3.
Wan die forcht hat ir eigne pein,
wormit forcht wirt umtrieben;
hat nit genzlich die lieb allein,
darum laßt uns got lieben!
zuerst er uns geliebet hat,
weil wir lagen in übeltat;
so iemant spricht, er liebe got,
sein bruder haßt darneben,
Derselbig ist ein lügener,
kan nicht heilwertig werden;
dan wer nicht liebet sein bruder,
den er hie sicht auf erden,
wie kan der got lieben voran,
den er doch nit gesehen kan?
von im haben wir das gebot,
[119]das, wer got liebet eben,
Das er sein bruder auch lieb hab
in tröst und lab.
sent uns herab,
heiliger geist, dein milte gab,
das wir in neit nit sterben tot,
sunder in liebe leben!