3. Unsre Frauen
Vieles hat die Zeit vernichtet
In dem starken Riesengang,
Vieles hat sich selbst gerichtet,
Als der Donner Gottes klang;
Vieles ist in Staub zerstoben,
Trüber Nächte Wahn entschwand,
Eines hat sich rein erhoben
Aus dem allgemeinen Brand.
Einen Altar auserlesen,
Einen Tempel sel'ger Lust,
Hatte sich das deutsche Wesen
Längst in keuscher Frauenbrust.
In des Heidenthumes Nächten
That sich schon durch Frauenmund
Kühnes Wort von ew'gen Rechten
Und von ew'ger Schönheit kund.
Frauen frei und ohne Makel
Schlossen stets den Schlachtenreihn,
Frauen sprachen das Orakel
In dem alten Eichenhain.
Aus den Eichen wurden Säulen
Für das deutsche Gotteshaus,
Drin, der Völker Weh zu heilen,
Goß ein Gnadenbrunn sich aus.
Reich erfüllt war nun das Hoffen,
Schnell gestillt ein heißes Flehn,
Und man sah den Himmel offen,
Sah die Mutter Gottes stehn.
Feinde wurden Bundsgenossen,
Ritter dienten fromm und mild,
Ueber Schwertern und Geschossen
Waltete ein Friedensbild.
[212]Friedensbild, dein Zeichen tragen
Unsre Frauen heute noch,
Wie in heil'ger Vorzeit Tagen,
Lösen sie das schwerste Joch.
Als die schlechte Zeit gekommen
Und die welsche Raserei,
Blieben unsre Klaren, Frommen
Von dem bösen Taumel frei.
Männernacken war gebogen,
Stolzgewappnet Frauenbrust,
Und die deutschen Knaben sogen
Feindeshaß und Freiheitslust.
Neiget euch den frömmsten Werken,
Euch dem schönen Liebestod,
Seht sie wunde Krieger stärken
Mit dem Wort, mit Wein und Brod.
Zwei vor Allen, zwei vor Allen
Sind es, die der Sänger nennt,
Die, zwei sel'ge Geister, wallen
Beide jetzt am Firmament.
Eine hat im Sturmestoben
Längst ihr schönes Haupt gesenkt,
Hat, ein Gnadenbild, von oben
Ihrer Völker Zug gelenkt.
Doch die Reine, Hohe, Zweite
Stand im heißen Männerstreit,
Freiheitskampf und Siegsgeläute
Hat ihr kühnes Herz erfreut.
Glorreich ist auch sie erhoben
In das ew'ge Friedensland,
Nun von beiden Fraun gewoben
Wird ein wunderbares Band.
Die ihr noch zu ihren Füßen
Wandelt in dem deutschen Reich,
Schaut, wie sie sich droben grüßen,
Völker, und umarmet euch!
[213]Franz und Wilhelm, Völkerhirten,
Fragt ihr, was das Schicksal meint?
Eure Lorbeern, eure Myrthen,
Eure Palmen blühn vereint! –