[350] Herbsttag

Schöner Tag nach vielen trüben,
Hat in unser Nebelland
Dich die Sonnenheimat drüben,
Dich der Orient gesandt?
Leisen Hauches scheucht ein reiner
Oft das schwere Wolkengrau,
Und mein Odem steigt wie deiner
Leicht ins klare Himmelsblau.
Und in deine Pracht versunken
Mit Gebirg und Meer und Thal
Schwelgt die Seele mir, wie trunken,
In des Lichtes goldnem Strahl.
So an Syriens Felsgestaden,
So am Archipelagus,
Auf den sonnigen Cykladen
Grüßte mich dein Feuerkuß,
Als das Licht, das gottentstammte,
Das von Asiens Bergen kam,
Früh in meine Träume flammte
Und die Sorge von mir nahm.
Goldner Tag! Aus deinem Schoße
Hab' ich taumelnd, sinnverwirrt,
Also glaub' ich, in die große
Weite Weltnacht mich verirrt.
Der des Lebens Erstgeborne
Du geweiht zu höhrer Lust,
Nimm dein Kind denn, das verlorne,
Nimm's zurück an deine Brust!

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TextGrid Repository (2012). Schack, Adolf Friedrich von. Gedichte. Gedichte. 4. Vermischte Gedichte. Herbsttag. Herbsttag. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B7A0-8