Der heilige Dulder

1811


Es ist ein Kämpfer mir bekannt,
Der nie hat Blut vergossen;
Fromm ist er und ein Hirt genannt,
Nur Segen kommt von seiner Hand
Und himmlisch Heil geflossen.
Dem Geier, der die Lüfte mißt,
Er hat ihm widerstanden;
Er kennt des Tigers blut'ge List,
Den Drachen, der im Abgrund ist,
Frei wandelt er in Banden.
Hatt' ihn des Argen Trug betört,
Verbergend seine Werke;
Schnell hat er sich von dem gekehrt,
Seitdem ist ihm die Kraft gemehrt,
Daß er die Brüder stärke.
Die Herrscher schimmern sonder Zahl
Mit Stolz auf ihren Thronen;
Doch faßt sie grimme Todesqual,
Sie müssen fort zum grausen Mahl,
Zerbrochen sind die Kronen.
Im Schlaf begraben liegt die Welt,
Und unten braust die Hölle;
Im Himmel ist des Hirten Zelt,
Den keine ird'sche Fessel hält,
Er eilt hinauf zur Stelle.
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Geheiligt und verklärt schon hier
Schwebt er hinauf zum Lichte;
Sein Blut weiht er Erlöser, Dir!
Er sieht des Himmels Liebeszier
In göttlichem Gesichte.
Ihn hindert nicht des Feindes Hohn
Im Glauben sich zu gürten.
Er ist's, des Lichtes wahrer Sohn,
Werft Herrscher! euch von eurem Thron
Zu beten vor dem Hirten.

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TextGrid Repository (2012). Schlegel, Friedrich. Gedichte. Lyrische Gedichte. Der heilige Dulder. Der heilige Dulder. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D6A9-B