Am Weihnachtsabend
Aachen 1814.
Willkommen, trautes Dämmerlicht!
Willkommen, Mondenschein!
Ihr bleibt getreu, verlaßt mich nicht,
Sonst bin ich ganz allein.
[31]
»Wie magst du klagen undankbar,
Und merkst nicht was geschieht,
Und grüßest nicht das Friedensjahr,
Das heute frisch erblüht?
Es ist ja frohe Weihnachtszeit,
Engleins- und Kindleins Lust;
Verbanne Streit und Herzeleid
Nur schnell aus deiner Brust.«
Das ist es ja, das ist es ja,
Das einzig, was mich quält;
Wol denk ich, was vordem geschah
Und was mir heute fehlt.
Nicht mag ich zu dem hellen Stern,
Nicht auf zum Himmel schau'n,
Es ziehet mich in weite Fern'
Wol fort nach andern Au'n.
Zu meinem Hof, zu meinem Haus,
Zu ihr, der keine gleicht,
Die Gabe mir und Blumenstrauß
Zum Feste sonst gereicht.
O Hausfrau, schön und fromm und mild,
Die jede Tugend schmückt,
Und du, mein Muttergottesbild,
Nach dem sie sinnend blickt,
Und du, viel süßes, liebes Kind,
Das uns der Herr geschenkt,
Das, wie die Mutter still gesinnt,
Des fernen Wand'rers denkt.
Ich grüß euch, ihr geliebten Drei,
Dich grüß ich, kleine Welt,
In der mein Herz und meine Treu
Sich gar zu wohl gefällt.
[32]
Wie krank ich bin und einsam hier,
Mir träumt vom Wiedersehn,
Von unserm Haus, – da wollen wir
Noch manches Fest begehn.
Willkommen, süße Weihnachtslust,
O wunderbarer Schein!
Vom Himmel zeuch in meine Brust
Und nimm sie gänzlich ein.