[129] 2.
Auf der Reise

Von ferne kommt zu mir die trübe Kunde.
Es trennt mich ein Gebirg mit Wald und Klüften,
Blau dämmernd in des Horizontes Düften,
Von dort, wo ich erlitt die Todeswunde.
Da mach' ich auf die Wandrung mich zur Stunde:
Wo Bäche stürzend rauschen in den Schlüften,
Wo Felsen sich gewölbt zu dunkeln Grüften,
Da ist der Pfad mit meinem Sinn im Bunde.
Hier reis'te jüngst hindurch, die ich betraure,
Nicht achtend auf des schroffen Wegs Beschwerde;
Zur heitern Landschaft südlich hingezogen.
Mai war's, nun heißt es Sommer, und ich schaure
Von kaltem Sturm; ihr ward zum Grab die Erde:
Der Lenz hat Allen, Jugend ihr gelogen.

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TextGrid Repository (2012). Schlegel, August Wilhelm. Gedichte. Vermischte Gedichte. Todten-Opfer. 2. Auf der Reise. 2. Auf der Reise. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D291-1