4.
Der Vater Adolfs des Kühnen, Raugrafen von Dassel, hatte die Plesse an das Kloster in Nordheim versetzt. Als nun Adolf dieselbe wieder einlösen wollte, waren die Mönche wenig geneigt diese Besitzungen wieder herauszugeben und erklärten, die Plesse wäre ihnen verkauft. Zu dem Ende machten vier von ihnen einen falschen Kaufbrief und um demselben das Ansehen des Alters zu geben, räucherten sie ihn tüchtig. Einer der Mönche erklärte sich gegen diesen Betrug und meinte, es wäre doch Unrecht, aber die anderen erklärten, dies ginge ihn nichts an, sie hätten es einmal angefangen und sie wollten es auch vollenden. Nun diente in dem Kloster ein Koch, der wußte um diesen Betrug und hatte es selbst gesehen, wie die Mönche den Kaufbrief geräuchert hatten. Der Koch hatte aber seinem Bruder, der Diener des Grafen Adolf von Dassel war, alles erzählt. Als nun eines Tages der Graf tief betrübt über die Betrügerei der Mönche und ganz schwermüthig spaziren ging, begegnete ihm der Diener und fragte ihn, weshalb er so traurig sei. Der Graf antwortete: das könne er ihm nicht sagen. Doch der Diener meinte, er glaube es schon zu wissen und könne ihm vielleicht helfen. Da erzählte der Graf: er könne die Plesse nicht wieder einlösen, und wenn er das nicht könne, so könne er auch die Adelheid von Plesse nicht zur Gemahlin bekommen. Darauf erzählte der Diener alles was ihm sein Bruder von dem falschen Kaufbriefe mitgetheilt hatte. Bald nachher kam einer der Mönche aus dem Kloster zu Nordheim, der eine Wallfahrt nach Jerusalem machen wollte, hin zum Grafen, um mit ihm im Auftrage des Klosters zu verhandeln. Diesen ließ der Graf gefangen nehmen und in den Keller sperren. Alsdann zog er mit seinen Knappen vor Nordheim und steckte es an; die Adelheid von Plesse aber, welche im Kloster war, nahm er vor sich auf das Pferd und brachte sie so bis Fredelsloh. Von hier an trug er sie, die noch lebte, auf seinen Armen bis auf den Ohrenberg (Arbârg) bei Lauenberg; hier wollte er ihr einen Kuß geben, aber sie war todt.