5. Jubel der Seele
nach vergangener Traurigkeit
Wie so glanzvoll Trost von oben
Endlich durch die Wolken bricht!
Keine Strahlen je erhoben,
Kein Krystall gab solches Licht.
O wie wohl wird meinem Herzen,
Wie so klar mein Angesicht,
Weichet, weichet, Angst und Schmerzen,
Euer nun bedarf es nicht.
Fliehet fort, hinab in Wogen,
Senket euch zur finstern Nacht;
Freuden kommen hergezogen,
Luft und Himmel wieder lacht.
[445]Kalt' und Winter ist zerbrochen,
Trübsal ist nun ferne hin;
Nicht von Trauer sei gesprochen,
Fröhlichkeit ist mein Gewinn.
Eia lasse uns spazieren
Jesu du Geliebter mein!
Weil die Gärten nun sich zieren,
Weil die Blümlein offen sein;
Weil die grünen Wiesen lachen,
Weil die Pflanzen voller Zweig',
Weil die Vöglein Nester machen,
Kinderbettlein zart und weich.
Schau die reinen Brünnlein springen
Hoch in leere Luft hinein,
Horch die zarten Vöglein singen
Wunder, Wunder, süß und rein.
Horch die Bächlein lieblich brausen,
Klar wie lauter Silberschein;
Und die Bienlein emsig sausen,
Rauben, klauben Honig ein.
Kleine Bienlein, ach ihr fehlet,
Ledig flieget ihr nach Haus;
Nur von Jesu Lippen stehlet,
Dannen saugt den Honig aus.
Jesu Lippen, Mund und Augen,
Süßen Saftes sind sie voll,
Ja von diesen müßt ihr saugen,
Wenn Gewinn es bringen soll.
Neulich ich in Trauren stunde,
War voll herber Bitterkeit,
Jesum da gekreuzigt funde,
Klagend ihm mein Herzenleid.
Liebend tät ich ihn umhälsen,
Küßte seine Wangen beid',
Mir da sprang von diesen Felsen
Bronn und Bach der Süßigkeit.
Meine Kraft war gar zerschlagen,
War von tiefen Trauren matt,
Bin nunmehr in Freudentagen,
Bin von lauter Lüsten satt.
Trübnis hatte mich umzogen,
[446]Schon gegeben hin dem Tod;
Hab' nun Lebens Geist gesogen
Mir aus Jesu Lippen rot.
Bienlein weidet seine Wangen,
Euch da hänget freundlich an;
Sauget, hauchet, bleibet hangen,
Flieget ihn in Haufen an.
Von den Augen Jesu fallen
Helle Tränen silberweiß,
Von der Stirne rot Korallen
Sind euch beid' gegeben Preis.