgfrau auf sich gezogen; sie winkte ihr jedesmal, so oft sie in der Nähe war. Da sagte es das Dirnlein dem Beichtvater, und dieser rieth, den Geist anzusprechen. Das Mädchen gehorchte, und der Geist führte sie in den Keller, zeigte ihr die eiserne Kiste, welche die Schätze enthalte, und versprach sie zum Lohne, so sie Erlösung fände: es bedürfe dreyer heiligen Messen, von ihrem Liedlohn, je eine für alle Armen Seelen, für ihren Eheherrn und für die ganze Verwandtschaft. Als nun Alles dem Versprechen gemäß vollzogen war, kam die weisse Frau wieder und übergab ihr die Kiste mit dem Auftrage, eine ewige Stiftmesse zu gründen, Einiges unter die Armen zu vertheilen, den Rest für sich zu behalten; sie sey nun erlöst und mit ihr alle Verwandte.