3.
Auf der Heldenburg erscheint alle sieben Jahre eine weiße Jungfrau mit einem Schlüsselbunde in der Hand. Geht ein Mensch vorbei, so winkt sie ihm drei Mal. Nun kam ein Bauer daher und sah sie; als sie ihm winkte, fragte er sie, was sie wolle. Sie heißt ihn mitgehn und führt ihn zu einem Hügel, wo sie eine Thür aufschließt, die man vorher nicht sehen konnte. Der Bauer geht mit ihr in den Hügel und sieht da eine Menge Schätze aufgehäuft. Sie gibt ihm davon so viel er nur tragen kann, und spricht: »wenn du nicht thust, was ich dir sage, so werden deine Schätze wieder verschwinden und du wirst wieder so arm werden, wie du gewesen bist; wenn du aber meine Wünsche erfüllst, so werden dir alle Schätze gehören, die ich dir eben gezeigt habe.« Von da nimmt sie ihn mit auf den Burghof und bittet er möge ihr den Kopf abhauen, er müsse aber eilen, damit er noch vor zwölf Uhr damit fertig werde. Er will dieß Anfangs nicht thun, weil sie seine Wohlthäterin ist, auch hat er keine Barte bei sich; sie sagt ihm aber, er möge es nur thun, sie würde dadurch erlöst und er würde reich sein auf Lebenszeit. Nun geht er fort und holt eine Barte aus seinem Hause; als er damit auf den Burghof zurückkommt, ist auch die Jungfrau noch da. Jetzt will er ihr eben den Kopf abhauen, da schlägt es aber zwölf und mit einem Male ist die Jungfrau verschwunden und er steht wieder auf demselben Platze, von wo aus er sie zuerst gesehen hatte. Neben sich hörte er eine Stimme, die sprach zu ihm: »nun muß ich wieder sieben Jahre warten, bis ein anderer [79] kommt, der mich erlösen kann; denn du hast dich zu lange aufgehalten.« Die Schätze des Bauern waren wieder verschwunden.