2. Nach Ulrich von Lichtenstein
Ich bin hohen Muthes!
Hoher Muth so wohl mir thut,
Nichts gibt es so Gutes
Als mit Züchten hoher Muth.
Hochgebornes schönes Weib
Mag sich wohl erwerben
Hochgemuthen Rittersleib.
Mit dem süßen Munde
Sprach die Liebliche ein Wort,
Das seit jener Stunde
Allen Kummer bannte fort.
Leise sie das Wörtlein sprach –
Doch die lichten, hellen
Augen sprachen's nach.
Ihre Weibesgüte
Nahm's aus ihres Herzens Grund,
Freude, Hochgemüthe
Blüht' mir auf zur selben Stund',
Da sie sprach das süße Wort,
Das nun immer bleibet
Meiner Freuden Hort.
Von ihr hab' ich Ehre,
Von ihr hab' ich hohen Muth,
Noch gibt mir die Hehre
Manches andre süße Gut.
[259]Freude, Wonne, Ritterleben
Hat sie mir zum Lohn
Meinem Dienst gegeben.
Habe von der Guten
Leib und Gut und graden Sinn.
Der viel Wohlgemuthen
Ritter ich mit Treuen bin.
Was sie will, das will auch ich.
Herrscherin und Fürstin
Ist sie über mich.