[185] Der Klostergarten

Weißt du noch, geliebte Seele,
Wie wir einst – hell schien die Sonne –
Leis und schüchtern uns ergingen
In dem Garten eines Klosters?
Offen stand die kleine Pforte –
Und wir waren eingetreten,
Tief im Herzen angemuthet
Von des Ortes Ruh' und Frieden.
Herbst schon war es. An den Birken
Goldig schimmerten die Blätter;
Astern blühten, Georginen –
Hier und dort auch blasse Rosen.
Und wir schritten wie verloren
In weltfernen Einsamkeiten;
Niemand sah uns – doch wir schlugen
Vor uns selbst die Augen nieder.
Reiner waren wir gekommen,
Reiner waren wir gegangen
Als die Mönche, die inzwischen
Tafelten im Refectorium.

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TextGrid Repository (2012). Saar, Ferdinand von. Gedichte. Gedichte. Drittes Buch. Nachlese. Der Klostergarten. Der Klostergarten. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-AE12-F