Eins abents spat da schaut ich aus
zu eim fenster in meinem haus,
darvor sah ich ein ungestalten,
eineugig zerhaderten alten
mit einem großen weiten maul
halten auf einem ackergaul,
den het er bei dem ars aufzaumt.
diser sagt mir, er het versaumt
das tor, ich solt im herberg gebn.
ich sprach: dasselb ist mir nit ebn,
weil ich noch nit weiß, wer du bist,
dergleich was dein hantierung ist.
er sprach: so wiß, ich bin genant
Hans Unfleiß, überal bekant
in weiter welt, in allen lendern,
beide den frauen und den mendern,
den armen, reichen, jung und alten,
voraus dem hausgsint und ehalten;
wo man mein gwont, hat man mich gern.
mein hantierung wil ich erklern:
wiß, das ich selb bin halber blint,
darzu nachleßig und unbsint,
nur oben hin wie ein neu kalb,
tu ein ding weder gar noch halb;
wo ich bin in eim regiment,
da mach ich lant und leut ellent,
all ratschleg kindisch und entwicht,
schlim urteil schaff ich am gericht,
durch mich wirt auch in manchem amt
vil übersehen und versamt,
durch mich gut ordnung gen zu grunt,
gemeiner nutz wirt durch mich wunt,
[56]im krieg verfür ich mannich her,
vil schiff versenk ich in das mer,
der kranken ich verwarlos vil,
gwinn weng kleinat mit ritterspil,
all freie künst trit ich mit füßen,
die glerten vor mir weichen müßen;
ich mach gar manche öde schul
und unwert manchen predigstul,
ich zeuch vil ungeratner kinder,
mager mach ich ross, schaf und rinder,
treib manchen burger von seim erb,
der kaufleut ich auch vil verderb,
in den hantwerken ich umbstümpel,
vil gutes werkzeugs ich verhümpel,
ich mach manchem sein arbeit saur,
in der kuchen bin ich ein schaur,
im haushalten ein ungewitter,
mach das haus baufellig und schitter,
summa summarum, wo ich bin,
friß ich das hauptgut und den gwin,
verderb, verwüst, verlaß und brich,
das die katz wirt das beste vich,
und wo ich lang bleib gast im haus,
da muß der wirt zum tor hinaus.
ich sprach: hast du ein solchen sit,
so gib ich dir kein herberg nit,
ich wil all nachbaurn vor dir warnen.
er sprach: ir künt vor meinen garnen
in keinem weg ganz sicher sein,
eur meit und knecht mich laßen ein,
verbergen mich oft lang im haus.
doch wil ich reiten iezt hinaus;
ich weiß ein wirt, da wil ich zu,
dem bin ich willkum spat und fru
und ritt damit aus unser gaßen.
die wort wart ich zu herzen faßen,
[57]dacht, wie ein arg ding ist unfleiß,
weil köng Salomon spricht, der weiß:
der fleißigen hant machet reich;
aus dem man wol verstet dergleich,
das der unfleiß muß armut bringen,
wie man das spürt in allen dingen;
wo unfleiß nimmet überhant,
ein ding in die leng hat kein bstant,
sonder mit schaden endt sein lauf.
derhalb seh ieder umb und auf,
in all seinem gewerb und handel,
mit tun und laßen in seim wandel,
wo unfleiß sich bei im zuschlag,
das er in zeitlich von im jag,
tu forthin alle ding mit fleiß,
das in nit mit der zeit umbreiß
die waßergüß als ungemachs
durch schnöden unfleiß, spricht Hans Sachs.