Gott

Aus Furcht geboren und vom Wunsch verschönt,
ein Bild unsrer Vollkommenheit zu malen,
wurdest du Jude und zum Kannibalen,
der eifervoll dem Bruderfraße frönt;
dann nährtest du dich, opferblutgewöhnt,
von unsrer Selbstzerfleischung Folterqualen,
bis deine Wut verdämmerte zum fahlen
Gespenst, das hohl und wimmernd uns umstöhnt:
Oh Ding an sich! Oh Wahrheit! Letzter Grund!
Nun stirbst du – – dennoch fachte dieses Wort
all unsrer Sehnsucht Narrenschmerzen und
Gelüste an und unsre Welt verdorrt
noch in den Dünsten, die dein toter Mund
aushaucht, zu einem runden Narrenort.
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TextGrid Repository (2012). Sack, Gustav. Gedichte. Die drei Reiter. Gott. Gott. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B31E-C