[199] [201]Sonnenwende der Liebe
Ich habe geliebt
Wie Dichter lieben,
Und ob ich auch hohes Glück genossen –
Mehr noch hab' ich gelitten.
Jetzt, da mein Herz steht
In der Sonnenwende der Liebe,
Erfaßt mich seltsame Wehmuth.
Empfänglich noch für der Schönheit Zauber,
Und mit geschärftem Aug'
Erspähend den feinsten Reiz,
Spür' ich auch noch
Unverbraucht
Des Jünglings Gluth
In ernst und kraftvoll gereifter Mannesseele.
Aber zugleich schon
Fühl' ich mich angeweht
[201]Von leisen, mahnungsvollen Schauern
Nahenden Alters,
Und jener trostlosen Zeit,
Wo Eros oft noch
Den schärfsten seiner Pfeile versendet,
Während abgewandt steht
Die göttliche Mutter.