[165] Der Prophet des jüngsten Tages
Sanct Obesus saß nach Tische,
Alle Westenknöpfe los,
In des Gartensales Frische,
Auf des Sopha's weichem Schooß.
Mit den runden Armen hielt er
Seinen Bauch gelind' umspannt,
Und mit Einem Daume spielt' er
Um den Daum der andern Hand.
Schlummernd fast, doch geistig wacht' er
In beschaulich sel'ger Ruh;
Seine Mahlzeit überdacht' er,
Manchen guten Trunk dazu.
»Schmackhaft sind die Gottesgaben,
Stärkend einem frommen Mann.
Daß sie nicht die Sünder laben,
Nehm' ich ein, soviel ich kann.«
Mühsam ist es, erst zu kauen,
Leicht ist auch das Schlürfen nicht;
Mühsam ist es, zu verdauen:
Doch ich halt' auf meine Pflicht.
Siede den Caffee nun, Grete!
Zwar des Mahomet Geschenk.
Lügenhaft war der Prophete,
Aber gut ist sein Getränk.
[166]
Ach! die Welt liegt ganz im Argen;
Seelentrost bedarf ich sehr.
Mahnen mich doch gar die Kargen,
Wollen mir nicht borgen mehr.
Wir, die Heil'gen sollten leben
Von der andern Schweiß und Gut.
Aber nichts umsonst will geben
Diese aufgeklärte Brut.
Waffne dich mit Ungewittern,
Herr, zu strengem Strafgericht!
Laß das freche Weltkind zittern,
Das von Schuld und Zahlung spricht!
Jeder Schuldschein ist zerrißen,
Wann der jüngste Tag erscheint;
Und er kommt, das sollt ihr wißen,
Böse Gläub'ger, eh' ihr's meint.
Innerlich erleuchtet, weiß ich,
Was in Zukunft wird geschehn.
Achtzehnhundert drei und dreißig
Wird die Welt in Brand vergehn.
Dann beginnt das Reich, das tausend
Jahr' in Freuden wird bestehn.
Mit den Auserwählten schmausend
Will ich dieses Fest begehn.