Die getreu e

In dem hohen ton Fritz Katners.


14. mai 1544.

1.
Uns schreibt von hoher liebe
der geschichtschreiber Xenophon,
nachdem und gar vertriebe
künig Cyrus aus seinem tron
Tigranem aus Armeniam,
Nachdem er het verloren
mit seinem here ein feltschlacht,
ist er gefangen woren
und für den künig Cyrum bracht
mit seim gemahel wunnesam.
Tigranes Cyro fiel zu fuß,
erbot sein leben im zu buß,
das er in richten wolt,
doch das er darnach solt
[151] 2.
Sein gmahel ledig laßen
wider heim in ir königreich.
Cyrus abschlugs; der maßen
behielt sie beide gefenkleich.
und als nun Cyrus von im kert,
Dem iederman gab preise
seiner person mit überfluß,
Tigranes fragt mit fleiße
sein gmahel, wie ir gfiel Cyrus,
die schönest person hoch geert;
Sie antwort: »herzenlieber man,
Cyrum hab ich nit gsehen an,
weiß nit, ob sein gestalt
sei schön, jung oder alt.«
3.
Er sprach: »hast in nit gsehen?
was hastu dan gesehen an? «
die frau tet wider jehen:
»ich hab gesehen an den man,
der sein leib geben wolt für mich,
Auf das ich ledig were,
nicht dienen dorft mein leben lang.«
secht an, wie wunderbere
die lieb der lieb ist ein anfang;
lieb gebirt lieb inbrünstiklich.
Also ein man sol seinen leib
in treu setzen für sein frum weib;
billich hat in auf ert
sein weib auch lieb und wert.

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TextGrid Repository (2012). Sachs, Hans. Gedichte. Geistliche und weltliche Lieder. Die getreu e. Die getreu e. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B2BF-8