10.
Ihr sagt: »Um Freuden, die erstarben,
Warum dies jahrelange Leid?
Jedwede Wunde muß vernarben,
Und jeden Kummer stillt die Zeit.«
[175]
Nein! Scheucht, wenn ihr vermögt, den euern;
Doch treu bewahr' ich meinen Gram,
Der stets mir frisch das Bild der Teuern
Erhält, wie da ich Abschied nahm.
Süß ist die Trauer im Gemüte,
Die von vergangnen Wonnen spricht:
O raubt die Düfte nicht der Blüte,
Dem Herzen seinen Kummer nicht!
Mag ewig bluten meine Wunde,
Wenn, von dem Schmerze neu belebt,
Nur die Erinnrung jeder Stunde,
In der sie mein war, mich umschwebt.