[164] Trennung
Noch einen mir, der Kraft mir leihe!
Gieb, Weib, bevor ich scheiden muß,
Für Leben mir und Tod die Weihe
In einem langen, heil'gen Kuß!
Laß brennend ihn von deinem Munde
Mir bis ins Herz des Herzens glühn,
Und duftend glänze diese Stunde
Gleich Rosen, die auf Gräbern blühn!
Um unsre selig-süßen Schmerzen
Soll sie, und um des Abschieds Qual,
Aufflammen halb wie Hochzeitskerzen
Und halb wie Leichenfackelstrahl;
Und fern noch in der Trennung Wehe
Mir leuchte sie, wenn ich verirrt
Am Rand des jähen Abgrunds stehe
Und alles um mich finster wird.