Faschingsvollmond

Ein Freund, ein Dieb aus der Nähe von Metz,
Wollte mich betrunken machen.
Es gelang ihm durch dauerndes Anstoßen.
Wir stolperten über ein Polizeigesetz,
Lagen dann in zwei stecknadelgroßen
Blutlachen.
»Warum willst du mich denn betrunken machen?«
Frug ich. – »Um Dich zu berauben!« –
Diesem Freunde konnte ich glauben;
Er küßte mir oft die Hände, in Wien. –
Nun lag er mit rührend blutender Nase
Mitten in der Theresienstraße
Neben mir. Wo uns der Vollmond beschien.
Wir wollten einander aufraffen,
Aber Der Mann im Monde trat
Eben in den Hof seines Mondes
Und signalisierte uns: Lohnt es
Sich, einen Hofhund hier anzuschaffen?
Oder empfehlen Sie Stacheldraht?
Ein Schutzmann kam und nahm eins von uns beiden.
Ich ließ meinem Freunde zur Aufbewahrung
Die Brieftasche. Aber nicht nur das Scheiden,
Auch andres tut weh. Zum Beispiel Erfahrung.
Ich kann die Gegend um Metz nicht leiden.

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TextGrid Repository (2012). Ringelnatz, Joachim. Gedichte. Flugzeuggedanken. Faschingsvollmond. Faschingsvollmond. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-984D-F