[351] Herbstfeier in Rüdesheim
Nun taumelt aus dem Laube
Die Traube
Ins durst'ge Faß wie toll;
Wie stolpern und wie knarren
Die schwer bepackten Karren,
Des süßen Weines voll!
Wie hüpft in Freudentänzen,
Mit Kränzen
Von Weinlaub in dem Haar,
Zu bacchischen Gesängen
Und der Pokale Klängen
Die lust'ge Winzerschar!
Wie sprühn aus Dorf und Städten
Raketen
Um Busch und Felsenkamm!
So huld'gen die Provinzen
Dem neugebornen Prinzen
Vom Rüdesheimer Stamm.
O Prinz, in dessen schönen
Domänen
Der Tag nicht untergeht,
Du bist der Fürst der Fürsten;
So weit die Menschen dürsten
Reicht deine Majestät!
Auf! Schießt von allen Söllern
Mit Böllern,
Und läutet früh und spat
Mit Gläsern und mit Glocken,
Und sind noch Kehlen trocken,
Das nenn' ich Hochverrat!
[352]
Nicht wir nur, die wir leben,
Ergeben
Uns heut der Freudigkeit,
Es wird den alten Rittern,
Wie sie den Weinduft wittern,
Im Sarg das Herz so weit.
Die Deckel, sie beengend,
Zersprengend
Entsteigen sie der Gruft;
Willkommen, Licht der Sonnen!
Willkommen, süßer Bronnen
Von herzerquickendem Duft!
Mit Giselher und Gunther
Naht munter
Chriemhild, die schöne Maid,
Nebst Helden rings in Heeren,
Davon in alten Mären
So wunderviel geseit.
Es scheint den wackern Recken
Zu schmecken;
Ihr Helm ist ihr Pokal;
Der eine braucht schon Hebel;
Der andre schwankt im Nebel
Benebelt durch das Thal.
Seht, wo der Rhein erflimmert,
Da zimmert
Der Mond ein Floß von Gold,
Und auf dem Mondscheinfloße
Liegt schnarchend Karl der Große,
Der große Trunkenbold.
Ein Gruß sei auch den Toten
Entboten,
[353]Dies Glas der ganzen Welt!
Eu'r Wohlsein, ihr Gespenster!
Dein Wohlergehn, geschwänzter
Komet am Himmelszelt!
Ja! mögen dich die Pfaffen
Begaffen,
Uns schreckst du nicht, fürwahr,
Und trotz des dies illa
Ist uns in unsrer Villa
Nicht bange vor Gefahr.
Komm flugs heran und schleife
Am Schweife
Die Erde mit dir fort!
Ein Trank so wie der Elfer,
Das ist der beste Helfer,
Der hilft uns in den Port.
Es geht an deinem Schwanze
Im Tanze
Behaglich himmelan;
Wir lassen nicht vom Bechern
Und stoßen mit den Zechern
Auf andern Welten an.
Schon hören wir im Himmel
Gebimmel,
Wir sehn die sel'gen Reihn,
Umnickt von Rebenstengeln,
Und stimmen mit den Engeln
Ins Hallelujah ein.