4.
Ein Zwerg kam einst zu einem Schmiede und bat diesen ihm ein Hufeisen unter den einen Absatz zu legen. Der Schmied war bereit dazu, führte aber aus argem Herzen mit dem Hammer einen so gewaltigen Schlag gegen den Fuß des Zwerges, daß dieser weit wegflog und sich bei dem Falle die Hose am Knie zerriß. Den Schmied traf dafür die Strafe, daß ihm später jedes Hufeisen, welches er unterschlagen wolle, immer zersprang. Der Zwerg begab sich darauf, um den Schaden bessern zu lassen, zu einem Schneider. Dieser war auch gleich bereit das Loch zuzunähen, aber bei seiner Armuth hatte er nicht den erforderlichen farbigen Zwirn; er bat daher den Kleinen um Entschuldigung, wenn er mit weißem Zwirne nähe. Doch dieser entgegnete, das solle nichts thun; in Zukunft wolle er schon für farbigen Zwirn sorgen. Und richtig fand der Schneider am andern Tage auf seinem Arbeitstische ein großes Gebind farbigen Zwirn liegen, und so fortan alle Tage. Nun kam es aber bald dahin, daß der Schneider die Gabe des Zwerges gering achtete. Als er nun eines Morgens den Zwirn, wie immer, auf seinem Tische liegen fand, da ergrimmte er und sprach: »des Dreckes habe ich genug,« und warf ihn vor die Thür. Von diesem Tage an blieb des Zwerges Gabe aus, und zugleich ging des Schneiders Gewerbe unverkennbar zurück. Da trat er, schon ganz übel gelaunt, eines Tages aus der Stube und fand vor der Thür eine Katze sitzen, [123] die eine Maus im Maule hatte. An dieser wollte er nun seinen Unmuth auslassen und trat sie mit dem Fuße. Da hub die Katze an zu sprechen und sagte, er solle sich fortan vor Mäusen nicht zu retten und zu bergen wissen, bis er von ihnen gefressen würde. Und so geschah es: den Schneider verfolgten die Mäuse überall hin, so daß sie auf seinen Arbeitstisch kamen und ihm das Zeug vom Leibe herunter nagten, bis er ihnen zuletzt zur Beute wurde.