[69] [40]Actus I.
Der herolt tritt ein, neygt sich unnd spricht.
Heyl und glück sey den ehrenfesten
Und außerwelten edlen gesten,
Die ir versamelt seyt zu mal
Hie in diesem fürstlichen sal
Herr Walthers, marggraff zu Salutz,
Welcher handhabt gemeinen nutz
Fürsichtigklich in seynem land,
Doch ledig, on ehlichen stand!
Drumb werden legen seine rät
An ihn ein demütig gebet
Von wegen der gantzen landschafft,
Es sey von nötten und ehafft,
Das sein gnad auch heyraten sol.
Nach dem er sie geweret wol
Und eines hirten tochter nimbt,
Wie wols sein gnaden nit gezimbt,
Welcher gehorsam und geduld
Probiert er hoch, doch unverschuld
Find er sie trew, stet und demütig,
Mit wort und wercken still und gütig.
Nun schweigt ein weyl und habet rhu
Und höret der comedi zu,
Wie sich all sach verlaufen thu!
Die zwen räth gehen ein; der 1 rath Marco spricht.
MARCO, DER ERST RAT.
Herr Therello, ich hab zu reden
[40] Ein heymlich wort zwischen uns beden
Antreffend unsern gneding herren.
Ist das: ich hab gehört von ferren,
Das in der landschafft sey groß klag,
Das sein genad sein junge tag
Also an den chstand vorschleust
Unützlich und sein zeyt verleust
Mit dem weydwerck, hetzen und jagen.
THERELLO, DER ANDER RATH.
Das hab ich auch langst hören sagen,
Wie er durch söllich jägerey
Im regiment nachlässig sey,
Meynt, wenn sein gnad vermehelt wer,
So würd für sollich kurtzweyl er
Vil baß vorstehn dem regiment,
Also nemb es kein gutes end.
MARCO, DER ERST RAT.
So rat, wie man den sachen thu,
Ob man bereden kund darzu,
Das sein gnad khem in stand der eh!
THERELLO, DER ANDER RAT.
Wie ich aber die sach versteh,
Hat sein gnad inn die eh kein lust.
Derhalb der rathschlag ist umb sust.
MARCO, DER ERST RAT.
Ich rath, das man die sach anbring
Eins tags, wenn er sey guter ding
Gantz höflich in eym feinen glimpff,
Das es sey halb ernst und halb schimpff,
Im anzeyg all umbstent darbey,
Wie und warumbs von nöten sey.
Hilfft es nit, so iß ye nit schad.
THERELLO, DER ANDER RATH spricht.
Ich will ansprechen sein genad
[41] Noch heut deß tags, yedoch das ir
Herr Marco wöllet helffen mir.
MARCO
beut im sein band unnd spricht.
Seht, habt euch deß zu pfand mein trew!
Ich hoff, das es uns nit gerew.
Ietz kompt sein gnad; redts frölich an!
THERELLO
spricht.
Nun walt sein glück! ich wils gleich than.
DER MARGGRAFF
tritt ein mit sein trabandten und spricht.
Was ratschlaget ir beyde sand
Und was ist das geschrey im land?
THERELLO, DER ANDER RAT.
Gnediger herr, ewer gütigkeyt
Macht uns behertzet alle zeit,
Als anlign mit ewer gnad zu reden.
Uns ist gantz kündlich allen beden,
Das die gantz landschafft hat ein bit
An ewer fürstlich gnad, die auch nit
Ist ewren gnaden ab-zuschlagen.
DER MARGGRAFF
spricht.
Was ist die bitt? thüt uns ansagen!
Dunckts uns gut, so wirdt sie gewert.
THERELLO, DER ANDER RAT spricht.
Ach gnediger herr, sie begert,
Das ewer gnad heyraten solt.
Das selbig sie verdienen wolt
Beyde mit leibe und mit gut
DER MARGGRAFF.
Deß seind wir nie gewest zu mut
Und kam uns auch nie in den sin.
Frey ledig bleib wir für und hin,
Weyl selten ein weib ihrem man
[42] Gehorsam ist und undterthan.
Int eh wert wir uns nit begeben.
MARCO, DER ERST RATH.
Ach gnediger herr, menschlichs leben
Teglich das alter hindter-kreucht.
Dergleichen der tod nit verzeucht.
Solt ewer gnad mit tod abgehn,
Wie wurd es umb die landschafft stehn?
Sie müst dulden ein frembden herrn,
Vil freydienst, stewer und wider-werrn,
Etwan krieg, raub, mord und brand.
Darzu ward auch im gantzen land
Undter-gehn ewer edler nam,
Ewer tittel, gantz gschlecht und stam.
Schilt und helm wurd mit euch begraben.
Dargegen wir ermessen haben,
Wo ewer gnad ein gmahel näm,
Der sein fürstlichen gnaden zäm,
Wie wir auch eine suchen auß,
Etwan auß eim fürstlichen hauß,
Von gutem adel ausserkorn,
Von der ewern gnadn wurn erbn geborn,
Die denn nach ewern gnad selig end
Innhielten auch das regiment,
Deß wurd ewer nam gleichsam götlich,
Ewig werend und gleich undödlich,
Deß wurd ewer gnad unnd auch darmit
Die gantze landschafft wol befridt.
Schaut! das hab wir in rat erfunden.
DER MARGGRAFF
spricht.
Ir habt uns gleich mit überwunden,
Das wir uns in das ehlich leben
Frey-willigklich wöllen begeben,
Iedoch das wir haben allmal
Zu heyraten ein freye wal.
Wir nemen ein gmahel, wie wir wöllen,
Das die landschafft die selben söllen
[43] Halten für ir gnedige frawen.
Darauff wöll wir uns selb umbschawen
Nach einer, die unserm hertzen gfall.
Darumb geht und bestellet ball
Speiß und tranck, kleidung, schmuck und zir,
Seytenspil, dentz, spil und thurnier,
Auff das man hochzeyt halten mag
Von heut über vierzehen tag!
THERELLO, DER ANDER RATH.
Got sey danck und ewer genad,
Die diese schwere bürd ablad
Der gantzen landschafft von dem rück!
Darzu wünsch ich ewern gnaden glück.
Die rät geen ab, der marggraff spricht zum ersten trabanten Antoni.
Geh auff das nechste dorff hinnauß
In eines armen hirten hauß,
Der Janiculus ist genandt!
Heiß in zu uns kummen zu band!
ANTONI, DER TRABAND spricht.
Gnediger herr, ich kenn in wol.
Ewern gnaden ich in bringen sol.
Beyd trabandten geen auß; Janicule kumpt, neigt sich; der fürst spricht.
Janicule, thu uns bekandt,
Wie doch dein tochter ist genandt!
JANICULUS, DER HIRT spricht.
Griselda heists, gnediger herr!
DER MARGGRAFF.
Wir sind offt außgeritten ferr
Ans jayd, da uns der weg an-traff,
Da dein tochter hütet der schaff,
Hats unserm hertzen wol-gefallen
[44] Ob den edlen jungkfrawen allen.
Janicule, nun sag bescheiden!
Wie gfiel wir dir zu einem ayden?
JANICULUS.
Gnediger herr, was ist von nöt
Mit mir zu treyben das gespöt?
DER MARGGRAFF
spricht.
Janicule, wir spotten nicht.
Derhalb der sach uns klar bericht!
Du bist ye unser undterthan;
Billich thust, was wir wöllen han.
JANICULUS.
Ach Gott, mein tochter aller ding
Ist ewren gnaden vil zu ring,
Denn das ir sie nembt zu der eh.
DER MARGGRAFF
spricht.
Janicule, uns recht versteh!
Dieweil sie uns darzu gefelt,
Hab wirs zum gmahel ausserwelt.
Ich hoff, du werst uns nit abschlagen.
JANICULUS
felt auff seine knie, spricht.
Ach Gott, wie kund ich das versagen!
O gnediger herr, hoch und tewer,
Als, was ich hab, ist alles ewer.
Darumb geschech ewer gnaden will
MARGGRAFF
hebt in auff, spricht.
Geh hin! schweig zu den sachen stil
Und sag keym menschen nichts darvon!
JANICULUS
spricht.
Gnediger herr, das will ich than.
Da habet gar keyn zweifel an!
Sie geen beyd ab.