17. Ermahnung

Auf, auf, Gott will gelobet sein,
Der Schöpfer hoch von Ehren;
Laßt uns die Laut' und Harfen rein,
Mit Saiten süß vermehren.
[464]
Die Sonn' mit edlem Strahlenkranz
Am Tag den Schöpfer weiset,
Der Mond mit rundem Sternentanz
Den Schöpfer nächtlich preiset.
Wie leuchtend muß er selber sein
Im wundervollen Schimmer,
Da jener lichten Fackeln Schein
So golden strahlet immer.
Auf, auf, Gott will gelobet sein!
Du blaues Feld und Wasen,
Euch Himmel ich da droben mein',
Ihr Zelt von Glas geblasen.
Und ihr unsichtbar'n Wasser klar,
So droben aller Wegen,
Auf euerm Pfad bleibt immerdar
Den Himmeln überlegen.
Auf, auf, Gott will gelobet sein!
Ihn loben Wind und Regen,
Sein Lob in Blitz und Wetterschein,
Und in den Donnerschlägen.
Und alles voll von seiner Macht
Laut überall erschallet;
Das Meer in steter Wellenjagd
Mit Tosen Lob ihm hallet.
Auf, auf, Gott will gelobet sein!
Die Luft auch musizieret,
Die Morgenröt' sich stellet ein
Mit Rosenrot gezieret.
Die wohlgemalten Vöglein schwank
Ihr Zünglein süß anstimmen,
Dem Schöpfer sagen Lob und Dank,
Auf, ab, in Lüften schwimmen.
Auf, auf, Gott will gelobet sein!
Ihm Lilien schön und Rosen
Im weiß und Purpur-Mäntelein
Gar lieb und freundlich kosen.
Sie lächeln ihm gar schön gefärbt
In duft'gen Blumengärten,
[465]
Die Schönheit sie von Gott geerbt
Samt ihren Mitgefährten.
Auf, auf, Gott will gelobet sein!
Will sein von uns gepriesen;
Ihn loben alle Berg' und Stein',
Ihn Felder all und Wiesen.
Ihn alles Holz in Wäldern grün
Gar mutig ausgestrecket,
Ihr Bäume, die ihr keck und kühn
Das Haupt in Wolken strecket.
Auf, auf, Gott will gelobet sein!
Ihn loben Flüß' und Bronnen;
Ihr Bäche all' und Wässerlein,
So Gang und Lauf gewonnen.
Schau da, was reines Wasser-Glas
Mit Freuden kömmt gezogen;
Was manche fließend' Silber-Gaß',
Was Bächlein krumm gebogen.
Auf, auf, Gott will gelobet sein!
Ihr lind' und warme Bäder;
Ihr wohl gesondert' Strahlen fein,
Du schwefelreich's Geäder.
Ihn lobet auch das Erz und Stahl,
Ihn Silber, Gold und Eisen;
Ihn alle Bergwerk' und Metall
Aus hohler Erde preisen.
Auf, auf, Gott will gelobet sein!
Bei schönen Sommertagen
Laßt unsern Gott, laßt ihn allein
Die Laut' und Harfen schlagen.
Luft, Wasser, Feuer, Erd' all' End'
Die Wunder sein verkünden;
Uns alle Welt und Element
Zu seiner Lieb' entzünden.

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TextGrid Repository (2012). Schlegel, Friedrich. Gedichte. Trutznachtigall. 17. Ermahnung. 17. Ermahnung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D7F1-1