Schwank: Der bauer mit dem bodenlosen sack

Ein bauer saß im Oberlant,
dem die armut tet we und ant,
sagt: es hat mich als glück verschworn,
mir hat umbgschlagen weiz und korn,
linsen, erbeiß, ruben und kraut
und als, was ich diß jar hab baut,
auch sint zwo mastseu mir gestorben,
und ein kalb im brunnen verdorben,
darzu ein ros worden gestoln.
ich weiß mich nit mer zu erholn
des schadens, das mein gilt ich zal,
die gfordert ist zum dritten mal,
ich fürcht den schultturen alwegen,
darin ich vor bin drei mal glegen;
steck sonst auch in ser großer schult,
des reitet mich groß ungedult;
ich glaub, wenn iezt der teufel kem,
mir gelt brächt, das ichs von im nem
und wer darnach ewiglich sein.
in dem kam der teufel hinein,
sprach: bauer, ich hab ghört dein klag,
mit gelt ich dir wol helfen mag,
doch das du darnach seiest mein.
der bauer sprach: ja, das sol sein,
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wenn du mir gibest gelts genug.
du möchtst abr treiben ein betrug,
sprach der teufel, sag mir vor an,
wie vil geltes must du denn han,
das du des geltes genug hetest?
der bauer sprach: wenn du mir tetest
gleich eben disen malsack vol,
daran sol mich benügen wol;
denn sol dein sein mein leib und leben.
der teufel sprach: den wil ich geben,
daran soltu haben kein zadel,
setz dich heint zöberst auf dein stadel
mit deinem sack, so wil ich kummen
und dir bringen des geltes summen;
doch sag im dorf sonst nichts darvon,
das gelt nem sonst der edelmon.
die sach war schlecht, der teufl fur hin,
der bauer dacht in seinem sin:
wie greif ichs an, das ich gelt nem
und aus mein großen schulden kem,
doch nicht verlör der selen heil
und dem teufel nicht würt zu teil?
ich weiß ein rank, wil den bekennen,
wil den sack am boden auftrennen
und wiln in dem dachstadel hoch
hinein henken durch das firstloch,
was der drein schütt von gelde allen,
wirt unden durch den sack ausfallen,
herab hoch in den stadel innen,
das dem teufel muß gelts zerrinnen,
e er mir fült disen malsack;
und wenn mir fort get mein fürschlag,
so überkom ich groß reichtum,
wirt doch des teufels nit darum.
tet also bei des mones glitzen
oben auf den stadelfirst sitzen,
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sein bodenlosen sack mit zoch
und hieng in nein zu dem firstloch.
der teufel sich gen Frankfurt hub
und ein keßel mit gelt ausgrub,
den ein altr jud eingraben het,
und den mit im hinfüren tet
zum bauren auf den stadel sein,
schütt das gelt in den sack hinein.
das fiel alles unden durch aus.
der teufel hindr eins bauren haus
auch ein hafen mit gelt ausgrub
und den mit großer eil erhub,
den ein beurin eingraben het,
den auch in den sack schütten tet.
nach dem begrif den sack gar wol,
ob er nicht wer mit gelt schier vol,
da grif er entlich an der stet,
das der sack keinen boden het,
sprach: bauer, du hast mich betrogen,
das helmlein durch das maul gezogen,
weil dein sack hat kein boden nicht;
was ich nein schütt, das felt gericht
unden durch aus nab in den stadel.
ich würt haben mangel und zadel
an allen schetzen diser welt
und an allem eingrabnen gelt,
e ich dir füllet deinen sack.
der bauer diser red erschrack
und furcht des teufels grimmen zorn.
derselb auch fieng an zu rumorn
und den bauren grimmig anplatzt,
sein hals und sein angsicht zerkratzt
mit sein spitzigen klaen scharf,
beim har in nab vom stadel warf.
der teufl fur hin in zoren grim
und ließ ein wüsten gstank hindr im;
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der bauer lag, war gfallen hart,
das er sein lebtag hinkent wart.
auffur der bauer obgemelt
und klaubt im stadel zam das gelt
und legt das in sein haberkasten
und dacht: erst wil ich frölich masten,
und ob ich gleich bin hinkent schon,
bin ich doch iezt ein reicher mon,
und hat ein ent mein ungedult,
nun kan ich zalen all mein schult,
kan sitzen auch bei külem wein,
da ander reich bauren auch sein;
nun wirt ich auch zogen herfür,
darf nicht sitzen hinder der tür.
also er aller kurzweil wielt
und ein fröliche fasnacht hielt
mit seinem schatz im haberkasten;
und als es nun war nach mitfasten,
wart der bauer seim pfarer beichten,
sein herz von sünden zu erleichten,
die handlung mit dem teufel melt
und von seinem zubrachten gelt
und dem sack, der kein boden het.
der pfarer dem nachdenken tet
und brauchet einen schwinden list,
sprach: bauer, wiltu zu der frist,
das ich von sünt dich absolvier,
so mustu zu lon geben mir
disen dein bodenlosen sack.
der bauer diser red erschrack,
sprach: herr, ich hab den sack erstritten
und ser vil unglücks drob erlitten,
den sack ich nicht geren verlir.
der pfarer der sprach: es zimt mir
der sack und ist auch eben recht
uns, dem ganz geistlichen geschlecht,
das wir darein samleten gelt
und alle güter diser welt,
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auf das er dennoch nit würt vol,
drumb zimet uns der sack gleich wol.
der bauer sprach: so nemt in hin,
sagt, wie lang wolt ir bhalten in?
ich denk, es werd in kurzer zeit
euch den nemen die obrigkeit,
auf das ir schatz sich mer und wachs
zu gmeinem nutz, so spricht Hans Sachs.

Anno salutis 1563., am 5. tag Octobris.

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TextGrid Repository (2012). Sachs, Hans. Gedichte. Spruchgedichte (Auswahl). Schwank: Der bauer mit dem bodenlosen sack. Schwank: Der bauer mit dem bodenlosen sack. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B024-3