IV. Literatur
Lustspiel in einem Akt.
Margarete.
Klemens.
Gilbert.
Anständig, aber gar nicht reich möbliertes Zimmer, in dem Margarete wohnt. Ein kleiner Kamin. Ein Tisch, ein kleiner Schreibtisch, Sessel, ein Schrank, zwei Fenster im Hintergrund, Türe rechts und links.
Erste Szene
In einem Fauteuil am Kamin lehnt Klemens in sehr elegantem dunkelgrauem Sakkoanzug. Er raucht eine Zigarette und liest Zeitung. Margarete steht am Fenster, dann geht sie hin und her, endlich hinter Klemens, spielt mit ihren Händen in seinem Haar. Sie scheint etwas unruhig.
KLEMENS
weiter lesend, faßt ihre Hand und küßt sie.
Horner ist seiner Sache sicher – vielmehr meiner Sache; Waterloo fünf zu eins, Barometer zwanzig zu eins, Busserl sieben zu eins, Attila sechzehn zu eins.
[735]MARGARETE.
Sechzehn zu eins!
KLEMENS.
Lord Byron anderthalb zu eins – das sind wir, mein Schatz!
MARGARETE.
Ich weiß.
KLEMENS.
Dabei haben wir noch sechs Wochen bis zum Rennen.
MARGARETE.
Offenbar hält er es für tote Gewißheit.
KLEMENS.
Nein, wie sie schon alle diese Ausdrücke kennt! Bravo!
MARGARETE.
Diese Ausdrücke habe ich früher gekannt als dich. Ist es übrigens ausgemacht, daß du den Lord selbst reitest?
KLEMENS.
Wie kannst du denn fragen! – Damenpreis! Wen sollt' ich denn reiten lassen? Und wenn der Horner nicht wüßt', daß ich ihn reit', stund' er nicht anderthalb zu eins – darauf kannst du dich verlassen.
MARGARETE.
Das glaub' ich. – Du bist so schön, wenn du zu Pferd sitzt, einfach zum Totschießen! Nie werd' ich vergessen, wie du in München, grad am Tag, an dem ich dich kennen gelernt ...
KLEMENS.
Erinner' mich nicht daran. Da hab' ich Pech gehabt. Nie hätt' der Windisch das Rennen gewonnen, wenn er beim Start nicht zehn Längen profitiert hätt'. Aber diesmal – na! – Und am Tag drauf reisen wir ab.
MARGARETE.
Abend.
KLEMENS.
Ja. – Warum?
MARGARETE.
Weil wir vormittag heiraten, nehm' ich an.
KLEMENS.
Ja, ja mein Schatz.
MARGARETE.
Ich bin sehr glücklich. Umarmung. Und wohin werden wir reisen?
KLEMENS.
Ich denke, wir sind doch einig? – Aufs Gut.
MARGARETE.
Ja, später. Aber gehen wir nicht zuerst ein bißchen an die Riviera?
KLEMENS.
Das wird vom Damenpreis abhängen; wenn ich ihn gewinn' ...
MARGARETE.
Tote Gewißheit.
KLEMENS.
Im übrigen, im April ist die Riviera absolut nicht mehr elegant.
MARGARETE.
Ach deswegen!
KLEMENS.
Aber Kind, natürlich deswegen. Du hast noch aus früherer Zeit so gewisse Vorstellungen von Eleganz, so ... du entschuldigst schon – so ein bißl aus die Witzblätter.
MARGARETE.
Kle, ich bitte dich –
[736]KLEMENS.
Na also, wir werden schon sehen. Liest weiter. Badegast fünfzehn zu eins –
MARGARETE.
Badegast? – Der geht ja gar nicht mit.
KLEMENS.
Woher weißt du denn das?
MARGARETE.
Der Szigrati hat's mir selber gesagt.
KLEMENS.
Wieso denn? Wo denn?
MARGARETE.
Na, heut früh in der Freudenau, während du mit dem Milner geredet hast.
KLEMENS.
Der Szigrati ist mir auch nicht die richtige G'sellschaft für dich.
MARGARETE.
Eifersüchtig?
KLEMENS.
Aber nein! ... Im übrigen, ich werde dich von jetzt an ganz einfach als meine Braut vorstellen.
MARGARETE
küßt ihn.
KLEMENS.
Also, was hat er dir gesagt, der Szigrati?
MARGARETE.
Daß er den Badegast im Damenpreis gar nicht mitschickt.
KLEMENS.
Na, dem Szigrati darfst du nicht alles glauben, er verbreitet jetzt das Gerücht, daß der Badegast nicht mitgeht, damit die Odds länger werden.
MARGARETE.
Geh, das ist ja wie eine Spekulation.
KLEMENS.
Ja, glaubst du, unter uns gibt's keine Spekulanten? Für manche ist das Ganze nur ein Geschäft. Glaubst du, so ein Mensch wie der Szigrati hat das geringste Interesse für den Sport? Er könnt' ebensogut auf die Börs' gehen. Im übrigen, für'n Badegast könnt' man ihm ruhig hundert gegen eins legen.
MARGARETE.
So? Ich hab' heut früh gefunden, er sieht wunderbar aus.
KLEMENS.
Den Badegast hat sie auch g'sehn!
MARGARETE.
Freilich! Hat ihn nicht der Butters heut früh hinterm Busserl herumgaloppiert?
KLEMENS.
Aber der Butters reit't ja nicht für den Szigrati. Das ist ein Stallbursch gewesen. – Übrigens kann der Badegast aussehen, wie er will, egal – er ist ein Blender. Na, Margaret', bei deinem Talent wirst du die wahren Größen bald von den falschen unterscheiden lernen. Es ist ja wirklich unglaublich, mit welcher Geschwindigkeit du dich in alle diese Dinge sozusagen eingearbeitet hast. Es übertrifft meine kühnsten Erwartungen.
MARGARETE
ärgerlich.
Warum übertrifft's denn deine Erwartungen? [737] Du weißt ganz gut, daß mir alle diese Dinge gar nicht so neu sind. – Im Haus von meinen Eltern haben sehr elegante Leute verkehrt – der Graf Libowski und so verschiedene, – und auch bei meinem Mann ...
KLEMENS.
Na ja, selbstverständlich. Im Prinzip hab' ich auch gar nichts gegen die Baumwollindustrie.
MARGARETE.
Was hat das mit meinen persönlichen Anschauungen zu tun, daß mein Mann eine Baumwollspinnerei gehabt hat? Ich hab' mich immer auf meine eigene Weise weitergebildet. Im übrigen reden wir nicht mehr von dieser Zeit, die liegt fern, Gott sei Dank!
KLEMENS.
Aber es gibt eine andere, die näher liegt.
MARGARETE.
Gewiß. Warum?
KLEMENS.
Na, ich mein' nur, in deiner Münchener Gesellschaft kannst du doch nicht viel von sportlichen Dingen gehört haben, soweit ich das beurteilen kann.
MARGARETE.
Möchtest du nicht bald aufhören, mir die Gesellschaft zum Vorwurf zu machen, in der du mich kennen gelernt hast.
KLEMENS.
Vorwurf? – Davon kann gar keine Rede sein! Es ist und bleibt mir nur unbegreiflich, wie du zu den Leuten gekommen bist.
MARGARETE.
Du redst gerade, als wenn es eine Verbrecherbande gewesen war'!
KLEMENS.
Kind, ich geb' dir mein Wort: Einige haben absolut ausgesehn wie Straßenräuber. Es ist mir ganz unbegreiflich, wie du's mit deinem ausgeprägten Sinn ... Na, ich will ja gar nichts andres sagen als für – Reinlichkeit und gute Parfüms unter diesen Menschen hast aushaken, mit ihnen an einem Tisch sitzen können.
MARGARETE
lächelnd.
Hast du's nicht auch getan?
KLEMENS.
Neben ihnen – nicht mit ihnen. Ja – und um deinetwillen, ausschließlich um deinetwillen, wie du sehr wohl weißt. Übrigens will ich gar nicht leugnen, daß einige bei näherer Bekanntschaft gewonnen haben; es waren ganz interessante Leut' darunter. Du darfst auch nicht glauben, mein Schatz, daß ich mich über alle Menschen, die schlecht angezogen sind, erhaben fühle. – Daran liegt's ja auch nicht. In ihrem ganzen Benehmen, in ihrem Wesen ist irgendwas, das einen nervös macht.
MARGARETE.
Das läßt sich doch nicht so schlechthin behaupten.
[738]KLEMENS.
Na, sei nur nicht beleidigt, Schatz. Ich hab's ja schon gesagt: es sind sehr interessante Leute drunter. Aber wie sich eine Dame unter ihnen auf die Dauer wohlfühlen kann, das werde ich nie und nimmer begreifen.
MARGARETE.
Du vergißt eben eins, mein lieber Klemens, daß ich in gewissem Sinn auch zu ihnen gehöre oder wenigstens gehört hab'.
KLEMENS.
Na, ich bitt' dich recht schön!
MARGARETE.
Es waren Künstler und Künstlerinnen.
KLEMENS.
Na, jetzt sind wir glücklich wieder bei dem Thema.
MARGARETE.
Ja, und das ist eben meine ewige Kränkung, daß du da nicht mitkannst.
KLEMENS.
»Nicht mitkannst« – das hab' ich sehr gern! Ich kann schon ganz gut mit – du weißt, was mich an deiner Schreiberei geniert hat, und du weißt, daß es etwas ganz Persönliches ist.
MARGARETE.
Nun, es gibt Frauen, die in meiner damaligen Situation Schlimmeres getan hätten, als Gedichte zu schreiben.
KLEMENS.
Aber solche! solche! Er nimmt ein kleines Buch vom Kaminsims. Darum handelt es sich. Ich kann dir versichern, sooft ich's daliegen seh', sooft ich nur dran denke, schäm' ich mich, daß es von dir ist.
MARGARETE.
Dafür fehlt dir das Verständnis ... Na, sei nicht bös' – wenn du das hättest, wärst du eben vollkommen und das soll wahrscheinlich nicht sein. – Aber was geniert dich denn dran? Du weißt doch, daß ich nichts von alledem erlebt habe.
KLEMENS.
Ich hoffe.
MARGARETE.
Daß es Phantasien sind.
KLEMENS.
Da muß ich halt fragen: wie kann eine Dame so phantasieren? Liest. »An deinem Halse häng' ich trunken und sauge mich an deinen Lippen fest ...« Kopfschüttelnd. Wie kann eine Dame so was niederschreiben, – wie kann eine Dame so was drucken lassen? Jeder Mensch, der das liest, muß sich doch die Verfasserin vorstellen und den betreffenden Hals und – die betreffende Trunkenheit.
MARGARETE.
Wenn ich dir versichere, daß ein solcher Hals nie existiert hat.
KLEMENS.
Ich kann mir's auch nicht vorstellen. Das ist ja mein Glück – und deins, Margarete. Aber wie bist du zu solchen Phantasien gekommen? Auf deinen ersten Mann können sich [739] doch alle diese glühenden Liebesgedichte nicht beziehen – der hat dich ja überhaupt nicht verstanden, wie du immer sagst.
MARGARETE.
Natürlich nicht! Deswegen hab' ich mich ja von ihm scheiden lassen. Du kennst ja die Geschichte. Neben einem Menschen, der für nichts Sinn hat als für Essen und Trinken und Baumwolle, habe ich nicht existieren können.
KLEMENS.
Ja, ja. Aber das ist jetzt drei Jahre her, und die Gedichte hast du doch später geschrieben.
MARGARETE.
Nun ja. – Bedenke doch die Lage, in der ich mich befand –
KLEMENS.
Wieso? Du hast doch keine Entbehrungen zu leiden gehabt? In dieser Hinsicht hat sich ja dein Mann, das muß man ihm lassen, sehr anständig benommen. Du warst nicht darauf angewiesen, dir Geld zu verdienen. Und wenn sie dir schon für ein Gedicht hundert Gulden geben – mehr zahlen sie doch gewiß nicht – du warst doch nicht gezwungen, so ein Buch zu schreiben.
MARGARETE.
Liebster Kle, ich meinte »Lage« auch nicht in materiellem Sinn; ich meinte meinen Seelenzustand. Hast du denn eine Ahnung ... Als du mich kennen lerntest, war es ja schon viel besser, da hatt' ich mich in mancherlei gefunden, aber anfangs! – Ich war ja so ratlos, so zerfahren ... Alles mögliche hab' ich versucht, gemalt hab' ich – sogar eine englische Lektion hab' ich gegeben in der Pension, wo ich gewohnt hab'. Denk' dir nur, mit zweiundzwanzig Jahren dastehen als geschiedene Frau, niemanden haben –
KLEMENS.
Warum bist du nicht ruhig in Wien geblieben?
MARGARETE.
Weil ich mit meiner Familie auseinander war. Es hat mich ja niemand verstanden. Na, diese Leute! Glaubst du, irgendwer von meiner Familie hat begriffen, daß man auch noch was anderes vom Leben will als einen Mann und schöne Kleider und eine soziale Position? O Gott! Wenn ich ein Kind gehabt hätt', war' vielleicht alles anders gekommen – möglich, vielleicht auch nicht. Ich bin ja sehr kompliziert. Im übrigen, darfst du dich beklagen? War es nicht endlich das beste, was ich überhaupt tun konnte, nach München zu gehen? Hätt' ich dich sonst kennen gelernt?
KLEMENS.
Nun ja, aber du bist doch nicht mit der Absicht hingefahren.
MARGARETE.
Ich wollte frei werden – ich meine: innerlich frei. Ich habe sehen wollen, ob ich aus eigner Kraft weiterkommen [740] kann. Und du wirst gestehen: Es hat ganz den Anschein gehabt. Ich war auf dem besten Weg, berühmt zu werden.
KLEMENS.
...?
MARGARETE.
Aber du warst mir eben lieber als der Ruhm.
KLEMENS
gutmütig.
Und sicherer.
MARGARETE.
Daran hab' ich noch nie gedacht. Ich habe dich vom ersten Moment an geliebt, das war es. Denn einen wie dich hab' ich mir immer geträumt. Ich hab's immer gewußt, glücklich machen kann mich nur einer wie du. Rass', – das ist kein leerer Wahn. Was ist alles andere dagegen! Siehst du, drum glaub' ich auch im mer –
KLEMENS.
Was denn?
MARGARETE.
Ich meine zuweilen, daß auch in mir adeliges Blut fließt.
KLEMENS.
Wieso denn?
MARGARETE.
Nun ja, es war' doch möglich.
KLEMENS.
Das versteh' ich nicht.
MARGARETE.
Ich habe dir ja gesagt, daß im Haus meiner Eltern Aristokraten verkehrt haben ...
KLEMENS.
Na, und wenn schon –
MARGARETE.
Wer weiß –?
KLEMENS.
Margret, geh –! wie kann man so was nur reden!
MARGARETE.
Vor dir darf man halt nicht sagen, was man sich denkt. Das fehlt dir, – sonst wärst du eben vollkommen Sie schmeichelt sich an ihn heran. Ich habe dich ja so unglaublich gern. Gleich am ersten Abend, wie du ins Kaffeehaus gekommen bist, mit dem Wangenheim – gleich hab' ich's gewußt: der ist es! Wahrhaftig, du bist unter die Leute getreten wie aus einer andern Welt.
KLEMENS.
Hoff' ich. Und sehr dazugehörig hast du, Gott sei Dank, auch nicht ausgesehen. Nein, wenn ich mich an diese Gesellschaft erinner' – an die Russin zum Beispiel, die ausgeschaut hat wie ein Student mit ihren kurzgeschnittenen Haaren – nur daß sie kein Kappel getragen hat.
MARGARETE.
Das ist eine sehr begabte Malerin, die Baranzewitsch.
KLEMENS.
Ich weiß. Du hast sie mir ja in der Pinakothek gezeigt; da ist sie auf der Leiter gestanden und hat kopiert. – Und dann der Kerl mit dem polnischen Namen –
MARGARETE
beginnt.
Zrkd ...
KLEMENS.
Bemüh' dich nicht, hast es ja jetzt nimmer notwendig. [741] Der hat einmal was vorgelesen im Kaffeehaus, wie ich dabei war, ohne sich im geringsten zu genieren.
MARGARETE.
Das ist ein sehr großes Talent, du kannst es mir glauben.
KLEMENS.
Aber natürlich! Talentiert sind sie ja alle im Kaffeehaus. – Na, und dann dieser Bengel, die ser unerträgliche –
MARGARETE.
Wer?
KLEMENS.
Du weißt schon, wen ich mein'. Der immer die taktlosen Bemerkungen über die Aristokratie gemacht hat.
MARGARETE.
Gilbert, sicher meinst du Gilbert.
KLEMENS.
Ja. Ich will gewiß nicht alle meine Standesgenossen verteidigen, Lumpen gibt's überall, sogar unter den Dichtern, hab' ich mir sagen lassen – aber es ist doch manierlos von einem Menschen, wenn einer von uns dabei ist ...
MARGARETE.
Das war so seine Art.
KLEMENS.
Ich hab' mich damals zusammennehmen müssen, um nicht grob zu werden.
MARGARETE.
Es war ein interessanter Mensch bei alledem – ja. Und dann kam noch dazu, daß er sehr eifersüchtig auf dich war.
KLEMENS.
Das hab' ich auch zu bemerken geglaubt. Pause.
MARGARETE.
Ach Gott, es waren alle auf dich eifersüchtig. Natürlich ... Du warst so anders. Und dann, es haben mir alle den Hof gemacht, grade weil ich gegen alle ganz gleich war. Das mußt du doch bemerkt haben – nicht? Warum lachst du denn?
KLEMENS.
Komisch! Wenn mir das einer prophezeit hätte, daß ich einen Stammgast aus dem »Café Maximilian« heiraten werde! Am besten gefallen haben mir eigentlich die zwei jungen Maler, sie waren wirklich wie aus einem Theaterstück. Weißt du, die sich so ähnlich gesehen und alles gemeinschaftlich gehabt haben, – mir scheint, auch die Russin auf der Leiter.
MARGARETE.
Um solche Sachen habe ich mich nie gekümmert.
KLEMENS.
Die zwei müssen übrigens Juden gewesen sein, nicht?
MARGARETE.
Warum denn?
KLEMENS.
Na, weil sie immer so Witze gemacht haben – und dann die Aussprache ...
MARGARETE.
Antisemitische Bemerkungen kannst du dir schenken.
KLEMENS.
Aber Kind, sei doch nicht so empfindlich. Ich weiß ja, [742] daß du nur Halbblut bist. Und ich hab' wirklich nichts gegen die Juden. Ich hab' einmal sogar einen Lehrer gehabt, der mich in Griechisch vorbereitet hat, vor der Matura, das war ein Jud', meiner Seel'. Und ein ausgezeichneter Mensch. Man kommt ja mit allerlei Leuten zusammen ... Ich bedaure auch nicht, deine Gesellschaft in München kennen gelernt zu haben; das gehört alles zur Lebenserfahrung. – Aber schau', ich muß dir doch vorgekommen sein wie ein Retter aus der Not.
MARGARETE.
Ja, das ist schon wahr. Kle, Kle!Umarmung.
KLEMENS.
Was lachst denn?
MARGARETE.
Mir fällt was ein.
KLEMENS.
Na?
MARGARETE.
»An deinem Halse häng' ich trunken ...«
KLEMENS
unmutig.
Bitt' dich, mußt du einen immer wieder aus der Illusion reißen!
MARGARETE.
Sag', Kle: Du wärst also wirklich nicht stolz, wenn deine Geliebte, deine Frau eine große und berühmte Dichterin wäre?
KLEMENS.
Ich hab' dir schon gesagt: meinetwegen halt mich für borniert in der Hinsicht, aber ich versichere dich, wenn du heut wieder anfingst, Gedichte zu schreiben, oder sie gar drucken ließest, in denen du meinethalben mich anschwärmst und der Welt von unserm Liebesglück erzähltest – Nichts war's mit dem Heiraten, auf und davon ging ich dir!
MARGARETE.
Und das sagt ein Mensch, der ein Dutzend stadtbekannte Verhältnisse gehabt hat!
KLEMENS.
Mein Schatz, stadtbekannt hin, stadtbekannt her – ich hab's niemandem erzählt, ich hab's nicht drucken lassen, wenn mir eine trunken am Hals gehängt ist, und ein jeder hat sich's um einen Gulden fünfzig kaufen können! Darauf kommt's an! Ich weiß ja, daß es Leute gibt, die davon leben; aber ich find' es im höchsten Grad unfein. Ich sag' dir, mir kommt's ärger vor, als wenn sich eine im Trikot als griechische Statue beim Ronacher hinausstellt. So eine griechische Statue sagt doch nicht Mau! Aber was so ein Dichter alles ausplauscht, das geht über den Spaß!
MARGARETE
unruhig.
Liebster, du vergißt nur, daß der Dichter nicht immer die Wahrheit sagt.
KLEMENS.
Na, und wenn er aufschneidt, ist's vielleicht schöner?
MARGARETE.
Das nennt man dann nicht »aufschneiden«, das heißt »stilisieren«.
[743]KLEMENS.
Was ist denn das schon wieder für ein Wort!
MARGARETE.
Oder wir erzählen Dinge, die wir gar nicht erlebt, die wir geträumt, die wir einfach erfunden haben.
KLEMENS.
Ich bitt' dich, liebe Margret, sag' doch nicht immer »wir«. Du gehörst ja Gott sei Dank nimmer dazu.
MARGARETE.
Wer weiß!
KLEMENS.
Was heißt das?
MARGARETE
zärtlich.
Klemens, ich muß es dir sagen!
KLEMENS.
Nun, was gibt's denn?
MARGARETE.
Ich gehör' dazu! Ich hab' das Dichten nicht aufgegeben.
KLEMENS.
Inwiefern?
MARGARETE.
Das ist doch sehr einfach: ich schreib' eben noch immer – oder ich habe wenigstens was geschrieben. Ja, so etwas ist stärker, als andere Menschen begreifen können. Ich glaub', ich wäre zu Grund gegangen, wenn ich nicht geschrieben hätte.
KLEMENS.
Also was hast du denn schon wieder geschrieben?
MARGARETE.
Einen Roman. Ich hatte zuviel auf dem Herzen. Ich wäre daran erstickt. Bis heut hab' ich dir's verschwiegen; endlich muß es doch heraus. Künigel ist entzückt davon.
KLEMENS.
Wer ist Künigel?
MARGARETE.
Mein Verleger.
KLEMENS.
Es hat ihn also schon wer gelesen?
MARGARETE.
Ja. Und noch viele werden ihn lesen. Klemens, du wirst stolz sein – glaube mir!
KLEMENS.
Du irrst dich, liebes Kind. Ich finde das von dir ... Was kommen denn eigentlich für Sachen drin vor?
MARGARETE.
Das läßt sich nicht so leichthin sagen. Der Roman enthält sozusagen das meiste, was über das meiste zu sagen ist.
KLEMENS.
Alle Achtung!
MARGARETE.
Und darum kann ich dir auch versprechen, daß ich von nun an keine Feder mehr anrühre. Es ist nicht mehr notwendig.
KLEMENS.
Hast du mich lieb, Margarete, oder nicht?
MARGARETE.
Wie kannst du fragen? Dich, nur dich! Soviel ich auch beobachtet, soviel ich auch gesehen habe – erlebt hab' ich nichts. Ich habe auf dich gewartet.
KLEMENS.
Also bring ihn herein, deinen Roman.
MARGARETE.
Ja, wieso? wie meinst du das?
[744]KLEMENS.
Daß du ihn hast schreiben müssen – gut; aber lesen soll ihn wenigstens keiner. Bring ihn her, wir wollen ihn ins Feuer werfen.
MARGARETE.
Kle!
KLEMENS.
Das verlang' ich von dir – das darf ich verlangen!
MARGARETE.
Ja, das ist nicht möglich! Das ist –
KLEMENS.
Weshalb? Wenn ich es wünsche, wenn ich erkläre, daß ich davon alles weitere abhängig mache ... Du verstehst mich ... wird es vielleicht doch möglich sein!
MARGARETE.
Aber Klemens, der Roman ist ja schon gedruckt.
KLEMENS.
Wie? gedruckt?
MARGARETE.
Ja! In wenigen Tagen wird er überall zu haben sein.
KLEMENS.
Margarete – und alles das, ohne daß du mir vorher ein Wort ...
MARGARETE.
Klemens, ich hab' nicht anders können. Wenn er erst da ist, wirst du mir verzeihen! Mehr als das: – Du wirst stolz sein!
KLEMENS.
Liebes Kind, das geht übern Spaß!
MARGARETE.
Klemens.
KLEMENS.
Adieu, Margarete.
MARGARETE.
Klemens, was heißt das – du gehst?
KLEMENS.
Wie du siehst.
MARGARETE.
Wann kommst du wieder?
KLEMENS.
Das kann ich in diesem Augenblick noch nicht sagen. Adieu.
MARGARETE.
Klemens! Will ihn halten.
KLEMENS.
Ich bitte. Ab.
MARGARETE
allein.
Klemens! Was bedeutet das? Er verläßt mich? Was soll ich denn tun? – Klemens! – Alles soll zu Ende sein? Nein, es ist ja nicht möglich! Klemens! – Ich muß ihm nach! Sie sucht nach ihrem Hut – Klingel. Ah! er kommt zurück! Er hat mir nur Angst machen wollen. – Oh, mein Klemens! Zur Türe.
GILBERT
tritt ein.
Zu dem Stubenmädchen, das die Tür geöffnet hat. Ich sagte Ihnen ja, daß die gnädige Frau zu Hause ist. – Guten Tag, Margarete.
MARGARETE
betreten.
Sie sind es?
GILBERT.
Ich bin es – ich, Amandus Gilbert.
MARGARETE.
Ich bin ja so erstaunt ...
GILBERT.
Das seh' ich. Aber es liegt kein Grund vor. Ich befinde mich hier nur auf der Durchreise; ich fahre nach Italien. Und eigentlich komme ich nur zu dir, um dir in Erinnerung alter [745] Kameradschaft mein neuestes Werk zu bringen. Überreicht ihr das Buch. Da sie es nicht gleich nimmt, legt er es auf den Tisch.
MARGARETE.
Sie sind sehr liebenswürdig, ich danke Ihnen.
GILBERT.
Bitte. Du hast ein gewisses Anrecht auf dieses Buch. – Also hier wohnst du.
MARGARETE.
Jawohl. Aber ...
GILBERT.
Übergangsstadium, ich weiß. Für ein möbliertes Zimmer sieht es leidlich genug aus. Allerdings, diese Familienporträts an den Wänden würden mich wahnsinnig machen.
MARGARETE.
Meine Hauswirtin ist die Witwe eines Generals.
GILBERT.
Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.
MARGARETE.
Entschuldigen? Fällt mir wahrhaftig nicht ein.
GILBERT.
Es ist sonderbar, jetzt daran zu denken ...
MARGARETE.
Woran denken Sie?
GILBERT.
Warum soll ich's nicht sagen? An das kleine Zimmer in der Steinsdorfer Straße, mit dem Balkon auf die Isar. Erinnerst du dich, Margarete?
MARGARETE.
Wollen wir nicht lieber beim »Sie« bleiben?
GILBERT.
Wie du willst ... wie Sie wollen, Margarete. Pause. Plötzlich. Sie haben sich jämmerlich benommen, Margarete.
MARGARETE.
Was?!
GILBERT.
Oder wünschen Sie, daß ich in Umschreibungen rede? Ich finde leider kein anderes Wort. – Und es war so überflüssig, Margarete. Mit der Ehrlichkeit war' es ebensogut gegangen. Es war gar nicht notwendig, München bei Nacht und Nebel zu verlassen.
MARGARETE.
Es war weder Nacht noch Nebel. Ich bin um acht Uhr dreißig früh bei hellem Sonnenschein mit dem Expreß abgereist.
GILBERT.
Immerhin, man hätte sich vorher Lebewohl sagen können, nicht wahr? Setzt sich.
MARGARETE.
Der Baron kann jeden Augenblick kommen.
GILBERT.
Was tut das? Sie haben ihm gewiß nicht gesagt, daß Sie einst in meinen Armen gelegen sind und mich angebetet haben. Ich bin eben ein guter Bekannter aus München. Und ein guter Bekannter darf Sie wohl besuchen?
MARGARETE.
Jeder andere, Sie nicht!
GILBERT.
Weshalb? Sie mißverstehen mich noch immer. Ich komme wirklich nur als guter Bekannter. Alles andere ist vorbei, längst vorbei ... Na, Sie werden ja sehen. Deutet auf sein Buch.
[746]MARGARETE.
Was ist denn das?
GILBERT.
Mein neuester Roman.
MARGARETE.
Sie schreiben Romane?
GILBERT.
Allerdings.
MARGARETE.
Seit wann können Sie denn das?
GILBERT.
Wie meinen Sie?
MARGARETE.
Ach Gott, ich erinnere mich, daß Ihr eigentliches Gebiet die kleine Skizze, die Beobachtung alltäglicher Vorkommnisse ...
GILBERT
aufgeregt.
Mein Gebiet? ... Mein Gebiet ist die Welt! Ich schreibe, was mir beliebt! Ich lasse mich nicht umgrenzen. Ich weiß nicht, was mich abhalten sollte, einen Roman zu schreiben!
MARGARETE.
Nun, die Ansicht der maßgebenden Kritik war ja doch ...
GILBERT.
Wer ist maßgebend?
MARGARETE.
Ich erinnere mich zum Beispiel an ein Feuilleton von Neumann in der Allgemeinen ...
GILBERT
wütend.
Neumann ist ein Kretin! Ich habe ihn geohrfeigt!
MARGARETE.
Sie haben ihn ...?
GILBERT.
Innerlich hab' ich ihn geohrfeigt! Du warst damals ebenso empört wie ich. Wir waren vollkommen einig, daß Neumann ein Kretin sei. »Wie darf dieses Nichts wagen ...« das waren deine Worte, »dir Grenzen abzustecken! Wie darf er es wagen, dein nächstes Buch sozusagen im Mutter leib zu erwürgen?« Du hast es gesagt! Und heute berufst du dich auf diesen Literaturhausierer!
MARGARETE.
Ich bitte, schreien Sie doch nicht. Meine Hauswirtin ...
GILBERT.
Es ist nicht mein Amt, mich um Generalswitwen zu kümmern, wenn meine Nerven vibrieren.
MARGARETE.
Ja, was hab' ich denn gesagt? Ich kann Ihre Empfindlichkeit wahrhaftig nicht begreifen.
GILBERT.
Empfindlich? Du nennst mich empfindlich? Du? Ein Weib, das die schwersten Schüttelfröste bekam, wenn der kleinste Schmock im letzten Käseblatt ein böses Wort auszusprechen wagte?
MARGARETE.
Ich erinnere mich nicht, daß über mich je ein böses Wort erschienen wäre!
GILBERT.
So? – Übrigens magst du recht haben. Gegen hübsche Weiber ist man immer galant.
[747]MARGARETE.
Galant? Aus Galanterie hat man meine Gedichte gelobt? Und dein eigenes Urteil ...?
GILBERT.
Meines? Ich brauche nichts davon zurückzunehmen; ich erlaube mir nur zu bemerken, daß du deine paar hübschen Gedichte in unserer Zeit geschrieben hast.
MARGARETE.
Und so rechnest du sie wohl dir zum Verdienst an?
GILBERT.
Hättest du sie geschrieben, wenn ich nicht gewesen wäre? Sind sie nicht an mich?
MARGARETE.
Nein!
GILBERT.
Wie? Nicht an mich? Es ist ungeheuerlich!
MARGARETE.
Nein, sie sind nicht an dich!
GILBERT.
Ich stehe starr! Soll ich dich an die Situationen erinnern, in welchen deine schönsten Verse entstanden sind?
MARGARETE.
Sie waren an ein Ideal gerichtet ...
GILBERT
deutet auf sich.
MARGARETE.
... dessen zufälliger Vertreter auf Erden du warst.
GILBERT.
Ha! kostbar! Woher hast du das? Weißt du, wie der Franzose in einem solchen Falle sagt? »Cest de la littérature!«
MARGARETE
ihm nachäffend.
Ce n'est pas de la littérature! Das ist wahr, vollkommen wahr! Oder glaubst du im Ernst, daß ich dich mit dem schlanken Jüngling gemeint? Daß ich deine Locken besungen habe? – Du bist schon damals dick gewesen – und das waren doch niemals Locken! Sie fährt ihm in die Haare.
GILBERT
er greift bei dieser Gelegenheit ihre Hand und küßt sie.
MARGARETE weicher. Was fällt dir ein!
GILBERT.
Damals hast du sie dafür gehalten. Oder hast sie wenigstens so genannt. Nun ja, was tut man nicht alles für den Vers, für den Wohlklang! Hab' ich dich nicht einmal in einem Sonett »mein kluges Mädchen« genannt? Dabei warst du weder ... Aber nein, ich will nicht ungerecht sein – klug bist du ja gewesen, beschämend klug, widerwärtig klug! Das ist dir gelungen! Im übrigen: wundern muß man sich nicht; du warst ja immer ein Snob. Ach Gott! Jetzt hast du ja deinen Willen. Du hast ihn eingefangen, deinen adeligen Jüngling mit den wohlgepflegten Händen und dem ungepflegten Gehirn, den vortrefflichen Reiter, Fechter, Schützen, Tennisspieler, Herzensbrecher – die Marlitt hätt' ihn nicht ekliger erfinden können. Ja, was willst du denn mehr? Ob dir das auf die Dauer genügen wird, dir, die einmal Höheres gekannt hat, das ist freilich eine andere Frage. Ich kann dir nur sagen: für mich bist du eine Herabgekommene der Liebe.
[748]MARGARETE.
Das ist dir auf der Eisenbahn eingefallen.
GILBERT.
Soeben ist es mir eingefallen, in diesem Augenblick!
MARGARETE.
So schreib's dir auf, es ist ein gutes Wort.
GILBERT.
Ich hab' noch eins für dich: Früher warst du Weib, jetzt bist du Weibchen. Ja, das bist du! Was hat dich denn zu einem Menschen von dieser Sorte hingelockt? Nichts als der Trieb, der ganz gemeine Trieb!
MARGARETE.
Ich bitte dich, du hast Ursache –!
GILBERT.
Liebes Kind, ich hatte doch jederzeit auch eine Seele bei der Hand.
MARGARETE.
Zuweilen ausschließlich –
GILBERT.
Versuche jetzt nicht, unser Verhältnis herabzuziehen – es wird dir nicht gelingen. Es bleibt das Herrlichste, was du erlebt hast.
MARGARETE.
Ach Gott, wenn ich denke, daß ich dieses Gewäsch ein Jahr lang ertragen habe.
GILBERT.
Ertragen? Du hast dich daran berauscht! Sei nicht undankbar – ich bin es auch nicht. Wie erbärmlich du dich am Ende auch benommen hast, mir kann es die Erinnerung nicht vergällen. Ich will noch mehr sagen: auch das hat dazu gehört.
MARGARETE.
Was du nicht sagst!
GILBERT.
Nämlich – diese Erklärung bin ich dir noch schuldig; höre! Gerade zu der Zeit, als du begannst, dich von mir abzuwenden, als du das Heimweh nach dem Stall bekamst – la nostalgie de l'écurie – gerade damals war ich soeben mit dir innerlich fertig geworden.
MARGARETE.
Nicht möglich!
GILBERT.
Es ist charakteristisch, daß du davon nicht das geringste bemerkt hast. – Fertig war ich mit dir, ja! Ich hab' dich einfach nicht mehr gebraucht. Was du mir geben konntest, hattest du mir gegeben – dein Amt war erfüllt. Du wußtest in den Tiefen deiner Seele – du wußtest unbewußt ...
MARGARETE.
Ich bitt' dich, sprüh' nicht so!
GILBERT
unbeirrt.
Daß deine Zeit um war. Unser Verhältnis hat seinen Zweck erfüllt: ich bereue es nicht, dich geliebt zu haben.
MARGARETE.
Aber ich!
GILBERT.
Vortrefflich! In dieser kleinen Bemerkung spricht sich für den Kenner nicht weniger aus, als der tiefe Wesensunterschied zwischen dem Künstler und dem Dilettanten. Für dich, [749] Margarete, ist unser Verhältnis heute nicht mehr als die Erinnerung an ein paar tolle Nächte, an ein paar tiefgründige Gespräche in den Alleen des englischen Gartens, ich habe es zum Kunstwerk gemacht.
MARGARETE.
Ich auch.
GILBERT.
Wieso? wie meinst du das?
MARGARETE.
Was du triffst, bei Gott! das treff' ich auch! Auch ich habe einen Roman geschrieben, in den unsre einstigen Beziehungen hineinspielen, auch ich habe unsere einstige Liebe – oder was wir so nannten – der Ewigkeit aufbewahrt.
GILBERT.
Von der Ewigkeit würd' ich an deiner Stelle doch nicht reden, bevor die zweite Auflage erschienen ist.
MARGARETE.
Nun, es hat doch was anderes zu bedeuten, wenn ich einen Roman schreibe, als wenn du es tust.
GILBERT.
Das dürfte stimmen.
MARGARETE.
Denn du bist ein freier Mann, du brauchst dir die Stunden nicht zu stehlen, in denen du Künstler sein darfst, und du setzt nicht deine Zukunft aufs Spiel.
GILBERT.
Und du?
MARGARETE.
Ich hab' es getan! Vor einer halben Stunde hat mich Klemens verlassen, weil ich ihm gestand, daß ich einen Roman geschrieben habe.
GILBERT.
Verlassen? Auf immer?
MARGARETE.
Ich weiß nicht. Auch das ist möglich. Er ist im Zorn fortgegangen. Er ist unberechenbar. Was er über mich beschließen wird, kann ich nicht voraussehen.
GILBERT.
So! Also er verbietet dir zu schreiben! Er duldet nicht, daß seine Geliebte gewissermaßen von ihrem Gehirn Gebrauch macht! Ah, vortrefflich! Das ist die Blüte der Nation! So – ja! Und du, du schämst dich nicht, in den Armen eines solchen Idioten dasselbe zu empfinden, was du einst ...
MARGARETE.
Ich verbiete dir, so über ihn zu reden! Du verstehst ihn ja nicht!
GILBERT.
Ha!
MARGARETE.
Du weißt ja nicht, warum er dagegen ist, daß ich dichte! Nur aus Liebe! Er fühlt es, daß ich da in einer Welt lebe, die für ihn verschlossen ist, er schämt sich für mich, daß ich das Innerste meiner Seele vor Unberufenen ausbreite, er will mich für sich allein, ganz allein haben; und darum ist er fortgestürzt ... nein, nicht gestürzt, denn Klemens gehört nicht zu den Männern, welche fortstürzen ...
[750]GILBERT.
Gut beobachtet. Aber fort ist er doch. Über das Tempo wollen wir nicht diskutieren. Und er ist fort, weil er nicht duldet, daß du deinem Schaffensdrang nachgibst.
MARGARETE.
Ja, wenn er auch das noch verstünde! Aber das gibt's offenbar nicht. Ich könnte ja die beste, die treueste, die edelste Frau von der Welt sein, wenn es nur den richtigen Mann auf der Welt gäbe!
GILBERT.
Jedenfalls drückst du damit aus, daß auch er nicht der
Rechte ist.
MARGARETE.
Das hab' ich nicht gesagt!
GILBERT.
So begreife doch, daß er dich einfach knechtet, zugrunde richtet, dein ureigenes Ich aus Egoismus zu ruinieren sucht. Denke doch an die Margarete, die du einmal warst! Denke an die Freiheit, in der du dich entwickeln durftest, da du mich liebtest! Denke an die erlesenen Menschen, mit denen du damals verkehrtest, denke an die Jünger, die sich um mich versammelten und die auch die deinen waren. Sehnst du dich nicht manchmal zurück? Denkst du nicht an dein kleines Zimmer mit dem Balkon – unten rauschte die Isar – Er hat ihre Hände gefaßt und drängt sich an sie.
MARGARETE.
O Gott!
GILBERT.
Es kann wieder so werden; es braucht ja nicht die Isar zu sein. – Ich will dir einen Vorschlag machen, Margarete. Sag' ihm, wenn er wiederkommen sollte, daß du in München noch einiges Dringende zu besorgen hättest, und verbringe diese Zeit mit mir. Margarete, du bist ja so schön! Wir wollen wieder glücklich sein wie einst, Margarete! Erinnerst du dich? Ganz nahe. »An deinem Halse häng' ich trunken ...«
MARGARETE
rasch von ihm weg.
Fort! fort! Nein, nein! Fort sag' ich! Ich liebe dich ja nicht mehr!
GILBERT.
O! Hm ... So? Na, da bitt' ich also um Entschuldigung. Pause. Adieu, Margarete. Adieu.
MARGARETE.
Adieu.
GILBERT.
Adieu. Sich noch einmal wendend. Willst du mir nicht wenigstens zum Abschied deinen Roman geben, wie ich dir den meinen gegeben habe?
MARGARETE.
Er ist noch nicht erschienen. Erst in der nächsten Woche wird er zu haben sein.
GILBERT.
Wenn ich fragen darf: was ist es denn eigentlich für eine Art von Roman?
[751]MARGARETE.
Der Roman meines Lebens. Selbstverständlich so verhüllt, daß ich nicht zu erkennen bin.
GILBERT.
So? Wie hast du denn das gemacht?
MARGARETE.
Sehr einfach. Die Heldin ist vor allem keine Dichterin, sondern eine Malerin –
GILBERT.
Das ist sehr schlau.
MARGARETE.
Ihr erster Mann ist kein Baumwollfabrikant, sondern ein großer Spekulant – auch betrügt sie ihn nicht mit einem Tenor ...
GILBERT.
Haha!
MARGARETE.
Warum lachst du denn?
GILBERT.
Du hast ihn also mit einem Tenor betrogen? Das hab' ich gar nicht gewußt.
MARGARETE.
Wer sagt denn das?
GILBERT.
Du hast es mir soeben mitgeteilt.
MARGARETE.
Wieso denn? – Ich sage: die Heldin meines Buches betrügt ihren Mann mit einem Bariton.
GILBERT.
Baß wäre großartiger – Mezzosopran pikanter.
MARGARETE.
Dann geht sie nicht nach München, sondern nach Dresden, und dort hat sie ein Verhältnis mit einem Bildhauer.
GILBERT.
Das bin also ich ... verschleiert?
MARGARETE.
Sehr verschleiert. Der Bildhauer ist nämlich jung, schön und ein Genie. Trotzdem verläßt sie ihn.
GILBERT.
Wegen ...?
MARGARETE.
Rate!
GILBERT.
Vermutlich wegen eines Jockeis?
MARGARETE.
Schaf!
GILBERT.
Wegen eines Grafen? – Wegen eines Fürsten?
MARGARETE.
Nein, es ist ein Erzherzog!
GILBERT
sich verbeugend.
Du hast wirklich keine Kosten gescheut.
MARGARETE.
Ja, ein Erzherzog, der um ihretwillen den Hof verläßt, sie heiratet und mit ihr nach den Kanarischen Inseln auswandert.
GILBERT.
Kanarische Inseln – sind sehr fein! Und dann –?
MARGARETE.
Mit der Landung in ...
GILBERT.
Kanarien –
MARGARETE.
– schließt der Roman.
GILBERT.
So. Ich bin sehr gespannt, – besonders auf die Verschleierung.
MARGARETE.
Du selbst würdest mich nicht erkennen, wenn –
GILBERT.
Nun, wenn –?
[752]MARGARETE.
Wenn nicht im drittletzten Kapitel unser ganzer Briefwechsel enthalten wäre!
GILBERT.
Was?!
MARGARETE.
Ja – alle Briefe, die du mir und die ich dir geschrieben habe, sind in den Roman aufgenommen.
GILBERT.
Ja, entschuldige – woher hattest du denn die deinen an mich? Die hab' doch ich!
MARGARETE.
Ja, ich hatte sie mir doch früher immer aufgesetzt.
GILBERT.
Aufgesetzt!?
MARGARETE.
Ja.
GILBERT.
Aufgesetzt – diese Briefe an mich, die wie in zitternder Eile hingeworfen schienen. »Noch ein Wort, Geliebter, eh' ich schlafen gehe, mir fallen die Augen zu ...« und dann, wenn dir die Augen zugefallen waren, hast du ihn ins Reine geschrieben?!
MARGARETE.
Nun, beklagst du dich vielleicht darüber?
GILBERT.
Ich hätt' es ahnen können. Ich muß ja noch froh sein, daß sie nicht einem Briefsteller für Liebende entnommen waren. Oh, wie bricht alles zusammen! Die ganze Vergangenheit ein Trümmerhaufen! ... Sie hat ihre Briefe aufgesetzt.
MARGARETE.
So sei doch froh. Wer weiß, ob meine Briefe an dich nicht das einzige sind, was von dir übrigbleiben wird.
GILBERT.
Und nebstbei ist das eine äußerst fatale Geschichte.
MARGARETE.
Warum denn?
GILBERT
auf sein Buch deutend.
Da drin sind sie nämlich auch.
MARGARETE.
Was?! Wo?
GILBERT.
In meinem Roman.
MARGARETE.
Was ist da drin?
GILBERT.
Unsere Briefe – deine und meine.
MARGARETE.
Woher hast du denn die deinen gehabt? Die hab' doch ich! – Ah, siehst du, du hast sie auch aufgesetzt!
GILBERT.
O nein, ich hab' sie nur abgeschrieben, bevor ich sie an dich absandte. Sie sollten nicht verloren gehen. Es sind sogar einige drin, die du gar nicht bekommen hast, die viel zu schön für dich waren, die du gar nicht verstanden hättest.
MARGARETE.
Ja, um Gottes willen, wenn es so ist ... In Gilberts Buch blätternd. Ja, es ist so! Ja, das ist doch ganz dasselbe, als wenn wir der Welt erzählten, daß wir zwei ... Um Himmels willen ...Aufgeregt blätternd. Ist am Ende auch der Brief aufgenommen, den du mir am Morgen nach der ersten Nacht ...
GILBERT.
Natürlich, der war doch glänzend.
[753]MARGARETE.
Aber das ist ja entsetzlich! Es wird ein europäischer Skandal! Und Klemens, um Gottes willen! Ich fange an zu wünschen, daß er nicht mehr zurückkommt! Ich bin ja verloren! Und du mit mir! Wo immer du sein magst, er wird dich zu finden wissen, er wird dich niederschießen wie einen tollen Hund!
GILBERT
steckt sein Buch ein.
Abgeschmackter Vergleich.
MARGARETE.
Wie konntest du nur auf diese irrsinnige Idee kommen! Briefe einer Frau, die du angeblich geliebt hast ... Man sieht doch gleich, daß du kein Gentleman bist!
GILBERT.
Das find' ich aber köstlich! Hast du nicht dasselbe getan?
MARGARETE.
Ich bin eine Frau.
GILBERT.
Jetzt berufst du dich darauf!
MARGARETE.
Es ist wahr, ich habe dir nichts vorzuwerfen. Wir sind einander würdig. Ja, Klemens hat recht. Ärger als die Weiber beim Ronacher sind wir, die sich in Trikots hinausstellen. Unsere geheimsten Seligkeiten, unsere Schmerzen, alles stellen wir aus! Pfui! pfui! mich ekelt ja vor mir! Wir zwei gehören zusammen. Klemens hätte recht, wenn er mich davonjagt. Plötzlich. Komm, Amandus!
GILBERT.
Was willst du denn?
MARGARETE.
Ich nehme deinen Vorschlag an ...
GILBERT.
Was für einen Vorschlag?
MARGARETE.
Ich fliehe mit dir! Sie sucht nach Hut und Mantel.
GILBERT.
Was fällt dir ein? Was tust du denn?
MARGARETE
sehr erregt steckt sich den Hut fest.
Es kann wieder so werden wie einst, du hast es gesagt: es braucht nicht die Isar zu sein – nun, ich bin bereit!
GILBERT.
Das ist ja vollkommen verrückt! Fliehen – was heißt denn das? Sagtest du nicht selbst, er wird mich überall zu finden wissen? Wenn du bei mir bist, findet er dich auch. Es wäre viel klüger, wenn jeder für sich allein ...
MARGARETE.
Elender, jetzt willst du mich im Stich lassen?! Und vor wenigen Minuten bist du vor mir auf den Knien gelegen? Schämst du dich nicht?
GILBERT.
Weshalb? Ich bin ein kranker, nervöser Mensch ... ich bin Stimmungen unterworfen ...
MARGARETE
am Fenster, schreit.
GILBERT.
Was hast du denn? Was wird die Generalswitwe von mir denken?
[754]MARGARETE.
Er ist's, er kommt!
GILBERT.
Nun ...
MARGARETE.
Was, du willst gehen?
GILBERT.
Ich hatte nie die Absicht, dem Herrn Baron einen Besuch zu machen.
MARGARETE.
Er trifft dich auf der Treppe. Das wäre noch ärger. Bleibe! ich werde nicht allein das Opfer sein!
GILBERT.
So sei doch nicht verrückt. Warum zitterst du denn so? Er kann doch nicht beide Romane gelesen haben. Komm doch zu dir! Leg' den Hut ab! Fort mit dem Mantel! Ist ihr behilflich. Wenn er dich in dieser Verfassung sieht, muß er ja ahnen ...
MARGARETE.
Das ist mir egal – lieber gleich, als später. Ich ertrag' es nicht, das Entsetzliche abzuwarten, ich sag' ihm sofort alles.
GILBERT.
Alles?!
MARGARETE.
Ja, solang du noch da bist. Wenn ich ihm jetzt ehrlich alles eingestehe, wird er mir vielleicht verzeihen!
GILBERT.
Und ich – und ich?! Ich habe doch wohl noch was Gescheiteres auf der Welt zu tun, als mich von einem eifersüchtigen Baron niederschießen zu lassen wie einen tollen Hund! Klingel.
MARGARETE.
Er ist's! er ist's!
GILBERT.
Du wirst nichts reden!
MARGARETE.
Ich werde reden!
GILBERT.
So?! Nun, gib acht! So werde ich meine Haut wenigstens teuer verkaufen.
MARGARETE.
Was willst du tun?
GILBERT.
Ich werde ihm Wahrheiten ins Gesicht schleudern, wie sie noch nie ein Baron gehört hat.
KLEMENS
tritt ein; etwas befremdet, sehr kühl und höflich.
Oh, Herr Gilbert, wenn ich nicht irre?
GILBERT.
Jawohl, Herr Baron. Auf einer Reise nach dem Süden begriffen, konnte ich mir nicht versagen, der gnädigen Frau meine Aufwartung zu machen.
KLEMENS.
Ach so. Pause. Ich scheine eine Unterhaltung unterbrochen zu haben, was mir sehr leid täte. Ich bitte, sich nicht stören zu lassen.
GILBERT.
Wovon sprachen wir doch eben, gnädige Frau?
KLEMENS.
Vielleicht kann ich Ihrer Erinnerung zu Hilfe kommen? In München haben Sie wenigstens immer von Ihren Büchern gesprochen ...
[755]GILBERT.
Ah, sehr gut. Ich habe tatsächlich von meinem neuen Roman ...
KLEMENS.
Bitte, fahren Sie fort. Man kann jetzt auch mit mir über Literatur reden. Nicht wahr, Margarete? – Ist es ein naturalistischer Roman? ein symbolischer? erlebt? stilisiert?
GILBERT.
Ach Gott, in gewissem Sinn schreiben wir ja alle nur Selbsterlebtes.
KLEMENS.
Ah, das ist aber interessant.
GILBERT.
Selbst wenn einer einen Nero schreibt, so ist es dazu unumgänglich notwendig, daß er Rom innerlich angezündet hat ...
KLEMENS.
Natürlich.
GILBERT.
Woher soll man schließlich Inspirationen nehmen als aus sich selbst? Woher Modelle als aus dem Leben ringsum;
MARGARETE
immer unruhiger.
KLEMENS.
Es ist nur schade, daß die Modelle selbst so selten darum gefragt werden. Ich muß schon sagen, wenn ich eine Frau wäre, ich tät' mich bedanken, daß man den Leuten erzählt ... Scharf. In anständiger Gesellschaft nennt man das, eine Frau kompromittieren!
GILBERT.
Ich weiß nicht, ob ich mich zur anständigen Gesellschaft rechnen darf, aber ich nenne das, eine Frau adeln.
KLEMENS.
Oh!
GILBERT.
Das Wesentliche ist nur, ob's einer trifft! Denn was liegt in höherm Sinn daran, daß man von einer Frau weiß, ob sie in diesem oder jenem Bett glücklich gewesen ist.
KLEMENS.
Herr Gilbert, ich mache Sie darauf aufmerksam, daß Sie vor einer Dame reden!
GILBERT.
Ich rede vor einer Kameradin, Herr Baron, die meine Ansicht über diese Dinge teilen dürfte.
KLEMENS.
Oh!
MARGARETE
plötzlich.
Klemens! Zu seinen Füßen. Klemens!
KLEMENS
betreten.
Aber ... aber Margarete! ...
MARGARETE.
Verzeihung, Klemens!
KLEMENS.
Aber Margarete. Zu Gilbert. Es ist mir in hohem Grade peinlich, Herr Gilbert ... So steh doch auf, Margarete! Steh auf – es ist ja schon alles gut!
MARGARETE
blickt zu ihm auf.
KLEMENS. Ja. – Steh auf.
MARGARETE
Steht auf.
KLEMENS.
Es ist alles gut, es ist schon in Ordnung. Na ja, wenn ich dir sag'. Du brauchst nur noch ein Wort an Künigel hin [756] zu telephonieren. Ich hab' schon alles mit ihm ausgemacht. Wir lassen ihn einstampfen. Ist's dir recht?
GILBERT.
Wen lassen die Herrschaften einstampfen, wenn ich fragen darf? Am Ende den Roman der gnädigen Frau?
KLEMENS.
Ach, Sie wissen schon? Jedenfalls scheint es, Herr Gilbert, daß es mit der Kameradschaft nicht so weit her ist.
GILBERT.
Ja. Es bleibt mir wirklich nichts anderes übrig, als um Entschuldigung zu bitten. Ich bin wahrhaftig beschämt.
KLEMENS.
Ich bedaure sehr, daß Sie einer Szene beiwohnen mußten, Herr Gilbert, die ich beinah schon eine häusliche nennen möchte.
GILBERT.
Oh! – Ich will auch nicht weiter lästig fallen. Gnädige Frau – Herr Baron – Darf ich mir nun erlauben, als äußeres Zeichen, daß jedes Mißverständnis zwischen uns geschwunden, als schwachen Beweis meiner Sympathie, Ihnen, Herr Baron, meinen Roman zu überreichen?
KLEMENS.
Sie sind sehr liebenswürdig, Herr Gilbert. Ich muß zwar sagen – deutsche Romane sind nicht mein Faible. Na, das ist halt der letzte, den ich lesen werde – oder der vorletzte –
MARGARETE, GILBERT. Der vorletzte?
KLEMENS.
Ja.
MARGARETE.
Und welcher soll denn der letzte sein ...?
KLEMENS.
Deiner, mein Kind. Zieht ein Exemplar aus der Tasche. Ein Exemplar hab' ich mir nämlich von Künigel ausgebeten, um es dir mitzubringen – oder vielmehr – uns beiden.
MARGARETE, GILBERT tauschen ratlos Blicke.
MARGARETE.
Wie gut du bist! ... Den Roman in der Hand. Ja ... er ist's ...
KLEMENS.
Wir wollen ihn zusammen lesen.
MARGARETE.
Nein – Klemens ... nein, ich nehme soviel Güte nicht an – da – Sie wirft das Buch in den Kamin. Ich will von all dem nichts mehr wissen.
GILBERT
hoch erfreut.
Aber gnädige Frau!
KLEMENS
zum Kamin.
Margarete, was tust du denn –?
MARGARETE
vor dem Kamin, Klemens in ihren Armen umfangend.
Glaubst du jetzt, daß ich Dich liebe –
GILBERT
sehr vergnügt.
Es scheint, ich bin hier vollkommen überflüssig ... Gnädige Frau, Herr Baron – Für sich. Daß mir der Schluß entgehen mußte! Ab.
Vorhang.