[353] An Friedrich Schlegel

Der Geist muß sich, um nicht der Welt zu fröhnen,
Zur Weltanschauung in sich selbst vertiefen.
Begreifend schafft er Kräfte, welche schliefen,
Die durch Bewußtsein sich als mündig krönen.
Da forschtest du, bis aus der Weisheit Tönen
Musik ward, bis dir aus der Seele Tiefen,
Durch tausend Spiegel, die es läuternd prüfen,
Zurückgestrahlt, erschien das Bild des Schönen.
Dich führt zur Dichtung Andacht brünst'ger Liebe,
Du willst zum Tempel dir das Leben bilden,
Wo Götterrecht der Freiheit lös' und binde.
Und daß ohn' Opfer der Altar nicht bliebe,
Entführtest du den himmlischen Gefilden
Die hohe Glut der leuchtenden Lucinde.

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TextGrid Repository (2012). Schlegel, August Wilhelm. Gedichte. Sonette. An Friedrich Schlegel. An Friedrich Schlegel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D2DC-C