[5] Thränen

Bei Ueberreichung eines Perlenschmucks.


Aus dem Urquell rannen Tropfen,
Seelen, die gleich hellen Thränen,
Farben spiegeln und sich sehnen
Nach den Schwesterthränen,
Nach dem Thränenmeer.
Aus dem Urquell rannen Thränen,
Die, zu Steinen schnell erkaltet,
Ewig Thränenfarbe tragen,
Die sich ewig sehnen
Nach der Schmelzung Glut.
Hat sie nicht ein Ziel gefunden
Für die ewig rege Sehnsucht
Meine Seele? Schwesterthräne,
Holde Schwesterseele,
Wurden wir nicht eins?
Sieh die zarten Perlenschnüre
Sich um deinen Busen schlingen,
Wie sie glänzen, wie sie glühen,
Wie sie Leben finden
Dort, wo ich sie fand?

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TextGrid Repository (2012). Schenkendorf, Max von. Gedichte. Gedichte. Erste Abtheilung. Leben und Liebe. Thränen. Thränen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-C36D-C