XX. Von Viehe-Menschen.
In diesem Capittel soll sonderlich gehandelt werden /Von
1. Affen.
2. Bären.
3. Creutz-Thier / Esel.
4. Dohlen.
5. Emsen.
6. Ferckeln.
7. Gaulen.
8. Hunden.
9. Indian: Haut.
10. Katzen.
11. Lämmern.
12. Meer-Katzen.
13. Nachtigaln.
14. Ochsen / Kühen.
15. Papageyen.
16. Quacksenden Frösche.
17. Rebhünern.
18. Schwalben.
19. Tauben.
20. Udebahr / Störchen.
21. Wölffen.
22. Ziebolden.
Quirin. Pegew in der Kunstquell: part. 2. §. 3585. p 116. Der König Nebucadnezar ist wegen der Laster dreyen ungeheuren Thieren gleich worden / dem Löwen / wegen der Grausamkeit / und Tyranney: Dem Adler / wegen des Geitzes: Und dem Ochsen / wegen der Schwelgerey / und Bauchsorge. Also saget die H. Schrifft nicht / daß die Menschen / durch die Laster /Thiere werden; sondern daß sie den Thieren gleich werden. Ja ein Thier / das seinen natürlichen Neigungen / sich zu erhalten / solget / das ist nicht so arg /als ein Mensch / welcher dem Thierischen Unverstand nach ahmet. Harstörffer im 125. Anhange der Lust- u. Lehrreich. Geschicht p. 386. Ein Menschgleicht einem Schweine / nach der innerlichen Beschaffenheit seines Leibes: Dieses aber stösset den Rüßel in Koth / Mist und Lachen / zu der Zeit u. Unzeit / und bekommt ihm wol. [451] Der Mensch kan es auch thun; es bekömpt ihm aber übel / und wenn es offte geschihet /so wird er satt und kranck.
Wie ein Mundkoch zu Maylande von seinem Hertzoge begehret habe / daß er ihn möge zu seinen Esel machen / siehe zuletzte im Cap. vō VerEhrungs Glücke in meinen Wündschel-Ruthen. Confer Schuppium in seinen verdeutschten Schrifften pag. 352. 143. 351. Jul. Sperberus im Tractat. von allerley wunderbarl. Sach: p. 105. Anno. 1592. hat eine Kuhe zu S. Georges in Hispania / zwey Kinder gebohren / ein Männlein und ein Weiblein / welche Geburt viel Menschen gesehen / und in grosse Furcht und Schrecken gekommen sind.
M. Heinr. Sebaldus in Breviar. Histor p.m. 433.etc.
Ein Menschen-Esel.
Ich muß ein wunderliches erzehlen / so aber doch in vorigen Jahren warhafftig geschehen seyn soll. Es liegt ein Städtlein in Sachsen 2. Meilen von uns /Brück genannt / aus demselben sol ein Bürgers Kind unter die Schwedische Armee gerathen / und etliche Jahr gewesen seyn / dieser / als er auff eine Zeit / etwa in Schlesien oder Mähren in einer Stadt eine Zeitlang logieret / liegt er bey einer Witwen im Quartier / er verlobet sich aber mit derer Tochter / vielleicht nur pro forma / daß er einen nähern Zutritt und bessern Platz haben / und die Tochter desto füglicher schwängern mögte / als denn auch geschehen seyn soll. Als sichs aber begiebt / daß die Guarnisonen auffbrechen[452] müssen / zeucht dieser auch mit fort / schmieret unterdessen der Mutter und Tochter mit guter Vertröstung der Nachholung / die Mutter aber mercket schier / es möchte Betrug dabey seyn / spricht derowegen zur Tochter / ihr vermeinter Bräutigam würde sie wohl sitzen lassen / sie wolte ihn davor zum Esel machen. Die Tochter spricht / wenn er so untreu handeln wolte / were er auch nichts bessers werth / der Reuter reitet nun davon / und als er ein wenig nach reitet / und an einen Strauch reitet / wird ihm zu muthe / als einem den die Natur zur Reinigung treibet / steiget darauff ab vom Pferde / und wird alsbald zum Esel / bleibt auch bey seinem Pferde stehen / da nun noch andere nachkommen und bey des Pferd und Esel finden / und nicht wissen / wem die Thierlein zustehen / nehmen sie dieselbe nach ihrer gewöhnlichen Barmhertzigkeit an / und wollen sie zu rechte bringen / verirren sich aber also / daß sie das Pferd behalten / und den Esel zum Sackträger verkauffen / dieser nun leget dem Esel einen Sack auf / aber der Esel ist muthwillig / muß derwegen zween auf sich nehmen / welche er aber auch herab geworffen. Der Müller empfindt daß dieser Esel ihm nicht dienet / verkauffet ihn derowegen wieder einem andern Müller / bey dem verhält sich aber der Menschen-Esel nichts frömmer: einsten begiebt es sich / daß derselbe Müller mit seiner Magd etwas unbilliges wil vornehmen im Stalle / der Esel wil solches nicht leidē / sondern schreyet gantz zierlich laut nach Esels Art / schlägt auch hinten aus nachn Bette / das kan der [453] Müller nicht vertragen / verkauffet derowegen den Esel wieder / und zwar in der Stadt / da er zum Esel worden war. Als nun einsten der Esel mit einem Sack für der Heren Hause fürüber gehet / und eben Mutter und Tochter für der Thür stehen / wird die Tochter des Esels gewahr / und spricht / Ey Mutter / sehet da unser Esegen / ey könte er denn nicht wieder zu einem Menschen werden? Die Mutter spricht ja / wenn die Lilien blühen / und er davon eße / könte es geschehen / welches denn der Menschen-Esel gehöret. Als nun die Lilien blüheten / und in der Apotheck ein Topff am Fenster etwas hoch stehet /wirfft der Esel seinen Sack zur Erden / springt in die Höhe / erschnapt die Lilien / und wird alsofort wieder zum Menschen / stehet aber nacket: welcher Handel /als er vor Obrigkeit kommen / hat man die Hexen Mutter und Tochter angegriffen und zur Straffe gezogen / der Soldat aber hat bekannt / daß in den 2. Jahren ihme die Säcke zutragen nicht sauer weren ankommen / habe auch der Knobpeitschen wenig geachtet / allein wenn man ihn unter dem Leib gehauen /und dem heimlichen Glied zu nahe kommen / hette er das übel vertragen können. Item / wenn man ihm Heu oder Stroh hette vorgeleget / hette ihm solches nicht eingewolt / aber Schrot / Kleye und Mehl habe er hinein gewürget / er sey auch offt in die Mühle gelauffen / u. habe an den Mehlsäcken gelecket. Endlich auch /als er wieder zu sich selbsten kommen / habe er dem unzüchtigen Müller hart zugesetzet / wenn er nicht würde Geld geben / sein Bubenstück auszusagen / [454] da denn dieser den Beutel müssen schmieren / wovō sich hernach vielleicht der Reuter wieder mundiret. Es soll aber nach diesen der Reuter / bey der Schwedischen Armee / ein Lieutenant worden seyn: diese Legend haben mir unterschiedliche glaubwürdige Leute erzehlet / ist nicht so gar ungläublich / denn der Satan ist machtig / bevorab in den Kindern des Unglaubens. confer Christian. Ottoni in d' Predigt von d' Zauberey / p. 48. (Diese Historie ist nit ungleich dem Apulejo Semigetulo (davō Drexelius in seinen Schrifften gedencket / dz ein Commentator in selbigen Autorem /vom Esel sey todt geschlagen worden so endlich /durch genießung der Rosen / wil wieder ein Mensch geworden seyn. Wie ich dessen XI. libros Metamorph. ad verbus nicht alleine ein paar mahl durchgelesen; sondern sie auch enzeln Anno 1653. in Leipzig Corrector in typogr. Lanckis: über Tische / als acroamaticus / wenn mich die Reige betraff / vollständig her erzehlet habe. etc.) Solche Accommodation hat auch Zeiler Tom. 2. Epist. 575. p. 956. etc. Welcher gedencket / daß das vorige Exempel / außm 30. Jährigem Teutschen Kriege / ihme ein Buchdruckerey-Verwandter erzehlet habe. Item nicht minder anno 48. ein Obrister.) das es aber Teuffels Verbländung mit solcher Verwandelung / vide Tom. 1. prōpt. Exempel. Handorffii sol. 241. etc. Aber die verbländeten Leute wollen doch aus den Eseln einen GEselln und Men schen machen: daher legen etliche ihre Stimme so aus / daß sie schreyen: der Müller stahl / der Müller [455] stahl etc. Deme ein ander antwortet: Ich sahs / ich sahs: Item daß er schreye / ita. vide meine Weynachts Fratzen. Daß er zu Bileam geredet. Daß ihn Eulen-Spiegel wollen den Psalter lesen lernen: daß einer zu Padua einsmahls in Doctorem Juris promovirt geworden / daß er gen Himmel transferirt geworden. Vide Autorem des Esels Adels und Sau Triumphs / Heinstum etc. Martin Weinreich / Medic. in Comment. de Monstr. c. 7. Ein Theologus erzehlet in Comm. in Gen. Er habe eine ehrliche / und schöne Frau gesehen / welche eine Ratte gebohren hat. Das kam daher /daß ein Nachbar eine Ratte gefangen / und ihr ein Schellichen angehengt / die andern damit zu verjagen. Dieser Frauen / da sie schwanger ist / begegnet gehlingen gedachte Ratte: darüber erschrickt sie also /daß ihre Leibes Frucht / die gantze Gestalt davon nimbt / durch eine wunder- und sonderbahre hefftige Einbildung. Item / daß er zu Wittenberg einen Mann gesehen / welcher ein Toden-Antlitz gehabt: darumb das seine schwangere Mutter sich über einen Todten entsetzet / und habe durch eine Einbildung eine solche Farbe ihrem Kindlein eingedruckt. Confer. Richter in spect. Hist. cent. 1. Hist. 36. p. 73. 74. Im teutschen Labyrinth / p. 32. stehet: hüte dich für dem Thiere das Zöpffe hat; und werden die Weiber verstandē. Aber wie sie unbillig unter die Thiere gerechnet werden. vide den censurirten Alcoran / p. 678. Zeilerus in Epist. Miscell. 59. p.m. 492. Camerarius erzehlet eine wunder seltzame Geschwindigkeit eines Bauren / am Bambergischen Hoffe / der unter den [456] wilden Thieren /im nähesten Gebürge ernehrt / und aufferzogen worden so noch an. 1590. im Ehstande gelebt hat: und der von Montagne lib. 1. c. 48. ein ander Exempel /von einem künstlichen / hurtigen / Reiter. So lieset man viel von wunderseltzamen natürlichen Eigenschafften etlicher Menschen / als die sich / von einem alten Weibe / nicht haben können ansehen lassen: die keine Katz / und Igel leiden: den Geruch / und Gebrauch der Apffel / Knoblauch / Brots / Käß / Eyer /Zimmet-Rinden / Kohl / Kressen / Melonen / Hasen /Vögel / Fleisch / Fisch / und sonderlich der Ael / gefülten Färckleins / Kühe Euters / Oels aus Oliven /Rauten / sonderlich aber der Rosen / ohne Ohnmacht /oder andere beschwerliche Zustände / nicht haben erdulden mögen; ja deren Theils auch Lebens Gefahr deßwegen außstehen müssen. Idem im 2. Theile der Epist. 518. p.m. 735. etc. Man erschrickt / wenn man lieset / daß in dem Schweitzer Kriege / zwey alte Weiber / eine gantze Schaar / von 40. Knaben / und Mägdelein / nicht anders / als wie das Vieh / hinauß auff die Weide getrieben / und als sie vom Bilibald Birckheimern gefrage worden / wohin sie doch diese arme Kinder treiben thäten / sie / daß ers bald sehen würde / geantwortet hetten wie denn / als sie auff eine schöne große Wisen kommen / die Kinder alßbald auff ihre Knie gefallen / und Graß / wie das Vieh / gefressen: allein mit diesem Unterscheide / daß das Vieh / mit dem Maule / sie aber solches mit den Händen abgerissen. Darauff die Weiber zum gedachten Hn. Birckheimer gesagt: Siehstu itzt / warum [457] diese elende Schaar daher getrieben worden. Denen freylich viel besser wäre / daß sie nie gebohren / denn daß sie ein solch Leben führen müssen. Ihre Väter sind durchs Schwerdt gefallen / die Mütter aber durch den Hunger vertrieben worden / daß sie mit ihren Augen solches nicht sehen dürffen / und seyn derer Kinder noch doppelt so viel gewesen / werden aber alle Tage weniger weil viel des Hungers sterben / und wir auch hoffen /wir sollen in kurtzen / sampt ihnen / auß solchem Elende erlöset werden. Idem Albertus con. 15. pag. 186. Aber wie vielen Leuthen / und Kindern / hat man in diesem Kriege / daß Graß im Munde gesehen /damit sie auch dahin gestorben? confer M. Sam. Zenckern im wanckend Teutsch. Friede. pag. 70. Nicht ungereimt möchte man hieher ziehen die jenigen / so den Behemoth beym Hiob. 40. v. 10. etc. Welcher beschrieben wird / daß er Heu frisset / etc. erklären / als bedeute er grosse Herren / Balduin. in Comment. ad h.l. oder die Hoffertigen. Gaspar Sanctius / ad h.l. sol. 488. n. 35. oder den Hn. Christum. Bolduccius sol. 9o8. ad h.l. confer cap. 2. §. 9. etc. M. Casp. Löschers in dissert. Phys. Philol. de Behemoth. et Coccejum ad h.l. fol. 545. etc. Erasm: Francis: in lustig. Schaubühne der Curios. in der 1. Versamlunge. pag. 106. Es hatte Neander die letztē Worte kaum außgeredt: da entstund ein unversehener Tumult und Gepolter. Dann her H. Ehren-Hold hatte über den Boden eine Meer-Katze sitzen / welche loß gekommen war /und von des Gaston seinem Englischen Hunde / wie auch noch einem and'n / gejagt wurde. Als die Hunde / dieser geschwinde die [458] Steigen herunter / biß auff den Boden. etc. Cronen Thal verwunderte sich / daß sie die Hunde so listig betrogen / und eben ihre Flucht zu ihnen genommen. Der H. laß ihm das nicht wundern /sprach H.L. alten Thierren gibt es die Natur an die Hand / wann sie werden verfolgt / bey dem Menschen vors erst Schutz suchen: geschweige dann den Meer Katzen: die überaus listig und verschlagen sind / nicht allein sich zu retten / und beschirmen / sondern auch ihren Feinden zu beleidigen. Mann sagt / daß sie in Indien (da es derselben eine grosse Menge / hin und wieder in allen Wäldern und Gärten / auch wohl in den Städten / giebt / wiewohl ungleich / grösser und stärcker / weder die / so man in diese Länder bringet /) oben auff den Bäumen sitzen / grosse Baum Aeste abbrechen / und damit auff die vorüber gehende Wanders-Leute zu werffen. Wann sie gerne über einen Fluß wollen / ergreift eine die andere bey dem Schwantz / schwingen sich alsdenn von einem an dieser Seiten des Wassers stehenden / Baum so oft und viel biß die Außerste unter ihnen einen Zweig deß gegen über am 2. Ufer herüber hangenden Baumes erreicht: u. hangen also von einem Baum zum and'n /wie eine übergespannete Kette. Wann nun die förderste Meer Katz sich fast genug anhält / und empfindet /daß d' Zweig starck genug: so gibt sie der andern durch Geschrey ein Zeichen: alsdenn läst die allerletzte ihren biß hergehaltenen Zweig des ersten Ufers fahrē / und kommen also ingesammt / mit Ersparung des Fahrgeldes / hinüber. Wird eine vō einē Pfeil getroffen: kommen sie einander zu Hülffe / nehmen etliche Blätter und stillen das Bluth / wenn sie solche Blätter oder etwas von dem Baum-Moß in die Wunden gestecket haben. [459] Gegen ihren jungen erzeigen sie sonderliche Für Sorge: tragen sie hin und wieder mit sich auff den Rücken / biß sie alt genug / sich selbsten zu versorgen. Als der Mandelslo zu Amadabath in Indien / bey den Engl. Praesidenten / sich eine Weile auffgehalten; schreibt er / daß die Meer Katzen bey 100. außer und in der Stadt geloffen / und den Leuthen grossen Schaden zu thun pflegen / mit stehlen / Abbrechung des Obsts und anderer Früchten. Sie sind in der Stadt / auff und in die Häuser ohne Scheu /gleich als zahme Hunde und Katzen / gelauffen haben den Krämern und Becken die Datteln / Feigen / Mandeln / Nüsse / Zucker / Brod / und was sie sonsten bekommen können / genommen. Er selbst habe ihnen nur einmahl von seiner Kammer / Brod und Früchte gegeben; darauff sie täglich wiederkommen / sich frühe / bey Aufgang der Sonnen / vor seiner Kammer eingestellet; Ihn vom Schlaff auffgeweckt / und ihr Frühstück gefodert. Die Alten brachten ihre Jungen am Bauche / mit Armen umbfasset / welches sehr poßierlich anzusehē war. Wurden endlich so kühn / daß sie das Brodt auß seiner Hand empfingen. Wenn er zu Zeiten eine bey dem Fuße ertappete / und feste hielte /hatte er die andern alle zum Feinde / die gaben mit grossem Geschrey und zähnblecken ihm ein saur Gesichte. Und wenn er denn sie ein wenig zulang hielte, stelleten sie sich / als wolten sie alle auff ihn springen / und ihren Gesellen retten. Wenn ihre Jungen noch nicht von einem Baum auff den andern springē kuntē /machten die Alten eine Brücken / sie ergriffen einen Ast deß Baums mit dem Schwantz; deß gegenüber stehenden [460] Baums Zweig aber mit der Hand; und lassen die jungē über sich gehen. Ob sie denn alle (fragte H. Ehr.) gleich der hießigen gestalt seynd? Ich halte /was die Farbe antrifft; werden die meisten wohl solche haben / wie diese: aber an Grösse / Stärcke / und anderer Beschaffenheit / sind sie gar sehr unterschieden / obgemeldeter Autor schreibt ihnen zu die Grösse ziemlicher grosser Jagt Hunde / grüne Farben /lange weiße Bärte. Und herunter hangende weiße Augbraunen / gleich als die sehr alten Männer. Aber es steht gleich zu erachten / daß sie / nach Gelegenheit der Länder / auch hierinnen verändert: denn viel andere Scribenten beschreiben sie / an andern Orten /viel grösser und stärcker / wie wohl sie sie offt mit den Affen confundiren. Gestalt sa sie / an vielen Orten viel bößer / wilder / listiger und geschwinder seyn sollen: maßen etliche so schnell / wie ein Vogel / die Bäume auf und ab-hüpfen / und gleichsam von einem zum andern fliegen. Niemand darff ihrenthalben sich /alleine durch die Wälder zu gehen / leichtlich erkühnen: wenn aber die Leute vorbey reisen / werden sie von ihren Führer / die ihnen gleichsam an statt eines Capitains / versamlet / lauffen alsdenn dē Reisenden in grosser Menge entgegen / springen behende wieder anff die Bäume; lachen und verhönen mit Maulkrümmen / Lefftzen ziehē / Zukehrung (S.H.) des Geseßes /und andern lächerlichen Possen / und Geberden / den Wandersmann. Sie wissen behende und behutsam sich fürzusehen / daß sie einen gegen sie abgeschossenen Pfeil ergreiffen und aufffangen / gleich würde er ihnen in die Hand gereichet. Mit der Kugel aber gehet es ihnē nicht an. Trift man / [461] und verwundet ihrer eine / daß sie herunter fällt und vō den Leuten hinweggenommen wird erregen die übrigen auff den Bäumen ein solch Gemürmel und Gebrüll: gleich währen 1000. Löwen vorhanden. In dem sie die Bäume hinan steigen / trägt eine jede im Maule und in der Hand so viel Steine / als müglich: welche hernach von ihnen denen vorübergehenden auff die Köpfe geworffen werden; wenn man auffgehöret / nach ihnen zu schiessen. Ihre verschlagene Arglistigkeit stehet unter andern dabey abzunehmen: Ein Schütz spannete einsmahls auf eine alte Meer Katze / oder geschwäntzten Affen seinen Arm Brust: Der Affe stellete sich / als wolte er des Schusses erwarten / so bald er aber siehet / daß der Schütz das eine Auge zudrück und zielet wirfft er ihm mit einen Stein gar harte ins Gesichte /und zerknirscht ihm die Zähne im Munde. Diese List ging dem Affen dennoch auch nicht frey hinaus: denn zu gleicher Zeit / als der Stein den Armbrüstiner traff; zu derselbigen erreichte der Pfeil auch den Affen / und schoß ihn herunter. Beym Petro Martyre lieset man; die Spanier haben einen Affen gefunden / der viel grösser gewest / auch einen längern Schwantz gehabt weder die andern welchen Schwantz er umb den Ast eines Baumes gewunden / einmahl 3. oder 4. mit hin und her schwingē / seine Kräffte versuchet: hernach von einen Zweig auff den andern / ja von einen Baum auff den andern fast mehr geflogen / weder gesprungen. Diesen hat ein Bothen Schütz zu letzt / mit einen Pfeil getroffen: darauff er herunter gesprungen / und seinē Beleidiger mit grosser Furie angefallē. Der Jäger wischt mit seinē Hirschfänger [462] heraus häut ihm den einen Arm hinweg / nimt ihn also / wiewohl die Bestie sich hefftig gewähret / endlich gefangen / und mit hin zu den Schiffen / wo selbst. Er unter den Leuten etwas zahmer worden. Mittlerzeit dieser Affe an Ketten geschlossen und verwahret wirdt / bringen die Jäger ein Wild / das zeigen sie dem Affen. Beide fangen an so bald sie einander ansichtig worden / die Borsten für Grimm auffzuführen. Der Affe fält mit grossen Ungestüm / den wilden Hauer an / bestrickt ihm mit seinem Schwantz: mit dem noch unverletzten Arm ergreift / und drückt er ihm die Kehle / biß daß des Schwein stirbt und ersticket. Marckgraff gedenckt in Brasil. Geschichten: daß es in Brasilien eine Art von bärtigen Meer Katzen gebe (deren der Herr Lilienfeldr hiebevor / auch aus dem Mandelslo Meldung gethan /) aber nur in der Grösse eines Fuchses / mit schwartzen und gläntzenden Augen. Die sollen in den Wäldern ihren Auffenthalt haben und gräßlich schreyen: Alle Tag vor und nachmittage / ein oder etlich mahl zusammen kömmen: da denn eine unter ihnen in der mitten / an einem etwas erhabenen Orte / sich setzt; mit lauter Stimme anhebt vorzusingen: und mit der Hand ein Zeichen giebt: die andern alle singen mit; hören auch noch eher auff / bevor der obenan sitzende abermahl mit der Hand das Zeichen giebt: dann schweigen sie alle in ein sie Augenblick sämbtlich stille: Der Oberste aber hält mit einer groben Stimme / allein auß / und macht das Finale. Dazu wird auch ein starcker Glaube erfodert werden: Anders besorge ich / eine solche [463] Affen Music dörffe auff ein Lami hinaus lauffen etc. Weil solche Affen und Meer Katzen / laut des Berichts / viel in die Städte lauffen / kan es leicht geschehen / daß sie alda etwan eine Music anhören / und daheime in den Wäldern solche nach affen. Und da sie es gleich nit eben von den Menschen hätten: schätze ich es doch nit stracks vor unmüglich /daß sie eine solche Manier und Ordnung unter sich halten können: angesehen ihnen wol viel vernunfftmässigere Bezeigungen von Scribenten beygemessen werden. In der Gegend deß Landes Guinale / giebt es gar grosse Affen / die mann zu Hauß Arbeit / Wasser tragen / Schüssel waschen / Feuer schüren / Wein zapffen / Fleisch und Brodt holen / Braten kehren /unn was solcher Arbeit in der Haußhaltung mehr / gar füglich brauchen kann. Wenn sie den Braten wenden; halten sie die Nasen über den Geruch vō Braten / und wenden den härigten Kopff bald hie / bald da herumb / ob man ihrer auch wahrnehme: Gestaltsam Vincenle Blanc in Reise Besch. meldet. Es habe ein Portugiß etliche Kauffleuth zu Gaste geladen: und wie die Gäste über der Taffel gesessen sey d' Affen Meister über den Braten gewesen / u. bereits einen Schenckel vō dem Indianischen Huhn verzehret. Wiewohl man ihn dennoch nichts darumb thun dürffen; massen man seiner Dienste noch mehr gebraucht / denn er habe ihnen hernach bey der Taffel für einen Schencken müssen auffwarren / die Gläser außgeschwänckt /wieder eingeschenckt und überreicht; auch sein Theil treulich mitgetruncken; über das den Gästen viel poßierlicher Händel und Kurtzweil für gemacht. [464] Wer hat was listigers oder verschmitzters von einem Affen sein Lebetage erzehlen hören / als was ich itzo sagen will? Themistocles erweichte den König der Colchier damit / daß er dessen Sohn ergrieff / und dem Vater vorhielt! Desgleichen haben viel Commendanten die Söhne und Töchter ihrer Feinde / auff die Mauren gestellt / umb ihnen das Schiessen durch mitleiden gegen die Ihrigen / zu verwehren. In der Stadt Hisrali aber war ein Schwantz-Aff / den man tödten wolte /der wuste diese Kriegslist auch. Er lieff und flohe bald auff dieses bald auff jenes Dach: Wie er aber gewahr wird / daß einer nach ihm den Bogen richtet /und schiessen will / macht er sich ellends herunter /läufft durchs Fenster in die Stube / trifft ungefehr ein Kind in der Wiegen / das ergreifft er geschwind / klettert damit wieder hinaus auff das Dach / und hält dem Schützen dieses Kindlein so offt entgegen / so offt er siehet / daß jener loß drücken will: wohl wissend / der Schütze werde / bey solcher Gefahr des Kindes / nicht schiessen. Ich weis nicht ob ich nich unterstehen darff / ein mehrers zu berichten: aus Beysorge / der Herr Vetter werde es für ein Gedichte halten; oh es gleich berühmte Historici erzehlen. Johannes Ardots schreibt / daß die Affen und Meerkatzen mit den Barbaren in Morgenländern gar vertraulich umbgehen /umb Geld mit ihnen spielen: wann sie etwas gewonnen / ihren Mitspieler / den Menschen / mit gewissen Gebehrden einladen zum Weinschencken / und diesem das Geld zuzehlen / vor [465] einen Trunck Weins. Nierembergius gedenckt / er sey von einem / der es mit seinen Augen selber gesehen / nachgehendes berichtet. Zu Hanau stund bey den spielenden Soldaten ein Aff / der gab Achtung auff den / der das meiste gewonnen hatte / und verfügte sich stets an dessen Seite; biß er ihm nach Gewonheit etwas von Spiel schenckte. Wolte der Soldate nicht / so schlug ihn der Aff mit Fäusten; schenckte ihm aber jener etwas; lieff er gleich damit dem Weinkeller zu / ergrieff ein Geschirr / und reichte solches dem Schencken / daß er ihm solte Wein langen. Wann ihm der Becker sampt dem drauff liegenden Deckel wieder zugestellt / soff er dem Wein aus: zahlte hernach davor von dem Spielgelde / und kehrte wieder zurück. Hatte aber der Weinschencke ein mehres von ihm an Gelde empfangen; so blieb der Aff stehn und wartete daß der Schencke mehr Wein brächte: welches denn zwey /auch wohl dreymal geschahe / nach dem die Müntze weniger oder mehr galt. Acosta erzehlet von einem andern / der von seinem Hernn nach dem Weinkeller gesandt / Wein für ihn (seinen Herrn) einzukauffen: Selbiger habe ehe kein Geld zu geben pflegen / bevor man ihm die Flasche fein voll eingeschenckt: auch wenn die Buben / auff der Gassen / ihn gevexirt und der Flaschen berauben wollē / kleine Steine erfasset /und sie damit in die Flucht getrieben. Ob er gleich sonst auch sehr gerne Wein gesoffen; sey die Flasche dennoch iederzeit treulich und unbestohlen von ihm heimgetragen. Denen Weibern aber / so [466] sich geschmünckt / soll er mächtig feind seyn gewesen: und wann ihm solche auffgestossen / habe er ihnen die Kleider zerrissen / und die Haar ausgeraufft. Was dünckt den Herrn Vettern hiebey?
Ich gläube so viel davon / als mir immer müglich /antwortete Monsieur Berrintho: Sehe aber nicht ab /wie die Affen sollen Wein kauffen können / oder Geld zahlen / sonder Verstand und Vernunfft. Denn es kan dem Herrn Vetter nicht verborgen seyn / daß zehlen bey dem Aristotele / und den allergesundesten Philosophis / eine Eigenschafft des Menschen sey / nach der allergenauesten Art / die man sonst zu Latein Proprium qvarti modi neunet. Welche Eigenschafft /weil sie aus der Formal Differentz / Krafft welcher der Mensch von andern Creaturen unterschieden wird /herfleust / keiner andern Creatur zugeeignet werden kan. Mons. Gasson redte darzwischen / wolte dem Herrn Neander zu Hülffe kommen / fürwendend: Aristoteles hätte in dem Fall unrecht; angesehen ja auch die Engel und Teuffel zehlen könten: wie dann das zehlen der fürnehmsten und Differential-Eigenschaften des Menschen eine seyn könne?
Aber Herr Neander fieng an / etwas gründlicher davon zu discurriren / und sagte: Monsieur / die Ausflucht kommt mir nicht zu statten. Zehlen kommt eigentlich keinem zu / weder dem Menschen. Denn was ist der Zahl? Eine Vielheit aus vielen Einigkeiten gesammlet / wie ihn Euclides beschreibt: oder etwas deutlicher: Eine Menge die in vielen zusammen [467] gesetzten Einigkeiten bestehet. Woraus erhellet / was eigentlich zehlen sey: nemlich die Einigkeiten zusammen setzen / und hernach unter einen Concept des Verstandes beschliessen. Dieses aber ist ein Werck der Vernunfft / welches weder den Engeln zustehet; als die durch keine Zusammensetzung / sondern blosse Anschauung / den Zahl begrieffen; noch den Thieren; als welche keine Vergleichung oder Folgerey machen können. Bleibt demnach war / daß das Zehlen einig und allein dem Menschen zuzuschreiben sey.
Wie werd ich aber nun mit meinem Geldzahlendem Affen bestehen / und meinem Herrn Vettern Satisfaction geben? Gar leicht! Es ist vermuthlich / der Affe habe eine gewisse Müntze / die seiner scharffen Gedächtniß bekandt / empfangen und ausgegeben / und weil mans ihm sonder zweiffel vor hin gewiesen / daß er vor viel oder grösserer Müntze mehr bekäme / vermittels seiner scharffsinnigen Sagacität / starcken Einbildung / und Gedächtniß / entweder aus der Müntze Gestalt / oder dem Gewicht / gemerckt / und behalten / daß man ihm noch mehr Wein zu schencken schuldig. Welchen Schluß die Natur zwar / bey dem Menschen / durch Vrtheil und nachrechnen; bey den Thieren aber / durch Gewohnheit und Gedächtniß / effectuiren kan.
Ich will einen Hund abrichten / daß er mir / wann ich ein oder zweymahl auff den Tisch schlage / das Stücklein Brodt ungessen liegen lasse; hergegen /wann ich zum drittenmahl klopffe oder schlage / solches [468] im Augenblick erwische und verschlinge. Hier dürffte einer leichtlich wähnen / der Hund müste zehlen können: denn so ich nur einen Schlag thäte / und keinen mehr; würde der Hund (nemlich ein solcher /der darinn abgerichtet) das Brod oder Fleisch wohl liegen lassen: wird nur zweymahl geklopfft; so erschrickt er etwan / und zweiffelt vielleicht / ob er auch eins überhört; wird sonst schwerlich zugreiffen. Woraus zu folgen scheinet / weil er nur gemeinlich zum dritten oder vierdten mahl (nach dem er nemlich gelehrt worden) zugreifft / er müsse ja zehlen können /und die Einigkeiten componiren: Aber es verhält sich also nicht: besondern der Hund hat solche Observation aus der Gewonheit / und nachsinniger Einbildung /die darumb noch keinen Verstand macht. Denn ein Ding kan / auff unterschiedliche weise / werden begriffen und erlernet: bey den Vernunfftlosen Creaturen / durch die blosse starcke Phantasey und Sagacität; bey dem Menschen / durch Phantasey und Verstand zugleich / (und zwar darumb desto vollkömlicher; nemlich mit allen Vmbständen und Vrsachen) bey den Geistern aber / durch einen blossen anschauenden Verstand.
Zugleicher weise / spreche ich kan der Affe / oder ein ander scharffsinniges Thier als der Elephant / eigentlich zwar nicht zehlen: aber doch ein oder viel Stücke / aus anderen gewissen Merckzeichen / hingeben / zur Bezahlung.
Plutarchus, und fast alle Platonici / sonderlich[469] Franciscus Patritius, behaupten gar starck / das die Thiere Verstand haben / und ob sie gleich nicht rede können / dennoch / wie der zu letzt angezogener Patricius, dafür hält / ihre uns verborgene Merckzeichen haben / die ihnen / an statt der Sprache / dienen / und Krafft derer sie sich gar geschwinde und deutlich verstehen. Welches letzere ich eben nicht läugnen will; nemlich daß sie sich unter einander mercken und er kennen: aber dannenher noch lange nicht ihnen den Verstand zugebet kan.
Der Herr verzeihe mir / wann ich ihm hierüber /mit noch einigem Zweiffel beschwerlich falle; sprach Mons-Gaston. Die Folgerey und Schlußrede unserer Gedancken ist ja eine Sache / die sonder Vernunfft nicht thunlich. Wohl! antwortete Herr Neander; Monsieur fahre fort! Wann ich dann nun erwiesen kan /sprach Mons. Gaston / daß mein Türck (also hieß sein grosser Hund /) eine innerliche Schlußrede undConseqventz zu formiren weiß / so muß ihm der Herr einen Verstand zulassen.
Wann der Herr solches erweißlich macht / versetzte Herr Neander / muß ich zulassen.
Wann mein Türck / hub Mons. Gaston wieder an /mit mir ausläufft / und wieder heim kommt / so springt er umb mich herumb / ist frölich und guter dinge. Ist er aber von sich selber / wieder meinen Willen / irgend auß und den Katzen nachgelauffen /schmieget und bieget er sich / bei seiner Wiederkunfft / hält den Schwantz zwischen die Beine / nicht anders / als einer / der ein [470] böß Gewissen hat: endlich legt er sich auff den Bauch / kömmt auff allen vieren zu mir angekrochen / winselt und heulet / biß ich ihm / mit meinem Spatzierstabe / etliche Streiche gegeben / als dann springt er / wie einer der seine Straffe außgestanden / oder Perdon bekommen / freudig auff / liebelt und leckt mir die Hand / ja wohl gar das Maul /wann ich ihn zuliesse. Im Gegentheil / da ich ihm /zur andern Zeit / nur den Stock zeige / weiß er geschwinde das Loch zu finden / das der Zimmerman offen gelassen / und auszureissen.
Solchen Vnterscheid kan dieser mein ehrlicher Türck (strich damit gleich mit der Hand den Hund über den Kopff) ja nicht machen / wann ihm die Natur nicht eine Argumentation und Folgerey hätte mitgetheilet; nemlich also: Jetzt bist du / mit Vergunst deines Herrn / ausgeloffen.
Ergò: hast du dich keiner Stöffe zu befürchten.
Vnd abermal:
Jetzt bist du / wieder deines Herrn Willen / herausgelauffen.
Ergò: wird es Stösse setzen.
Ergò: Must du dich demüthigen / und gleichsam einen Fußfall thun / der Straffe zu entgegen.
Gleiche Dialecticam weiß er zu brauchen / wann er irgend unserer Köchinnen bey dem Feuer einen Hafen umbgestossen / und das Fleisch ausgefressen: Dann so bald sie darüber zukommt / sucht er sein Heil in den Füssen / und folgert also:
Wer stiehlt und die Häfen ausfrist / der wird gestrafft:
[471]Du hast gestohlen und gefressen;
Derhalben wirstu gestrafft werden:
Herr Neander begegnete ihm also: daß der Hund zweene Sätze / und also gleichsam ein Enthymema formire / wie der Herr will / könte ich auff gewisse masse und weise / nach geben; aber keines weges einen vollkommenen dreysätzigen Schluß.
Ich sehe wohl / versetzte Gaston / in dem der Herr meinem Hunde die Reputation abschneiden will / vermehret er sie ihm nur. Dann dafern mein Türck kan ein Enthymema formiren / welches eine Schluß-Art der Redner ist / so muß ich ihn endlich gar für einenOrator halten. Warumb nicht? erwiederte / mit lachendem Munde / Herr Neander: der Herr schicke ihn nur nach einer guten fetten Bratwurst oder Knochen /was gilts / ob er / in solcher Verrichtung / nicht aufs wenigste einen guten Zungendrescher oder Zahnbrecher werde abgeben. Aber ohne Schertz dem Herrn zu antworten / ist endlich dieses meine Meynung: Der Hund / oder vielmehr die Natur des Hunds / begreifft nicht drey Sätze in ihrer Erkäntniß oder Phantasey. Den Obersatz: wer stihlt etc. der wird gestrafft; kan keine unvernünfftige Creatur machen: Denn dergleichen Obersätze sind universal, allgemein / und können sonder einem vernünfftigem Abzug (Abstraction) von den Singularitäten / oder Wissenschafft der Gesetze und Reguln / nicht erkant werden. Derwegen kan der Hund keine Schlußrede machen: weil iede Schlußrede drey Sätze entweder [472] der ausdrücklich /oder eingewickelter massen (implicitè) begreifft; darunter der vernünfftige Mensch allein / und keine unvernünfftige Creatur den Ober-Satz begreiffen kan.
Es fragt sich weiter; ob der Hund ein Enthymema /oder zweysätzige Folgerey machen könne / wie ich vorhin wiewohl (impropriè) Vergleichungs weise /zugegeben? darauff antworte ich mit Vnterscheid. Wann der Herr diese zwene Sätze /
Du hast gefressen /
Du wirst gestrafft werden.
Der Hündischen Einbildung zueignet / als eine schlechte Erkäntniß und Apprehension, die in seiner Phantasey / durch gewisse für Augen / oder in der Gedächtniß schwebende Zeichen / erregt wird / so lasse ich zu / er habe solche Sätze bey sich. Dafern aber der Herr dem Hunde / oder andern Bestien / solche zween Sätze / wie eine Rede / die vermittelst des dritten im Sinn behaltenen Satzes / als einer Vrsachen / aneinander geschlossen und beschlossen wird / zumisset: sag ich nein darzu; der Hund habe weder diese zwey-Sätzige / noch drey-Sätzige Art / ja gar keine Folgerey oder Schluß bey ihm. Warumb das? weiß er doch gleichwohl / wird der Herr einwenden / daß er gefressen hab; Item er weiß auch / daß man ihn ietzo schlagen will. Antwort: der Hund siehet / empfindet / und vernimmt (denn wissen steht eigentlich nur dem Menschen zu) daß er gefressen: siehet und mercket auch /daß man ihn schlagen wolle; aber ohne Erwegung /[473] ohne schlüssige Zusammenfügung dieser beeden Spührungen. Wie denn? Er merckt entweder aus dem Geberde des Menschen / oder hat alsbald aus der Erinnerung / weil er das erste mahl darumb geschlagen /er werde nun auch geschmissen werden: welche Erinnerung bey ihm eine Furcht / auch offt Scheu erweckt / die Küche eine Zeitlang zu meiden.
Der Herr möchte etwan weiter in mich dringen: Warumb fürchtet er sich dann nicht / wann man ihm selbst zu fressen gibt? Warumb schreckt ihn eben dieselbige Erinnerung davon nicht ab? Woher weiß er so guten Vnterscheid zu machen? Vrsache: Ich gebe ihm etwan ietzt freundlichere Worte / und kein widriges Geberde / welches ihn / von seiner natürlichen Begierde zu essen / nicht abhält. Ausser deme / nemlich / dafern ich einen vorhin darumb geschlagenen Hund ernsthafft ansehe / wird er / ob ich ihm schon freywillig was fürsetze / sich eine Zeitlang scheuen / und nach mir umbschauen / ob ich auch ein widriges Geberde gebe / das ihm sonsten Schrecken bringt; und hernach allererst / wiewohl gar furchtsam / essen. Woraus erhellet / das er den Vnterscheid nicht machet / durch eine Betrachtung / Abtheilung und Vergleichung; welches eigentlich ein Werck der Vernunfft ist: Besondern / daß er ietzo frist / ein andermal die Speise liegen läst / rührt her aus erinnerlichen oder gegenwärtigen Merckzeichen / (die der Hund sonderlich gar hurtig und geschwinde spührt) welche ihm Schrecken oder Begierde zu einer Sache machen; iedoch ohne Folgerey [474] oder Schluß. Denn die Natur hat einem iedem Thier eingepflantzet die Begierde / sich zu erhalten / und seinen Schaden zu fliehen; wie Tullius in seinen Officiis redet. Zu diesem Zweck / nemlich seine Erhaltung zusuchen / und Verderb zu meiden / leitet und weiset die Vernunfft die Affecten des Menschen; der blosse natürliche Instinct oder Trieb nur die Affecten der Thiere / diesen so viel Einbildung und Apprehension verleihend / als zu ihrer Erhaltung von nöthen. Ob nun gleich / beedes Thier und Menschen / Furcht und Begierde / Traurigkeit und Wollust empfinden; ob sie gleich / spreche ich / beyderseits etwan eine Sache begehren; als zum Exempel / wieder heim nach Hause zugehen / bey seinem Herrn gerne zu seyn etc. So vollstrecken sie doch ihren Affect nicht auff gleiche Manier / noch durch gleichen Werckzeug. Denn der Hund vollstreckt und wendet seine Begierden durch einen schlechten Antrieb der Natur / sonder Beurtheilung: der Mensch aber setzt über das auch seine Affecten ins Werck / vermittelst des willens / und der Einwilligung; welche beyde Stück die Thiere nicht haben können: angesehen der Wille nicht anders ist / als eine zum Werck ausgestreckte Vernunfft / (Ratio extensa) wie die Philosophi zu reden pflegen. Ja ob gleich ein Mensch / mit seiner Vernunfft und Betrachtung / zuweilen etwas schwerer und langsamer erkennt / als ein Hund / als nemlich den einmahl gereiseden Weg zu erkennen: so folgt doch noch nicht / daß der Hund eine Betrachtung oder Vrtheil [475] habe: angesehen / durch einen oder andern eusserlichen Sinn / welchen die Natur dem Hunde stärcker / weder dem Menschen mitgetheilet /solcher Fürzug in Erkäntniß des Weges ihm gegeben worden; nemlich durch den Geruch: da hergegen der Mensch den Weg durch andere Kennzeichen / die betrieglicher und irrsamer sind / den Weg allein erkennen kan; über das auch seine Einbildung vielmehr /durch Vielfältigkeit der mancherley Fürstellungen /distrahirt, weder des Hundes seine Impression. Dannenhero auch der Hund Dencks heist / und offt länger etwas behält / weder der Mensch.
Monsieur Gaston war noch nicht allerdings vergnügt; sondern forderte noch fernere Gnugthuung /auf seine allererste Einwürffe. Woher / (fragt er) solte mein Hund / wann er mit mir läufft / gutes Muths seyn: aber / da er für sich allein zum Haus hinaus gelauffen / sich hernach fürchten / schmiegen / und schwäntzeln / wann er keinen richtigen Vnterscheid unnd Schluß zu machen wüste? denn dieses hat mir der Herr noch unbeantwortet gelassen.
Es ist / sprach Herr Neander / wiewohl nicht ausdrücklich / doch begreifflich schon zugleich mit beantwortet. Der Hund fürchtet sich nicht / wann er /sampt seinem Herrn ins Haus kömmt / weil seine Phantasey / durch keine wiederwertige Erinnerung etlicher Denckzeichen / alsdann verunruhiget wird; und keines weges / daß er Gedancken oder Betrachtungen darüber haben solte. Kommt er aber alleine / wieder[476] Erlaubniß / so setzt ihn die Erinnerung der zum ersten mahl darüber empfangenen Streiche oder Scheltwort /in Furcht; wann ihm gleich der Herr dißmahl kein widriges Gesicht gibt.
Wie kan es aber möglich seyn / forschete Mons. Gaston ferner / daß solche Erinnerung dann eben /und nicht auch / wann er mit mir kömmt / ihm einfallen solte? Weil (sagte Neander /) itzo / da er allein herumb gelauffen / andre Vmbstände vorhanden / die ihm an start der Merckzeichen dienen / und die Erinnerung bey ihm erwecken: als ohngefehr das Bey oder Abseyn seines Herren / und dergleichen: welche Vmbstände entweder der Phantasey eine Erinnerung voriger Streiche verursachen / oder das Andencken und Præsentirung derselbigen verhindern. Dann / dafern der Hund sich / wann er mit seinem Herrn ausgewesen / dennoch bey der Heimkehr erinnerte der vormals empfangenen Streiche / würde er auch gleiche Furcht / eines wie das andremal / erweisen.
Nicht ohne ists; die Natur hat in vielen Sachen den Thieren einen Fürzug ertheilt / dadurch sie mercksamer / behender oder stärcker sind / weder der Mensch. Der Löw ist stärcker und muthiger: der Adler und Lux scharffsichtiger: der Hund gespühriger; und andere haben andere Vbertreffligkeiten. Da man aber alle diese Wortheilauff die Wagschale der austheilenden Gerechtigkeit legt / wird man sehen / daß die einige Vernunfft / so der Mensch allein hat / alle Vollkommenden der Thiere überwiegt / unn / wie ein Diamant andere [477] unedlere Steinlein / übergläntzt. Vnterdessen vermeyne ich nicht / daß die Natur vielen Thieren etwas analogisches / und der Vernunfft etlicher massen gleichfallendes / eingeschaffen: dadurch sie auff einen gewissen Zweck zielen können. Aber dem Haupt-Zweck / und dem letzten Ende (Finem cujus) der Handlung / welches Ende unserer Intention am ersten fürgestellet wird / nach zu streben / hat sie der Vernunfft allein vorbehalten: damit sie / als ein Strahl aus dem Göttlichen liecht / in allen ihren Würckungen / auff GOtt zum allerersten und letzten ziele / als auff das höchste Gut: welches zu erreichen / andere Güter von ihr angenommen / oder verschmähet werden.
Hieraus würde folgen / sprach Mons. Gaston / daß der / welcher GOtt nicht zum eussersten Zweck ihm fürstellete / keine Vernunfft hätte. Nein; antwortete Herr Neander; vielmehr / daß er die Vernunfft nicht recht anwende / sondern wie einen köstlichen Rubin /den man billich einer Königs Cron oder triumphirlichem Siegs- und Brautbrantz einverleiben solte /auff den unflätigen Misthauffen Viehischer Begierden werffe. Gestaltsam ein solcher verständiger / der nicht nach GOtt fragt / in heiliger Schrifft deßwegen der Viehische Mensch genennet wird: weil er das / was ihn eigentlich von dem Vieh unterscheidet / nemlich seine Vernunfft und Gedancken / nicht zu GOtt / als dem Vrsprung / Anfang und Ende / dahin alle Güter zielen sollen / richtet; sondern in irrdischen und schnöden Dingen einig allein verwickelt / und bekleben [478] läst. Darumb schreibt auch Hieronymus (in Epist. ad Nepot.) recht: Omnis homo, absqve notitiâ suis Creatoris, pecus est. Der Mensch / der seinen Schöpffer nicht weiß (noch ihn zu wissen / seinen besten Fleiß anwendet) ist eine Bestie.
Der Herr Ehrenhold hatte / mit sonderlichem Auffmercken / diesem Discurs zugehört / und geruhet: endlich aber brach er das stillschweigen / und wandte sich zum Mons. Gaston / mit diesen Worten: Ob mir zwar dieser Discurs / von des Herrn seinem Hunde /gar annehmlich gewesen / bin ich doch mit ihm nicht allerdings friedlich: weil er mir den Affen gantz verjagt. Wie? (antwortete Mons. Gasson) sitzt der Affe doch noch allhie vor uns auff dem Tische. Das sehe ich wohl! wendte Herr Ehrenhold wieder ein; aber ich meyne / der Discurs / von des Hundes Verschlagenheit / hat uns von der Affen-Materi gantz abgeführt; da ich doch an des Herrn Cronenthals Geberden gemerckt / daß er noch etwas davon vorzubringen Lost gehabt. Der Herr ist befugt / die Asien wieder zu introduciren / wann und wie es ihm gefallt / sprach Gaston.
Herr Cronenthal bedanckte sich gegen dem Herrn Ehrenhold / daß er seinet halben eine beförderliche Erinnerung gethan / sprechend: Als der Herr Neander von der Vertraulichkeit / zwischen etlichen Barbarn /und den Affen / berichtete / fiel mir ein / was ich ehedessen erzehlen hören nemlich / daß die Affen / von etlichen Völckern / gar für verständig / und für Menschen [479] gehalten; auch von denen Affen und einer Frauen Kinder gezeugt worden. Davon hatte ich Lust / des Herrn Meinung zu vernehmen. So viel ich vermercke /antwortete Herr Neander / hat mein Herr zweyerley fragen wollen. Erstlich: ob es wahr / daß die Affen von etlichen für Menschen geachtet werden? Zum andern / öbs glaubwürdig / daß ein Weib mit solcher Bestien Kinder gezeugt? das erste betreffend / so ist gewiß / daß etliche Indianische Heiden die Affen /ihrer arglistichen Verschlagenheit wegen / für Men schen achten / welche nur aus Boßheit nicht reden wollen. Etliche / sonderlich die Benjanen / halten dafür / daß die Seelen und Geister der verstorbenen Menschen in den Thierē / und sonderlich der klugen /in denen Meerkatzen wohnen; zumahl weil sie den Menschen in vielen Dingen sich gleichen: daher wollen sie nicht zugeben / daß man einige beschädigen soll; ob sie ihnen schon offtmals Schaden zufügen. Ja daß noch mehr und lächerlich ist; sie haben vor der Stadt ein Hospital oder Krancken-Haus vor die Thier gebauet: wenn sie beschädigte Meerkatzen oder andre Thiere / Vögel und Gewürme antreffen / bringen sie selbige in dis Haus / helffen / so viel sie können / daß sie heil und gesund werden; und setzen sie hernach wieder ins freye Feld / da sie ihren Weg gehen / oder fliehen mögen. Welche possirliche Meynungen dann /aus der Pythagorischen Seelen Wanderung / und Versetzung in andre Leiber / ihren Vrsprung haben. Ob aber / (welches die andre Frage war) glaubwürdig /daß die Affen / [480] mit einem Weibe / jemals Kinder gezeugt / solches wollen wir itzo besehen.
Licetus erzehlet im 2. Buch von Miß- und Wunder-Geburten / aus den Portugesischen Geschichtbüchern des Castanende: Es sey ein Weib / umb eines gewissen Verbrechens willen / auff eine wüste Insul ausgesetzt worden: da sich dann bald hernach eine grosse Anzahl Affen bey ihr gefunden / und gemurmelt: endlich sey ein sehr grosser darüber zugekommen / deme die andern alle gewichen. Dieser habe das verlassene Weib freundlich bey der Hand erfast / und sie mit sich in eine grosse Hölen geführet: woselbst so wol er / als die andern Affen / ihr sehr viel Obst / Nüsse / und allerhand Wurtzeln fürgesetzt / und gewinckt / sie solte zugreiffen. Endlich sey sie von der Bestien überwältiget und geschwächet / und zwar gar offt: also daß sie endlich zwey Kinder gebohren. Solcher jämmerliche Zustand der Armseligen habe zwey gantzer Jahr gewäret: biß GOtt sich ihrer erbarmet / und ein Portugesisches Schiff dahin kommen lassen: daraus etliche Soldaten an Land gesetzt / umb bey einem / unfern von der Hölen / fliessenden Brunnen frisch Wasser zu holen / als eben zu gutem Glück der Affe nicht vorhanden gewest. Darauff das Weib herzugelauffen /ihnen zu Füssen gefallen / bittende / sie von solcher abscheulichen Dienstbarkeit zubefreyen; gestaltsam die Soldaten auch gethan / sie mit zu Schiffe genommen / und sampt ihr davon gefahren. Aber was geschicht? der Affe kommt darüber zu / geberdet sich[481] scheuslich / murmelt und brummet / und fordert durch vernehmliche Merckzeichen diese seine Beywohnerin wieder zurück: Sehend aber / daß man seiner ungeachtet die Ancker auffgehebt / und den Wind in die Segel gehen läst / läufft er schnell / holet eines von den Kindern / zeigts der Mutter / mit Betrohung / es ins Wasser zu werffen / im Fall sie nicht wieder kehre; stürtzt es auch / für ihren Augen / gleich ins Meer. Wie das nicht helffen will / läufft er abermahl hin / bringt das andre / macht damit gleiche Minen /und ersäufft es gleichfals / wie das erste. Begiebt sich hierauff selbst ins Wasser / und schwimmet dem Schiffe nach / biß ihn die Wellen übermeistert.
Ich bekenne / daß diese Geschicht der Warheit und Vernunfft nicht gar zu ähnlich siehet: darff sie dennoch auch nicht so geschwinde / als ein pur lauteres Gedicht / verurtheilen / und gäntzlich verwerffen /sondern muß sie in ihren Würden beruhen lassen. Halte es sonst vor so gar unmüglich nicht: massen aus den Geschichtbüchern bekandt / das in Peru / an etlichen Orten / gar grosse ungeheure Affen sich mit Weibern vermischen sollen / und davon Mißgeburten kommen / die ein Menschliches Haupt und Menschliche Geburts-Glieder haben; Hände und Füsse hingegen / gleich den Affen; über das einen gantz rauchen Leib / und keine Syllabische Stimme.
Ob aber solche Geburten vor rechte Menschen zu halten / oder nicht? Diese Frage wird in denen beyden ersten verwickelt / und dannenhero zu gleich mit [482] zu erörtern seyn. Aristoteles wird nein sagen / und eine wohlgegründete Vrsach geben: nemlich weil von unterschiedlichen Geschlechtern / oder Gestalten (speciebus) nichts kan gebohren werden / das entweder ein rechter Mensch / oder solches rechtes Thier / (als /zum Exempel / ein Affe) sey / wegen unserer ab- und zu gehenden Auffwärter / mag ich die Vrsachen nicht weitläufftiger ausführen; Sintemal es keine Materi ist für junge und zarte Ohren. Mein Bedüncken kürtzlich an Tag zu geben; sind es Mittelgeschlechte / wie der Maul-Esel / so vom Roß und Esel geworffen wird.
Vnter diesem Discurs trieb der Herr Lilienfeld mit der vor ihm sitzenden Meerkatzen allerley kurtzweil /und sagte endlich / nach dem Herr Neander beschlossen: Je länger ich diß poßirliche Thierlein anschaue /ie mehr ich dem / was hiebevor erwehnt wurde / Beyfall geben muß; nemlich daß es die Natur dem Menschen zur Lust und Ergetzligkeit gebildet habe. Ich habe mit Lust und Verwunderung / vor etlichen Jahren / gesehen / wie ein Affe / der wie ein Bube angelegt / und einen Hut auff dem Kopff trug / auff dem Pferde saß / in der Stadt also herumb ritte / mit einer Hand den Zaum haltend / das Pferd regierte / mit der andern / für den fürübergehenden / den Hut abzog.
Man kan freylich viel lächerliches Dinges mit ihnen treiben / sprach Mons. Gaston: Ich habe gleichfals selber einen gesehen / der an der Stelle des Fuhrmans[483] saß / die Peitschen in der Hand hielte / und also darvon fuhr / auch daheim mit der Würffel spielte. Sie erlernen alle Sachen desto leichter / als andere listige Thier: weil sie es mit Lust thun / und von Natur /alles nach zu affen / geneigt sind. Womit aber zu weilen nichts gutes von ihnen gestifftet wird: dann etliche wann sie gesehen / daß der Koch die Speisen gesaltzet / haben solches ihm nach thun wollen / und Aschen in die Häfen geschüttet.
Das ist noch erträglicher / sagte Mons. Berrintho /als was einander gethan welcher zugeschauer / wie die Hebamme das Kind gebadet / und in Windeln gewickelt: hernach da das Weib weg gegangen / das Kind auffgelöst / und in ein siedend heisses Wasser gesteckt / solches gleichfals darinnen zu waschen: worüber das arme Kind umbs Leben kommen.
Nein / sprach Herr Ehrenhold / bey den Kindern sind sie nichts nütze: aber ausser deme / muß einer offt über sie lachen / man wolle gleich / oder nicht. Ich habe mir sagen lassen / daß ein Bäyrischer Graff sich über einen Affen gesund gelacht / wie er gesehen / daß der Affe ein Papier genommen / und einem Schwein (mit Ehren zu melden) das Geseß verstopffen wollen / als selbiges ohngefehr einen Vnlust vom Leibe gehen lassen. Dergleichen wercklicher Händel /sagte Herr Neander / können sie genug machen / darüber man nicht allein sich sehr zerlachen / besondern auch hoch verwundern muß; in Betrachtung der Arglistigkeit / so bey diesen Thieren anzutreffen. Man schreibt / es [484] sey zu Rom einer gewest / welcher gesetzen / daß des Pabstes Diener in der Küchen etliche Kästen gebraten: wie nun der Diener geschwinde geruffen worden / und sie alle aus der Küchen gangen /sey der Affe hinzugelauffen / und habe die Kästen /aus der Aschen / samlen wollen: weil ihm aber die Kästen zu heiß gewest / habe das verschlagene Thier eine Katzen ergriffen / derselben die Pfoten mit Gewalt in die heisse Aschen gesteckt / und also die Kästen damit heraus gescharret / biß die Diener draussen / daß jämmerliche Geschrey der Katzen hörende / wieder hinein gangen / den listigen Affen über der schalckhafftigen Arbeit betretten / und die leidende Katze errettet.
Hierauff fragte Herr Lilienfeld: weil dann die Menschen dieses Thier zur Lust und Kurtzweil halten: so wundert mich / aus was Vrsachen die Alten den Vater-Mördern einen Affen beygesetzt / wann sie dieselbe erträncken wollen: da doch der Affe kein sonderlich feindseliges Thier ist? Herr Neander beantwortete solches mit diesen Worten: So viel ich hievon gefunden / soll dis die Vrsach seyn: Der Hund als ein unreines Thier / so die ersten neun Tage blind / nach dem er geworffen worden / bedeutet / daß ein solcher Mensch seine Eltern nie mit Ehren gekant habe / oder auch / daß er allen Schaam und Reinigkeit ausgezogen / gleich wie die Hunde ohne Schaam und Scheu öffentlich mit einander zu thun haben. Der Hahn zeigt an den Frevel und Vbermuth eines solchen Vnmenschen / den er an seinen Eltern / oder Kindern / [485] begangen. Von der Natter melden die Naturkündiger /daß sie bey ihrer Geburt sich durch den Bauch der Mutter frist / und derselben damit den Tod verursachet: weshalben allhie die Schlange auff das Vnglück der Eltern zielet / die eine so undanckbare Geburt zur Welt getragen / zu ihrem eigenem Verderben. Mit dem Affen aber / haben sie das wollen zu verstehen geben: Gleich wie der Aff / in vielen Dingen / an etlichen Lineamenten und Geberden / dem Menschen gleich siehet: dennoch aber kein rechter Mensch ist: also habe ein so abscheulicher Mörder kein mehrers von Menschlicher Natur und Hertzen / weder die blosse Gestalt / und sey im übrigen / für einen Menschen geachtet zu werden / gantz unwürdig. Daß läst sich etlicher massen hören; antwortete Herr Lilienfeld. Der Herr Cronenthal strich der annoch vorhandenen Meerkatzen ohngefehr über den Kopff. Sie aber gab ihm ein scheusliches Gesicht / kehrte sich bald darauff umb / und lud ihn zu Gaste: deßwegen kein geringes Gelächter entstund. Herr Ehrenhold / ließ darauff die unhöffliche Tröpffin / welche also mit dem Gestanck ihren Abscheid nahm / wieder hinauff tragen / und an die Ketten legen.
D. Wagner in seinen Casual-Predigten p.m. 273. spricht / daß der eine Ochsen Stimme gehabt / so gesagt / daß grosser Herrn Kinder nicht studiren sollen.
Weme ist sonsten diese Kurtzweile nicht bekant /da die Knaben aus dreyen Menschen / einen Storch machen / als wenn sie sagen; daß ein Herr gewesen /welcher [486] einen Teich gehabt (und denn mahlen sie mit der Kreyde auffn Tisch einen länglichten Teich hin /mit etlichen Strömen an einem Ende) der solchem einen Wärter vorgesetzet habe: (da machen sie einen runden Circul hart / an dem andern Ende des Teiches /hin) daß er Acht haben solte auff die Fisch-Diebe / so unten wehren (da machen sie / unten an der Seite des Teichs / an statt der Knie des Storchs / ein par Circul hin / und unter einen jedweden ein Gebüsche / an stat der Klauen des Storchs) hernach machen sie einen Strich von einen untersten Knie-Circul in den Teich hinein / als lieff der eine Dieb dardurch hinein und holete Fische: hernach führen sie solchen Strich wieder heraus durch das Circulgen in den drunter gemachten Busch: Also thun sie auch mit dem andern Circulgen; und damit seynd die Storchs Beine fertig. Hernach sprechen sie / daß der Wärter gesaget habe: nun ihr Diebe / wenn ich das meinem Herrn nicht sagen wil / daß ihr heimlich Fische aus seinem Teiche gestohlen habt / und damit davon zu Busche gelauffen seyd; so gebe GOtt / daß ich ein Storch werde: und damit ziehen sie dem übrigen Circul vorm Teiche so einem Storchschnabel an: damit ist der gantze Storch fertig.
D. Wagner in Casual-Predigten: pag. 18. 19. Ihrer viel / machen wohl gar die Thier / durch unmässige Liebe / gleichsam zu einen Gotte / die Heyden haben Hund und Katzen / Storchen und Schlangen / vor Götter gehalten / ja gar è crepitu ventris einen Abgott gemachet / die Christen äffen hierinnen den Heyden[487] nach / wenn sie insonderheit die Thiere mehr / als es sich gebühret / lieben / auch oftermahln auff dieselbige mehr / denn auff die Menschen / spendiren: Jener Cardinal / zu Constantinopel / hat allzeit über die 2000. Pferde auff der Streu gehalten / solche auch nicht mit Haber und Heu / sondern mit köstlichen Gewürtze / Rosinlein / Feigen / und dergleichen / füttern / auch gar mit Wein träncken lassen. Ein Cardinal zu Rom hat einen Papagey gehabt / welcher die 12. Glaubens-Arricul / von Wort zu Wort / können nachsprechen. Daß ein Geyer einen Braten von Jovis Opfer gestohlen / und weiln eine glüende Kohle daran gewesen / damit sein Nest / angezündet / und die Jungen verbrandt habe: ibidem pag. 200. Schadenfroe Leute werden Vnglücks-Vögel genant ibidem. p. 579. 569. idem. p. 270. daß die Menschen denen Affen gleich seyn. Et pag. 44. Ein altes Weib / von 50. oder 60. Jahren / ohne einem Schleyer beydem Altar / ist einem geschornen Hunde gleich. (Vielmehr comparationes der Menschen mit den Thieren besiehe inFranzii Histor. animalium.) idem p. 605. von Verwandelung der Menschen in Thiere / daß es Teufflische Verblendungen seyn id. pag. 301. Prediger werden einem Esel verglichen. Von einem Menschen /der in eine Bören-Haut vernehet worden; besiehe meine Wündschelruthen / pag. 72.
Sonsten gehören hieher auch die jenigen Leute /von welchen die Närrischen Planeten Leser sagen; Er sey gebohren im Stiere / im Widder Vid. l. 3. cap. 22. [488] pag. 547. Dilherri in Elect. (das müssen gewisse Kälber und Ziggelgen seyn; wiewohl ich mein Lebe noch keinen Ochsen oder Widder habe kalben gehöret veilweniger gesehn /) in Löwen / in der Jungfrauen /(dieß paßiret noch / und hat man von Jungfrauen-Kindergen was mehres zu lesen in Taubmanni commentar. übern Plautum. Qvirin. Pegeus im 2. Theil. Kunst-Qvell. §. 5621. p. 528. Ein Dirne kam mit einem Kinde darnieder / und wurde von ihr gesaget /daß sie vierfüßig worden. Vom Rätzel des Sphingis /daß ein Thier des Morgens vierfüßig / des Mittagsetc. Vide Hildebrand: in Magiâ Naturali. Von Esel Menschen Sittewald in expertô Rupertô pag. 608.etc. (Von denen Bähren siehet man zum öffteren / wie sie wunderliche Menschen Wercke verrichten: Item daß die Tauben Briefe getragen haben / lieset man.)
Qvirins. Pegeus part. 2. Kunst-Qveil. §. 4795. p. 363. Es sagte einer von einem gemahlten Pferde / daß ihm nichts ermangele / als die Rede: der Mahler sagte: ja / und euch der Verstand. Ibid. pag. 539. Stilpo wurde sehr angesehen / und ihme deßwegen gesagt: Siehe / man schauet auff dich / als auff ein Wunder Thier / Stilpo antwortete: Vielmehr schauen mich diese Thiere oder Bestien an / als einen Wunder-Menchen. Laert. lib. 2. c. 12. ibid p. 457. Der Käyser Aurelianus gelobte in der Stad Tyana / welche er belägert hatte / nicht einen Hund übrig zu lassen: Als er nun der Stad Meister worden / hat er [489] alle Hunde tödten lassen / sein Gelübd zu vollstrecken. ibid. §. 3181. pag. m. 38. Ein Schmarotzer in einer Griechischen Comœdiâ nennet den Morgen essen / den Mittag trincken / den Abend schlaffen / und solches alles leben / und so lebet das Viehe. Also sind sie gleich den Greiffen und Crocodill / welche unersätlich leben. Qvi multiplicat carnes / multiplicat vermes. Confer §. 4517. pag. 313. von Ochsen-Köpffen. ibid. part. 1. §. 2689. Kälberhaffte Knaben. Dieser Knab / sagte jener / gemahnt mich wie das Thier / welches die Israeliten in der Wüsten / zu Bethel und zu Dan angebetet: ich kan nicht an den Namen kommen / wie man es heist: Er wolte sagen. Er wäre ein junges Kalb.Autor Acerr. Philol. centur 6. c. 93. p. 977. Man hat viel Exempel der unvernünfftigen Thiere / welche in allerhand Künsten / auch Sprachen geübet / und angewiesen seyn / derer wil ich etliche gedencken. Pierius zeuget / daß ein Affe gewesen / der im Bret- und das Schacht-Spiel hat spielen können. Nierembergius hat mit vielen Exempeln bewehret / daß es Elstern /Raben / Papigey / und andere Vogel gegeben / die gleich den Menschen verständlich haben reden können. Wie denn zu Rom ein solcher Papigey soll gewesen seyn / der die drey Haupt-Artickel des Glaubens fertig habe hersagen können / welches machen Christen fehlen solte. Ælianus setzet / daß er mit seinen Augen gesehen einen Elephanten / der mit seinem Rüssel hat Buchstaben auff einer Taffel schreiben können. Pilinius der gedencket es auch / als eine [490] Warheit / daß ein Elephant gewesen / der Griechische Buchstaben schreiben können. Der Fürtreffliche Held und Bezwinger der Teutschen / Germanicus hat auff eine Zeit dem Käyser Tiberio ein Spiel angerichtet /darein seyn 12. Elephanten auff den Schauplatz geführet / mit sonderlichen Habit und Kleidungen angethan. Dieselbigen stelleten sich erst auff seinen sondern Platz / sie tantzeten / streüeten Blumen aus /setzten sich zu Tische / assen und truncken / und verrichteten dergleichen viel Dinge / daß iederman sich drüber verwundern muste. (Denen Abergläubischen soll der Kuckuck ein Müller Knecht gewesen seyn /und dannenher noch so fahl aussehen: die Schmerl solle eine Jungfrau gewesen seyn / propter signaturam verendorum. Proprii sonus brutorum, ex Philologiâ anili: Die Raben schreyen nicht alleine Dreck /Dreck; sondern es wird auch ins gemein dreckigt /wenn sie so schreyen. Die Schwalben sprechen /medel / medel / halt mir mein Spieß / oder / wie ich wecke zog / wie ich wecke zog / war alles gnug: als ich wieder kam / als ich wieder kam / war alles verzehrt. Wenn die Katzē heimlich gnurren / daß nennen etliche singen: Sie meynen es aber alle mahl gut mit dem Menschen / bey deme sie so singen in deme sie ihme / auff ihre Art / liebkosen / und schmeicheln. Fistula dulce canit, volucrem dum decipit auceps. Die Weiber nennen solches Gnurre: als wenn sie sprechen / gerne roh / gerne roh. Sonsten soll eine iede Katze täglich 9. mahl gedencken / wie sie einen Menschen[491] wolle umb bringen. Vide Philos colus (p.m. 742. Instit. Justinian. edit. Vinnii, Lips. Stadt-Wölffe /Juden.)
M. Heinr. Sebaldus in Brev. Hist. In Jahr 1647.pag. 448. zu Berlin ward ein Verckel jung / aber kam tod in die Welt / daß sol ein Menschen Angesicht gehabt haben / hinten mit dicken Wülsten am Kopffe /als etliche unbendige Jungfern und Mägde heut zu Tage pflegen zu tragen / forne über der Nasen aber einen Schnabel / als etwa die Türckischen Hahnen haben.
Michael Bapst / part. 1. seines Wunderbuchs /pag. 229. 230. Forerus schreibet fol. 146. a. seines Thierbuchs / daß Sau- oder Schweinen-Blut / an der Kraft und Würckung / dem Menschen Blüte sehr gleich sey / derowegē / wer das Menschē Blut zu etwas gebrauchē will / der mags zuvor mit Sau Blute versuchen / befindet ers dienstlichen / so mag er denn das Menschen Blut brauchen / welches kräfftiger und nützlicher ist / und durchaus theur und werth zu achten / mag also demnach nicht unbillig / von den Physicis und Aertzten Naturæ thesaurus, fomes & vehiculum vitæ genennet werden. Daß das Sau- und Menschen-Blut eine solche Verwandschafft mit einander hat / darff sich niemand wundern / weil wir alle mit einander täglich erfahren und sehen / wie ihr viel unter den Menschen so gar ein grobes unflätiges /Säuisches Leben / mit fressen / sauffen und allerley Vnfläterey führen / daß es von den grösten Säuen zu viel wäre. [492] Vnd von diesem Säuischen Leben hat uns sonder zweiffel GOTT abzutreten vermahnen wollen /weil er die Säu mit Menschen-Köpffen hat lassen gebohren werden. Denn wir lesen / das ohngefehr zweyhundert Jahr vor Christi Geburt / bey den Tarqvinern /und 198. Jahr vor Christi Geburt zu Suessen / dergleichen 195. zu Montedracona, sonsten Sinuossa, da die Säu unter andern jungen Ferckeln auch etliche geworffen / die aller ding / wie ein rechter natürlicher Mensche / Augen und Ohren / Mund / Nasen / Köpffe gehabt haben. Deßgleichen Wunderwerck / daß junge Säu mit Menschen Köpffen auff die Welt kommen seyn / hat man auch nach Christi Geburt erfahren / als Anno Christi 1011. hat eine Sau ein solches Verckel gebracht / deßgleichen ist auch geschehen Anno Christi 1109. Item Anno Christi 1523. So gedencket Johann Herolt in seinen Wunder-Wercken fol. 162. daß zur Zeit zu Cere ein Schwein auff die Welt geworffen worden / das an statt der fördern Beine / rechte natürliche Menschen Arm und Hände / und an statt der hindern / Menschen Schenckel und Füsse gehabt etc. GOtt helffe / daß wir von unsern Säuischen Leben ablassen / und / wie Menschen gebühret / leben und wandeln. (Von noch andern Mißgeburten der Thiere /so fast Menschen Gestalt gehabt / besiehe hier cap. XII.)
Michael Bapst d.l. pag. 403. der Leibhengst des C. Julii Cæsaris hat an dem fordern Füssen an statt der Hüfe / Menschen Hände gehabt / hat auch keinen [493] andern Menschen auffsitzen lassen / als seinen Herrn /der Julium.
Plinius schreibet lib. 8. c. 19. daß man in Æthiopiâ oder Mohrenlande Thiere finde / welche man Cephos nennet / deren förder Füsse seyn allenthalben wie rechte Menschen Füsse gestalt. Sagt auch / daß man zur Zeit des Pompeii Magni ein solches Thier /bey neben einem Chao oder Raphio, zu Rom in öffentlichen Schauplatz gehabt habe.
Zu dem wissen wir auch / daß bey Mannes Gedencken / nemlich Anno 1549. Bey Bitterfeld / ein Kalb auff diese Welt kommen / daß eines rechten Menschen Angesichte / mit rothen Haren / und hinden zweene Füsse / daran rechte natürliche Menschen Hände gewesen. Die fordern aber haben ihre gewöhnliche und rechte Gestalt gehabt. Deßgleichen ist auch Anno 1544. zu Köchau im Pommern bey Rügen / an der Odergemünd / ein Füllen oder junges Pferdlein geworffen worden / hat einen grossen Kopff / und lange hangende Ohren / gehabt / wie ein Spür- oder Leid-Hund / an stat des Schwantzes hats einen Kam /wie ein Hahn / und forne zweene Füsse / wie Menschen-Füsse / daran lange Finger / aller dinge / wie Menschen-Finger gestalt. Sonsten hat man erfahren /daß Pferde geworffen worden / welche Menschen-Köpffe gehabt.
Als Anno Christi 1254. Ist in Dietrich Berner Landschafft ein Pferd gebohren mit einem Menschen Kopffe / hatte kläglich mit heller Stimme / wie ein[494] Mensch geweinet. Deßgleichen Anno Christi 1556. ist zu Cleißdorff / ein Dorff / etwan 3. Meilen von Bamberg / von einer Kuhe ein Kalb kommen / welches ein rechtes Menschenhäupt / mit einem schwartzen Barthe gehabt / und forne an der Brust hats 2. schöne weisse Brüste / mit rothen Wärtzlein / wie ein Weibes Bild zu haben pfleget.
Hondorff in Prompt. Exempl. Tom. 1. fol. 235. Vor etlichen Jahren ist ein Bürger zu Erffurt gewesen / der hat einen Raben gehabt: Als auff eine Zeit der Rabe gantz stille und traurig gewesen / fähet er an schimpffs weise / und saget: Liebes Räblein / wie bistu so traurig / und was gedenckesten? drauff der Rabe unversehens geantwortet / mit deutlicher Stimme / und den Vers / aus dem 77. Psalm angezogen: Ich dencke der Alten Zeiten / der vorigen Jahre etc. Also erkante er wohl / daß der Teuffel aus dem Raben redete. Caspar Goldwurm im Wunder-Buche. Zur Zeit des Käyers Trajani hat zu Rom eine Krahe oben von dem Capitolio in Griechischer Sprache geschryen:ἔςαι πάντα καλῶς: Alle Dinge werden recht und wohl stehn. Chron D. Casp. Hedion. lib. 2.
Ibid. fol. 61. Daß der Teuffel / durch sein Gespenst / die Menschen und ihre Sinne könne blenden und bezäubern / daß sie meynen / sie sehen / hören / oder fählen diß oder das / das doch in der Warheit nichts /sondern nur ein Geplerr und Gespenst des Teuffels ist / dadurch er die Menschen betreuget / äffet und narret. etc. Das [495] könte mit vielen Historien erweiset / und wahr gemacht werden. Vnd Paulus giebts zu verstehen / zum Galatern am 3. da er spricht: O ihr unsinnigen Galater / wer hat euch bezäubert / daß ihr der Warheit nicht gehorchet? daselbst lese man den Commentarium Lutheri.
So lieset man ein Exempel im Buche der Altväter: Es ist ein par Volcks gewesen / die haben eine schöne Tochter gehabt / dieselbigen bezäubert der Teuffel also / daß sie gäntzlich meyneten / ihre Tochter wäre zur Kuhe geworden. Denn sie konten keine andere /denn einer natürlichen Kuhe Gestalt an ihr sehen /und nichts anders fühlen / denn natürliche Hörner /Hals / Haut / und Haar / wie an einer Kuhe; führeten sie derhalben zum heiligen Macario einem Einsiedler / klagtens ihme mit grossen trauren / und bathen ihn /Er wolte doch für sie beten / daß sie wiederumb ihre Menschliche Gestalt bekommen möchten. Da sie also reden / höret / sprach er / Ihr möget sehen was ihr /wollet / ich sehe eine Jungfrau und keine Kuhe. Er hatte geistliche Augen / darumb kunte ihm der Satan kein Gepler dafür machen / wie er bey den Eltern und ihrer Tochter gethan hatte / welcher Augen der Schlackhafftige Geist also bezaubert / daß sie einen Eyd übern andern geschworen hätten: Die Sache wäre an ihm selbst warhafftig also / wie sie es für ihren bezauberten Augen deuchte. Als nun Macarius für sie betete / nicht daß sie aus einer Kuhe wiederumb solte zum Menschen werden / denn sie war nie keine [496] Kuhe / sondern allwege ein Mensch gewesen: sondern daß unser HErr GOtt des Teuffels Gespenst und Blendung von ihnen wolte hinweg nehmen; da wurden denen Eltern und ihrer Tochter die Augen geöffnet / daß sie erkennetē / daß alles nichts anders / denn ein lauter Teuffels Gespenst und Betrug gewesen. Dabey sagt Lutherus in der Jehnischen Hans Postill am XXV. Sontage nach Trinitatis / da er diese Historia anzeugt / auch im Wittenbergischen Deutschen Tomo fol. 104. ist das nicht eine grosse Gewalt des Teufels / der die Leute bezaubern kan / daß sie nicht anders sehen noch greiffen können / denn eine Kuhe; und ist doch nicht eine Kuhe / sondern ihre Tocher?
Zu solchen Viehe-Menschen möchte man auch den Ziebold oder Jungfer setzen / so in fliegendes Geschmeisse ist mit einem langen Leibe / und davon die Abergläubigen vorgeben / daß es eine schöne Jungfrau solle gewesen seyn / so verwündschet worden. Welches aber eben so wahr / als was Ovidius richtet wie die Bauren in Frösche wehren verwandelt worden. Item. von der Philomelâ, Upupâ und Schwalbe /oder daß die Myrmidones von Ameissensche kähmen: und der Storch solle ein Mensch gewesen seyn / oder was Pythagoras, mit seiner Metempsychosi, wil / daß der Menschen Seel in unvernünfftige Thiere fahren soll. Aber wir haben mit dem Soldaten-Esel angefangen; wir wollen mit dem Pabst-Esel / davon p. 214.ad annum 1496. D. Gottfrid Olear. in Hällisch. Chron. außn H. Luthero / schliessen / und sehen / [497] was umb diese Zeit von ihme prognosticiret worden ist:
Propheceyung eines im Papstum hochberühmten /fürtrefflichen Manns Capistrani, eines Schlesischen Mönchen / welche er vor zweyhundert und drey Jahren / nemlichen Anno 1460. über eine Cabalistische Figur / so daselbsten gefunden worden / gemacht. (Von des Autoris Grabe / Zeiler part. 2. Epist. 599.p. 1036.) (Johannes Capistranus, ein frommer Schlesischer Mönch / und fürtrefflicher Astronomus, (so viel Sachen Propheceyet / die sich wahr befunden /) hat über eine Cabalistische Figur / so zu Venedig gefunden / und ihme zugeschickt worden / auch bey Erscheinung des damaligen Cometen Anno 1460. nachfolgende Sachen propheceyet / welche Propheceyungen er kurtz vor seinem Absterben auff Pergament geschrieben und in einem Kistlein einmauren lassen /welche nach seinem Tode Anno 1548. wiederumb gefunden worden / vid. Lect. Memor. Jo. Wolphii.)
Propheceyung. Ich Capistranus, ein Diener GOttes / habe gesehen durch die Offenbahrung Gottes / und durch die Außrechnung der erschrecklichen Cometen /und Außlegung derselben / die Vntergäng der Reiche.
Außlegung. Dieweil Capistranus meldet / daß er durch die Offenbahrung GOttes diese Propheceyung von zukünfftigen Sachen ersehen / so wollen wir nach der Lehre Pauli / 1. Thessal. 5. solches nicht verachten / sondern nach Johannis Lehr 1. Cap. 4. die Geister [498] probiren / ob sie aus GOtt seyn? Vnd soll sich hernach befinden / daß sich solche PropheceyungCapstrani zuträgt / mit der Propheten Schreiben / und der Offenbahrung Johannis / allein daß Capistranus diesen Cometen deutet auff den Stern / so zu einer Zeit eines gewissen Papsts stehen solle / und wann dieser Stern erscheinen werde / daß sich alsdenn dieses erfüllen werde / was allhier fürgetragen wird; Dann es werde eine solche grosse Veränderung der Monarchien und Reich der Welt / sonderlichen des Papsts und Römischen Reichs erfolgen / daß sie ihr Vntergang plötzlichen überfallen werde. Vnd hat Capistranus die Zeit von Vntergang ber Welt also befunden.
Propheceyung. Nemlich daß in künfftigen Jahren soll erstehen ein grausamer Feind des Worts GOttes /der wird sich ausgeben / als wolte er dasselbige befördern und beschutzen / und wird sich mit Betrug zu den Teutschen Fürsten machen / wird vorwenden / etliche Vngehorsame zu straffen / und der Kirchen GOttes Ordnung zu machen. Dieser wird von Mittag und Mitternacht alles Vnglück bringen / doch wird er die närrische Teutschen mit eigenen Schwerdt schlagen /und die Häupter des Reichs wird er verderben. In der ersten Zukunfft wird er fast alles nach seinem Willen ohne Blutvergiessung überkommen. Die Fürnemsten im Reich / als die Teutschen wird er berauben aller Starck und Privilegien.
Außlegung. Dieweil sich bißher noch mehr erfüllet / [499] was von Franckreich prognosticiret / und hernacher folgen wird / so ist diß alles unter Carolo V. erfüllet /wie dann solches alles denen / so der Historien erfahren / bekant ist / daß es nicht viel außlegens bedarff /und ist also dieses der erste Anlauff.
Propheceyung. In dem andern Anlauff wird er zum Lügner werden / wird GOttes Ordnung zerreissen /und die so wider ihn seynd / mit Gewalt zwingen.
Außlegung. Im nachfolgenden / was sich mit Franckreich ereiget / wird offenbahr / daß aber was itzt im andern Anlauff sich zu getragen mit dem TodtCaroli V. so noch nicht zum End / sondern erstrecket sich in seine Erbens-Erben / das ist / reicht auff dieNepotes, und ist der ander Anlauff erfüllet an seinem Sohn Philippo Coætano, so auch seines Geschlechts seyn / welche sich unterstehen die alten Privilegien /von alten Käysern hergebracht / und die Freyheiten beydes in hoch und nieder Teutschland zu labefactiren. Die güldene Bulle / darauff sie hoch geschworen / umb zu stossen / und also Gottes Ordnung zerreissen. Jederman mit Gewalt zwingen wollen / die wieder sie sind. Wie dann offenbahr ist / daß die Hispanier nach der Monarchei trachten in Portugall /Franckreich nach dem Rheinstrom und Teutschland /wie dann solcher nicht nur allein ein wachendes Auge auff selbigen Ort hat / sondern vermög des Sprichworts / wo der Adler weichen solt / Franckreich daselbst einnisten wolt.
[500] Propheceyung. Alsdann werden die Teutschen Fürsten ersehen / daß sie betrogen sind / und werden sich vor beyderseits fürchten.
Auslegung. Es wäre nunmehr grosse Zeit / daß die Teutschen Fürsten die Augen einsmahls eröffneten /und merckten / wie sie allerseits möchten betrogen werden / sie aber als welche mit sehenden Augen blind / wüsten nicht welcher Parthey sie trauen und anhangen sollen: Sie thun so schläfferig zur Sach /und stellen sich vielmehr / als wenn sie sich fürchten thäten / wo durch sie der Gegenpart einen Muth machen / daß sie mit ihren listigen Anschlägen immerzu fortfahren können.
Propheceyung. In diesen 3. Jahren wird er viel Ding versuchen / aber von wegen manchfältiger Auffruhr wird er innen halten.
Außlegung. Der grosse Priester werde viel versuchen mit mandiren / mit Schrifften / auch bey Poen des Banns / dieweil aber die Vnruh und Auffruhr in seinen eigenen Landen zu viel ist / und seine Söhne ihme nicht gehorchen / sondern sich ihme selbsten wiedersetzen werden / als werden ihm alle seine Lust Häuser zu enge werden / und möchte in Ansehung dessen aus Schmertzen Blut weinen: Denn es will Spanien / Portugall mit Macht verfolgen: Pohlen ist für sich selbst mit gefährlichen Conspirationen und Vnruhen umbgeben / und dem gäntzlichen Vntergang stündlich unterworffen. Franckreich aber / so zur Ruhe kommen / und die Ligistische Alliance erlanget / [501] soll in Teutschland und Italien einen wunderlichen Tantz anheben / welcher mit Hülff anderer Fürsten offentlich ausbrechen solle. Was aber allhie Capistranus von den 3. Jahren gesagt / muß also verstanden werden / daß er iedwedern Anlauff in 60. Jahr getheilet / und daß man in dem dritten Anlauff im 60. Jahr /worinnen ein Stern erscheinen werde / sehr fleißig Achtung geben solle / welcher dann der Monarchien und Reichen urplötzlichen Vntergang andeuten solle. 1460. 1560. 1660.
Propheceyung. Den Verräthern wird er nicht gläuben / doch wird er hin und wieder viel Christen-Blut vergiessen.
Außlegung. Was durch die Verräther gemeynt / ist eigendlich nicht zu schliessen: Solches aber kan iedermänniglich aus dem itzigen leidigen Türcken-Krieg abnehmen / wie das Haupt von den schwartzen Buben mit allerhand Rencken umbgedrähet wird. Allein ist dieß zu mercken / daß durch das lange inhalten / und durch das Finger sehen der Alliirten Fürsten / viel Christen-Bluts vergossen verde.
Propheceyung. Im dritten Anlauff wird der wütende von allerley Nationen ein unzehlich Volck mit sich bringen auszurotten GOttes und der Fürsten Wort /also wird Jammer und Noth / auch Blutvergiessen an allen Orten seyn.
Außlegung. Allhier bedarff es nicht viel außlegens / in dem ein iedes Kind / (weil es allbreit am Tag /) solches wissen und erklären kan: Allein ist diß [502] zu mercken / daß von den Romanisten ein genauer blutiger Bund gemachet worden / dessen letzter Conatus in diesem dritten Anlauff angehen sollen / so aber durch den Tyrännischen Bluthund den Türcken verhindert / und das Sprichwort: Vntreu schlägt seinen eigenen Herren erfüllet worden. Welches aber alles dem Teutschland in die länge sehr schwer fallen möchte / wie grausam aber der Türck wüte / und die Ströhme in Vergiessung vieles Christen-Bluts entfärbe / darff nicht viel meldens / man muß es leider gnung hören.
Propheceyung. Alsdann wird wider ihn ein König erwehlet werden / dem Königliche Ehre nicht wird erzeiget / dem werden viel anhangen.
Außlegung. Man findet viel Propheceyungen / die alle dahin zielen / daß noch vor dem endlichen Fall deß Röm. Reichs ein sonderer dapfferer Held entstehen / und erwehlt werden soll: Dahin auch der neue Stern deuten soll; Was aber diß für ein Held seyn müsse / stehet zu erwarten.
Propheceyung. Vnd in diesen 3. Jahren werden sie den Carolum sampt seinen Erbens-Erben / sein gantzes Heer / und seines Glaubens-Bunds-genossen darnieder legen.
Außlegung. Aus diesen Worten erscheinet / wie weit die Propheceyung reichet / nemlich auff Caroli Erbens-Erben / und das wird der dritte und letzte Fall sey.
Propheceyung. Der König in Franckreich wird [503] von seinen eignen Vnterthanen getrieben werden. Dann er wird grosse Tyranney gegen sie haben / von wegen des Evangelii Christi / darzu er angereitzet von den Bischoffen und Pfaffen / die ihn über verrätherlich verführen / und ihn umb Geld verrathen. Er aber wird vermeynen / er thue seinen Freunden ein groß gefallen / wann er aber verjagt ist / so wird er von denen verlassen werden / auff die er vertrauet hat. Vnd im End des andern Anlauffs wird dieses geschehen. Der Löw macht seinen Jungen ein festes Nest / daß es ewig solte erblich seyn / aber es wirds ihrer keiner besitzen / ob sie schon darauff gesetzt würden. Abex wenn der Löw im dritten Anlauff fallen. Wird / so wird bald eine beständige herrliche Person, F. zu Aach an seine Stat erwehlet. Dieses Geschlecht wird sich erstrecken biß ans Ende der Welt / dann das End ist vorhanden.
Außlegung. Was die Evangelischen Christen in Franckreich für grausame Verfolgungen in der Parisischen Blut-Hochzeit ausgestanden / ist iedermanniglichen bekant / welches / wie obgemelt / in dem andern Anlauff geschehen. Wie der König aber hernacher verrathen / und von seinen Freunden und Printzen des Geblüts verlassen worden / als welche ihm hernach er selbsten nach der Kron getrachtet / ist Welt-kündig. Was das für ein tapfferer Held / dessen Namen von einem F. anfahen solle / seyn werde / wird die Zeit alles mitbringen und offenbahren.
Propheceyung. Der König in Franckreich / wann [504] er nun des Elends und Creutzes wird überdrüßig seyn /so wird er sich zu den Christen wenden / wider die Feind / GOttes streiten. Vnd wird von den seinen wiederumb auffgenommen werden / dann die Kirch wird (nechst GOtt) keinen andern Schutz / dann ihne haben.
Außlegung. Dieses alles fähet sich an zu erfüllen /in dem der Königin in Franckreich in diesem dritten Anlauff das Babylonische Thier gleichsam verlässet /und in all weg außzutilgen gedenckt; die Kirche wird keinen andern Schutz / dann ihn haben / und so die Evangelischen Teutschen Fürsten nicht mit ihm Correspondentz halten / werden sie ihre Sachen nicht erhalten mögen. Vnd sehen alle Sachen dahin / daß noch eine Vereinigung / Bündniß oder zum wenigsten eine Correspondentz seyn werde; wie dann allbereits eine Allianz mit etlichen Fürsten des Reichs beschlossen worden.
Propheceyung. Der Pabst zeigt dem Keyser den Weg / und spricht; Ich erwege / ob ich selbsten / zu Rom bleiben werde oder nicht / auch kan ich dir nicht helffen / wie du dann selbsten siehest / sonsten wolt ich meinen geschwornen Eid haten.
Außlegung. Es ist nunmehr bald in die 900. Jahr /so lang das gantze Keyserthum gestanden / eine Vereinigung gewesen des Pabsts und des Keysers / daß ie einer dem andern mit Eid zugethan / wann dann die Zeit ausgehet / (wie dann alle Reich der Welt ihr Ende haben) wird alles nichts helffen: keiner dem [505] andern mehr beyständig seyn mögen: wie nun angezeiget /daß das Weltliche Keyserthum / und die Monarchey fallen werde in Caroli Erbens Erben / also läst es sich auch in gewisser Außrechnung befinden / daß auch der Römische Stul endlich gäntzlichen fallen / und durch die / so ihme vor diesen angehangen / der Daraus gemachet werden solle.
Propheceyung. Aber der Römische Stul wird gen Maynz gelegt werden: Ihr Ampt sollen andere empfahen / und welche mit mehrer Gottesfurcht / und geringern Vnkosten regieren sollen / dann diese Romanisten gethan haben.
Außlegung. Was Capistranus allhier mit Versetzung des Römischen Stuls gegen Maynz meynet / kan ich nicht begreiffen. Dann daß noch eine Succession der Römischen Päbste / nach Außtilgung des Stuls zu Rom seyn werde an einem andern Ort (wie etwan zuAvignon beschehen) befind ich gantz und gar nicht. Das befinde ich aber aus den Schrifften der Propheten / daß nach endlicher Stürtzung des Römischen Päbstlichen Antichrists / noch eines vor dem End der Welt /der HErr Christus seine Macht erzeigen / und das Liecht der Warheit viel heller und klärer / dann auch noch bißhero (so allein an etlichen Orten geschehen /) als dann aber der gantzen Welt anzünden / scheinen /außbringen unf fürtragen lassen werde / durch sonderlich darzu von GOtt erleuchte / beruffene Personen und Aposteln im Geist- und Göttlicher Krafft / den ersten Aposteln gleich. Dahin [506] dann diese Propheceyung auch sehen möchte / da sie sagt / daß ihr Ampt andere empfangen möchten / welche mit mehrer GOttesfurcht und geringern Vnkosten / (nicht umb Geld und Gut) regieren sollen / gleich diese gethan haben.
Propheceyung. In dem 65. und 66. Jahr werden diese Ding alle geschehen seyn.
Außlegung. Nemlich die gantze Zeit des dritten Anlauffs. Welches dritte Wehe nunmehr in Teutschland leider in vollen Schwange ist; Da ein solches Blutvergiessen / Jammer / Angst und Noth / und theils Orten ein solche Verfolgung / daß da kein Mensch selig würde / wo GOtt die Tag der Trübsal und Verfolgung nicht verkürtzete / wie Matth. 28. stehet. Dadurch dann die Tage der Trübsal und Verfolgung verstanden werden / und nicht eben das Ende der Welt / denn noch vor dem Ende der Welt eine gute Zeit kommen wird / und befinden sich nach der Prophecey Danielis und Apocalypsios 45. Jahr / deren Jahr auch Meldung geschicht in der Sibyllæ Weissagung / solcher 45. Jahr gedencket auch Hieronymus über das letzte Capitel Danielis / daß nemlich so viel Jahr beyläuffig seyn werden vom endlichen und letzten Fall des Antichristen Reichs / biß zum Ende der Welt.
Propheceyung. Vnd die demnach leben werden / die werden sich verwundern des Friedens / der Einfältigkeit / und eines bekanten Menschen / der eben [507] pacificus und Friedenreich genant / dann er wird alsdann das Blutvergiessen ein End haben.
Außlegung. Dann die alsdann auff Erden leben /werden gedencken / GOtt und der Welt altē Frieden /der alten Apostolischen Freud / (denn die Aposteln bringen den geistlichen Frieden und Freud im Heil. Geist /) wobey ihnen auff Erden / werden wiederumb gute Tag seyn: und diß eine Zeitlang in der Zeit der 45. Jahr / kurtz vor dem Jüngsten Tag / zu derselbigen Zeit wird der vermeynte Geistligkeit Ende seyn /darvon gar lustig und artig der Prophet Zacharias weissaget Cap. 13. wie GOtt das Vrtheil senden / und mit ihnen umbgehen werde. Zu dem alten Leben der Apostel / da siehest du / daß noch eine Zeit der ersten Apostolischen seyn werde / darvon auch zu End im obbemeldten Capitel / und sonsten viel in Propheten getrieben wird. Allhie muß ich zwey objectiones kurtz beantworten / deren die eine das Weltlich Regiment / die ander den Glauben betrifft. Da einer fürwerffen möcht: daß die Römische Monarchia / und Röm Pabsthum / bestehen müssen / nach dem Prophecey Danielis biß an den Jüngsten Tag / darff ich antworten / daß zwar kein andere Monarchia mehr zugewarten sey / und wird doch diß noch mehr fallen /und der Römische Stul auffhören müssen: Nemlich die Successionen der Papisten / was aber noch übrig seyn wird / nemlich in der kurtzen Zeit der 45. Jahren / werden Reliqviæ seyn Romani Imperii, wie man auch sonst erfahren / daß ein [508] zwantzig Jährig interregnum im Reich gewesen. Die ander Objection: wie erst eine gute Zeit folgen könte vor dem Jüngsten Tage / so doch Christus saget / wann des Menschen Sohn kommen wird / meynest du / daß er auch Glauben finden werde? Antwort / der Glaube wird nicht iedermans Ding seyn / wie ja und allwege der wenigste Theil der Welt gläubig gewesen / und die Welt ist und auch bleiben wird / daß dennoch GOtt sein Wort sonderlich führen / und seinen Geist reichlich außgiessen / und die Gaben in Glauben anlegen werde / in der letzten und siebenden Posaune mehr dann etwa in vorigen Zeiten / bezeuget die Offenbahrung Johannis /und auch alle Propheten / und sonderlich will Zacharias in gemeldeten Capitel solcher Sachen auch Andeutung thun / da er sagt / daß zu diesen Zeiten zween Theil der Welt abfallen / der dritte Theil aber erhalten werde / diesen dritten Theil aber / den werde er durch das Feuer probiren / wie das Silber und Gold / und diese werden seinen Namen anruffen. Vnd will allhier zu mercken seyn / daß wir die Prophecey anhören /sich einmahl historicè unl typicè erfülle / im andern Bau des eusserlichen Tempels zu Jerusalem / also erfüllet sich solche Prophecey anderseits in veritate, in der Warheit und antitypo, im Bau des andern geistlichen Tempels / so vor dem Ende der Welt geschehen soll. Welches wir hertzlich begehren / und deßhalben auch täglich beten und bitten sollen / das GOTT [509] treue Arbeiter in seine Erndte senden wolle / die den Bau und Weingarten arbeiten und pflantzen.
Propheceyung. Ich Capistranus, ein Knecht JEsu Christi / hab darnach gesehen / vier Flüß / von den vier Orten der Welt / mit dem Meer streiten / und so sie nicht konten mit dem Meer streiten / ist ihnen zu Hülffe kommen das hohe Meer / aber das grosse Meer hat vier Flüß mit dem hohen Meer überwunden.
Außlegung. Die vier Flüß mit dem hohen Meer wieder das grosse Meer / seynd die vier Winde / so da angebunden waren an den grossen Wasser Strom Euphrates / daß sie nicht sollen die Erden und das Meer bertüben. Apoc. 7. Aber zur andern Posaun des sechsten Kirchenstandes / darinnen wir itzt seyn / loß und ledig worden / und bereit / dem Menschen Schaden zu thun / und sie anzufechten / Apoc. 9 das ist die Welt zu beschädigen / so allhier durch das hohe Meer angezeiget wird / denn das Meer bedeutet die Welt / und das sind auch die vier Hörner / so Israel und Jerusalem zerstöret haben / daß keiner das Haupt auffrichten darff / dardurch dann uns fürgebildet werden mancherley Partheyen / Rotten und Secten / so zu unser Zeit wider die Kirche Christi / unter dem Schein des Evangelii auffgestanden seyn / die Kirche Christi zu betrüben / und deren Glieder zu verfolgen / und sie nicht kunten überwinden / nehmen zu Hülffe brachium seculare, allhie durch das hohe Meer fürgetragen /und ist eben das Thier / so von dem Meer [510] auffsteigt /Apoc. 13. wie nemlich solches Thier zur Zeit der sechsten Posaunen geschaffen sein wird / doch wird sie letzlich alles nicht helffen / die vier Flüß mit dem hohen Meer müssen überwunden werden / zu End der sechsten Posaunen / und Anfang der siebenden: nemlich zu End des dritten Anlauffes / wie oben vermeld ist. Daß aber die falsche Lehr / Rotten und Secten zu unsern Zeiten durch den Geist Gottes unter der vierdten Zahl vorgetragen / ist nicht umbsonst und vergebens / da denn auch darneben deß guten Engels wohl in acht zuhaben / so neben den vierten bösen zur Zeit der sechsten Posaunen mit erschienen und anfangen /Apoc. 10. Dann so du alle Sachen wohl betrachtest /und was zu unsern Zeiten für Streit unter Religions Sachen seynd / da mancherley Rotten und Secten / finden sich doch mehr nichts denn fünfferley Meynungen und Außlegungen der Sacramenten / da denn nicht mehr dann eine Parthey den rechten Verstand haben kan / die übrigen viere aber irrig und falsch seyn müssen / und thue die Augen wohl auff / erforsche alle Sachen mit Fleiß / wirst du die Sachen also befinden /wie ich sag: Vnd diß seind auch die vier Winde und vier Flüß / so das Meer und die Welt betrüben mir Beystand des hohen Meers / aber sie wird doch letzlich offenbahr werden / von Christo überwunden und fallen müssen / wie Apoc. bezeuget / zur Zeit der siebenden und letzten Posaunen: wann diese wird kräfftig angehen / zu End des dritten Anlauffs / und die siebende Posaun begreifft [511] die übrige Zeit vorm Jüngsten Tag / nemlich die 45. Jahr / darvon oben Andeutung gethan.
Propheceyung. Ich Capistranus meyne / daß die verborgene Rede den Jüngsten Tag bedeutet.
Außlegung. Nicht also / denn diese Propheceyung weiter nicht recht / denn biß zu End des dritten Anlauffs / aber wie oben gemeldet worden / noch etliche Jahr seind der guten Zeit biß am Jüngsten Tag.
Propheceyung. Ein alter Autor vor 150. Jahren hat geschrieben: Gallia tandem sub Aqvila militabit. Vnd Capistranus, Galli & Germani post devictum Imperatorem vivent mutuo fœdere: Das ist die Frantzosen und Teutschen nach Vberwindung des Keysers / werden in einem Bund leben: Item / Leo aqvilæ nidum & pullos devorabit, der Löwe wird des Adlers Nest und seine Jungen fressen.
Außlegung. Solchen Sachen thut auch die Figur und das Bild Andeutung / wie oben auch vermeldet /daß nach Vntergang des Römischen Keyserthums die Teutschen und Frantzosen eine Correspondentz und Vereinigung mit einander haben werden / das übrige stelle ich andern zu bedencken heim / die Zeit wird die Erfüllung des Prophecey mit sich bringen / und befind ich sie der Offenbahrung Johannis und Prophecey Danielis und Zachariä / die dann sonderlich biß auff unsere Zeit / und biß an den Jüngsten Tag reichen / gemäß.
[512] (Biß hieher jenes Prognosticon, darzu etwan noch folgendes / wegen der Materie und Zeit / zu fügen ist:)
Anno 1660. Octob. wegen steten Regenwetters hat sich die Tyber in Rom dermassen ergossen / daß sie über alle Brücken geschlagen / und an etlichen andern Orten einer Piecken hoch / auch fast die halbe Stad im Wasser gestanden: Dahero der Pabst / der Cardinal Imperiali und andere reiche Cardinale denen armen Leuten / so in ihren Häusern überschwemmet worden / mit kleinen Schiffgen / Wein / Brodt / und andere Victualien überfahren lassen: doch seynd derer gleich wohl viel ertruncken. Massen denn auch der Alte Marggraff von Santinelli als er von Rom / mit etlichen seiner Leute / nach Florentz reisen wollen / zwischen hier und Viterbio in Vbersetzung eines Grabens / mit 4. seiner Diener ertruncken. Als der gedachte Strom sich wieder gesetzet / hat man nicht wenig Häuser und Mühlen und viel todte Menschen und Vieh gefunden / also daß der Schade auff 2. Millionen geschatzet wird. Vmb Capua und selbiger Orten im Neapolitanischen hat das grosse Wasser so mit Außreissung der Wein. Stöcke als anderer Bäum- und Feld Früchte / gleichsfalls überaus grossen Schaden gethan / welchen einige auff 300000. Cronen æstimiren.
Ein ander schreibet vom 6. Nov. am Feste aller Heiligen / war der erste dieses Monats / hat der Pabst im Qvirinal Capelle gehalten / wobey der Cardinal[513] Barbarius und Tages hernach der Cardinal Ludovisio Messegesungen. Gestern hat selbiger in Begleitung vieler Cardinäle und Edelen sich in die grosse Marien-Kirche erhoben und daselbst / wegen der ausgetretenē Tyber / das 40. stündige Gebet verrichten lassen massen denn selbiges Stroms Anlauffen / geschehen vermittelst der vielfältigen Regen / so länger als 15. Tage aneinander gewäret / die gantze Ebne daherumb unter Wasser gesetzet / und die was tieff gelegnen Oerter gedachter Stadt dergestalt überschwemmet / daß seither Anno 1591. dergleichen Wasser-Flut nie gesehen worden: Jedoch ist der Schade umb so viel erträglicher / meiln Don Mario / des Pabsts Bruder /und die beyden Cardinäle / Chigi und Imperiale, durch ihre Vorsorge vielen Leuten / deren Häuser im Wasser gestanden / Lebens-Mittel / denen aber auffm Felde Barcken / umb sich aus der Gefahr / so (Gottlob /) heute morgen / nach dem der Strohm wieder seiner vorigen Gang gesuchet / gäntzlich auffgehöret / zusalviren verschaffet.
Eben in diesem Jahre trauerte man auch zu Rom wegen der Friedens publication zwischen Spanien und Franckreich / weil damaln der König in Franckreich eine Tochter des Spanie Königs nam: Aber ich meyne der Pabst empfand es bald darauff vom Könige in Franckreich wegen Avenio / daß ers noch nicht vergessen hat. So brante auch damaln der Vesuvius oderSomma gewaltig im selbigen Jahre / bey 14. Tage /daß das gantze Land darherumb mit Aschen [514] und auswerffenden Steinen bedeckt / die Sonne ward vom dem grossen Rauche erschrecklichen Feuer-Flammen also verfinstert / daß man dieselbe dadurch in der Gegend nicht sehen konte. Die herumbwohner wichen in Neapel und andern Orten: (ja in Neapel wurden für grosser Furcht die Laden gesperret /) und verliessen ihre Häuser den Räubern zur Plünderung. Der Berg hatte sich auff 2. Ital. Meilen eröffnet / und auff etliche Meilen herumb die Asche auff 3. Spannen hoch auffs plache Land von sich geschüttet. Es war solcheConfusion, daß fast aller Handel verschwunde. Der Ertz Bischoff theilt volle Gewalt aus / alle Sünden zu vergeben / das Volck betete und beichtete / war voller Alteration, und der Priester wolten zu wenig werden. Aus Neapel am 18. Sept. Nach dem der Berg Somma bey Neapoli nachgelassen Feuer außzuwerffen / hat man in etlichen Kirchen derselben Dörffer auff den Altar-Tüchern / wie auch bey unterschiedlichen Manns und Weibs Personen / auch deren Leinwat und Schnuptüchern / viel kleine und grosse Creutze von Achsenfarb / grün und rother Coleur gefunden / deren etliche nach Neapoli geschickt worden / welche sich nicht abwaschen lassen / sondern mit der Zeit selbsten vergehen. Weiter im Mart hat ein grosser Wind über 18. Stund lang getobet / und viel Häuser und Bäume sampt der Wurtzel aus der Erden gerissen. Weiter im Octob. strandete zu Messina in Sicilien / in einem Sturme ein Wallfisch / dergleichen bey Menschen Gedencken [515] nicht geschehen. So speyete damahlen auch der Ætna viel Feuer und grosse Stücke der mineralien aus. In Calabrien / Franckreich / etc. war ein groß Erdbeben. In Calabrien waren drüber viel 1000. Pesonen Todes verfahren. Lambertus Danæus in tracti de Antichristô c. 20. p.m. 860. etc. wiewohl Hulderich Christian in 3. Prophecey lit. F. Das einige vom 666. Jahre begläubet / also: Da des Pabst Gewalt und Vnglaube stieg und mächtig ward / da stiegen und wuchsen auch / wie itzt die Abgöttereyen / Greuel und alle Laster mit grossen Hauffen. Ward das gute unterdrückt mit allerley Gewalt / List und Pratick. Damals sahe man einen Regenbogen / Cometen / Feuer am Himmel / Plitz / Donner und viel andere Zeichen mehr. Zur selbigen Zeit kam die Messe auff / Item die Litaneyen / die Orgeln / die Tauffsteine / die Tempel und ander Gepräng / die Weihung / die Kelche / die langen stoltzen Pfaffen Kleider / die Altar / die Bilder / das Fuß-küssen / Bann / Ablaß und Mausim oderMaos, welches heist Brod und Gott / und das ward mächtig geehret und erhaben / und diß alles also von Menschen erdacht / gestifftet / gebothen / geordnet /gieng in vollen schwang und Gebrauch / muste GOttes Dienst heissen und recht seyn. Wie denn GOtt und sein Wort / sich nach der Welt und in der Zeit gebräuchen / muß richten und reguliren lassen / und derowegen also was GOtt war und von seinen Creaturen gethan haben wolte / laut seines Worts / das verbleibt und gilt nicht. [516] Er hieß und heist itzt also / Corban, jederman sahe für sich / thät was ihm gut und recht deuchte. Liessen GOtt und die seinen / die armen in blösse und allerhand Mangel verderben. Wie es denn itzt und in unserer vermeynten Christenheit und in allen vermeynten Christlichen Sitten / wie die Namen haben / also auch gehet / pro incredulitatis naturâ & ingeniô, und periodus hujus Ecclesiæ zum Ende laufft. (aber viel näher kömmt dieser Sache M. Paulus Nagelius in de cometa 1618. lit. h. Nun ist dem vierdten Thier / dem vierdten letzten Reich / ebner massen ein gewisses Ziel und Termin gesetzt / wie lang es mit demselben werden würde / und Bestand haben / wie in Apocalypsi JEsu Christi zu befinden /daß es nemlich mit demselben nicht länger werden soll noch kan / denn 41. Monden / und ist ihm ferner fürgesetzt die Zahl des Menschens / länger kan und mag es mit ihm nicht bestand haben. Drum wer nun recht überlegen kan die beyden 42. und 666. Wie denn dieser Vberlegung viererley und gantz wunderbar ist / wie von mir in dem andern Theil des Cometen soll demonstriret werden / der weß gewiß und warhafftig / wann es ein Ende mit dem vierdten Thiere nehmen werde / denn drüber kan es nicht kommen /weil seine bestimbte Zeit vorhanden / und herbey kommen / weil sein Seyger und Vhrwerck aus- und abgelauffen. Vnd weil die Zahlen überlegt seynd /denn solche müssen überlegt werden / wenn die Zeit vorhanden. Es hat bißhero diese Zahlen noch niemands recht zehlen / [517] rechnen und überlegen können /denn die Zeit war noch nicht vorhanden / es war die endliche gröste und letzte Bewegung des Himmels noch nicht angangen / und es war ihnen auch nicht gegeben diese Dinge zu überlegen / es kennet GOtt der HErr schon die seinen / durch welche er selbsten ein ieder Werck verrichten wird zu der Zeit / wenn er kommen wird den Erdboden zu schrecken / und wenn er kommet gantz erschrecklich / eifferig und heilig /da niemand für ihm bestehen kan / viel weniger sein Werck verrichten / er sey denn heilig / in und mit und durch den heiligen / alles Fleisch sey stille für dem HErrn / denn et hat sich auffgemacht aus seiner heiligen Höhen. Nun damit ihr gleich wohl gewiß und unfehlbar wissen möget / wenn diese grosse gewaltigen Dinge geschehen / und die Bedeutung des Cometen angehen werde / so will ich aus vielen Vberlegungen der Zahlen des Thiers / so doch alle in einem punct in centro zusammen treffen müssen / die berichteste und schlechste hierher setzen / die andern in dem andern Theil dieses Cometen sparen / da durch grosse wunderbahre und gewaltige Dinge sollen gesetzet und angedeutet werden.
111
236
3621
41055
515120
621231
728406
836666
–––––––––
361201506
[518] Nun lege die drey durch die progression erfundenen Zahlen / als 36. 120. 1506. zusammen / daß eine Zahle drauß erwachse / kommen 1662. von dieser Zahl zeuch ab die Zahl der 42. Monaten / so bleiben übrig 1620. Also hast du warhafftig überlegt die Zahl des Thiers / da wird man sehen / was geschehen werde / doch auch ein paar Jahr mit zu vor / und 4. Jahr hernach / damit der Septenarius complirt und erfüllet werde. (Aber was darffs der Zurücknehmung der 42. man lasse die Nummer gantz verbleiben / so ferne nur an dem computiren was gelegen ist) doch ist zu mercken / daß sich es dennoch auch wohl mit dem 1666. Jahre nach der Geburt Christi thun lasse / allda solche dreysechsige Zahl hinzuziehen / davon in meiner Cent. 1. Philos. Colûs viel Dinges zu finden. Weiter redet auch von solchem bevorstehenden JahreJohannes Meyerus Qvedlinburg. in Calendar. ad annum 1660. im IV. Buch Esdræ c. 6. wird gelesen:Ecce appropinqvant mala, non tardant, drumb O Europa O Germania werde from und einig / denn grosse Enderung ist vorhanden / Elend in allen Landen /und wir Menschen sind selbst sämmtlich und einstimmig / unsere eigene Propheten und unsers eigenen Vnglücks Verkündiger und Wahrsager / schreyen /sagen und klagen zugleich. Die Boßheit / Schalckheit / List und Betrügerey sey auffs höchste gestiegen / die Welt sey alt und ungestalt / ihr Kopff der Himmel bebe / und bewege sich / ihre Augen / Sonne / Mond und Sterne verliehren ihren Schein / und fallen von[519] Himmel / der Bauch sey auffgeblasen und schwulftig /die Wasser wollen nicht mehr in ihren Circul und Revier bleiben / darin sie GOtt verschlossen / und leben dennoch in voller Sicherheit / Wollust / Vppigkeit und Hoffart. Vnd das ja nicht erlogen / sondern zu betrauren / Germania qvomodò vestibus, ita mentibus est variata, mit neuem Gelde und neuer Kleidung kömmet neues Vnglück in die Welt / denn hiermit ändert sich auch das Gemüth der Menschen / denn Geld überwindet alle Dinge in der Welt / durch Geld thun sich fromme / redliche Leute erheben / und werden übermüthig; Tyrannen halten sich damit auff / jedennoch wer zu schencken hat / ist wie ein Edelstein / wo er sich hinkehrt / wird er klug geachtet / und wird den Hungerigen das Brod nicht gegeben / aber Wasser thut man zu Wasser tragen / und daß der Welt Klugheit itzo die gröste Weisheit. O wie stund es wohl in der Welt / da die liebe Einfalt und Auffrichtigkeit noch wanckete / da Schelmstück ein Schelmstück /Rollwage ein Rollwage / und ein Rock eine Gaupe genant ward / da es sich aber umbkehrete / und ward gesagt: Ein Schelmstück / honestô vocabulô eine Putze / sc. Posse / ein Rollwage eine Kutzsche / eine Gaupe eine Mütze / da war es schon schlimmer in der Welt. Von Alters sagte man hundert duppelte Dütgen / war das nicht gut Geld? Wo seynd sie aber geblieben? Sie seynd verschwunden aus der Welt / hergegen schlimmer Geld sich eingestellt. Nun aber spottet und spricht die Welt: Die Leute müssen [520] von hohen Gaben und tieffer Erkantniß und voll Geists seyn / die uns solches sagen: Aber höre doch / du frevele Welt /solte auch wohl die Warheit hinter solchen Worten stecken / und mehr als allzu genaue zu treffen? Wir stecken gewiß in grosser Gefahr / und kömmet neue Vnglück noch immer empor / und solches bringen mit sich die Zeiten: unsere Vorfahren die lieben Alten /haben schon vor hundert Jahren von dieser Zeit gesaget: Ab annô sexagesimô caveat sibi omnis homo:
Wenn sechzig Jahr einher schweben /
So hab ein ieder acht auff sein Leben:
Welche denn nicht werden erschlagen /
Können denn von grossen Wunder sagen.
Scil. mutationes maximas ob populorum ferorum & barbarorum irruptiones. Noch mehr aber meyne ich /stehet zu zielen auff das 1666. Jahr. Annus sexagesimus sextus, annus est Emphaticus & totius orbis paroxismus magnus, oder mag wohl sagen: ipsum est tempus, in qvô altissimus incipit visitare seculum qvod ab eô factum est, scil. in qvô videbitur locorum mutatio & populorum turbatio, fore ut gens adversus gentem & regnum adversus regnum consurgat, tunc intelliges hæc nimirum fore tempora novissima, weiln alle Zahl-Buchstaben darinn zusammen lauffen / und wohl kan gesaget werden:
[521]Wenn M DC LXVI. wird gezehlt /
Pestilentz / Krieg / Armuth schrecket die gantze Welt.
Welschland / Hispanien / die leiden Roth /
In Orient wird seyn theuer das Brod.
Vnfried in Teutschland wird entstehen /
Die Vrhäber verlieren Land / Leute und Lehen /
So auch der Adel aus Vbermuth
Auffruhr anrichtet / so kostets sein Blut.
Et sic rerum mutationes, haben also schwere Zeiten für uns / sintemaln die Sünde uns näher ist / denn da wirs gläubten / und wäre GOtt nicht mit uns diese Zeit / und hielte sonderlich denen Türcken den Zaum /er bliebe nicht so lange von diesen Spiele. Geschreiben DoCtor MartInVs LVtherVs, kommen alle Zahl-Buchstaben darinn zusammen / ist weites Aussehen /es lieget was grosses hinter dieser Zahl verborgen /und bedeutet was sonderlichs. Wil GOtt Wunder thun / bringen auch diese Buchstaben mit sich. ILLVMInat orIens soLIs IVDæIs, oder / ostIVM CœLI IVDæIS aperItVR: certè definire non possumus. Eventui commitemus: Sonsten aber Abmerckungen der schlimmen Aspecten aus Astronomischer consideration beobachtet / adsunt dies tribulationis, de his libera nos Domine. Auff solches Jahr ziehlet auch Ps. 50. v. 15.
InVoCa Me In DIe trIbVLatIonIs!
Tunc (Virgilo-cento.)
IX v. 218. Ipsa se Dens CLaVVMqVe regens, MIseran DaqVe CVLtV. lib. 3. Æn. 591.
[522] (Scil. Mulier Apocalyptica peribit.)
Annô
DoMInI SaLVatorIs IesV ChrIstI.
l. 6. v. 12. DeLIVs InspIrat DIVInâ paLLaDIs arte lib. 2. 15.
l. 2. 506. ForsItan CIngIt VIrIDantI teMpora LaVrô l. 5. 53.
l. 6. 72. At phæbi CIngIt VIrIDantI teMpora LaVrô l. 5. 53.
In übrigen gehet auch auff dieses 1666. Jahr das /gantze Vaticimum Anglicum, so vor wenig Jahren aus Engelland Lateinisch ankam: und hernach zu Augsburg / wegen der Zeit / wiederleget ward von Herr M. Theophil. Spitzeliô.
Zu Rom schameten sich die Religions-Verwandten selber nicht / noch nahmen es in bedencken / daß sie nicht solten die Vnrichtigkeit ihres überdrüßig gewordnen Abgotts zu vernehmen geben / mit allerhand Affterreden / und auch zimlichen Gründen / so man in öffentlichen Zeitungen fast Wöchentlich laß / und sich von einer Zeit zur andern auff die befahrte veränderung getröstete: Also kam im Jahre Christi 1665. aus Rom vom 15. Aug. Diese und vorige Woche hat der Pabst niemanden / und weder Königl. noch Fürstl.Ambassadoren und Ministris Audienz ertheilt / weiln die Vngelegenheit dieser Jahres Zeit ihme nicht zum besten anschlägt / ob wohln nun die hiesige PallasisAffectionirte allweile ausgeben / daß die Vnpäßligkeit von gar weniger conseqvenz sey / so scheinet doch /weiln man dero Cammern von niemanden / als Herr Mario und Cardinaln Chigi betreten [523] siehet / es müsse die Sache in etwas schlechter stehen / als mans gerne wissen lassen wil / und das umb so viel desto mehr /weiln bey ihrer Eminenz, dem Herrn Cardinal Chigi die Medici immer zusammen kommen / sich wegen der Medicamenten zu berathschlagen: Deme sey nun /wie ihme wolle / so beharen doch die gefangenēAstrologi noch immer zu darauff / daß dieses Jahr der Päbstl. Stuel vaciren werde / ungeachtet in nicht Erfolgung dessen / sie übel bestehen würden / und noch zu all ihrem angewandten. Fleisse / keine andere Recompens / als die Ruder einer Galleen haben und bekommen dürfften. Item aus Rom vom 22. Aug. der Pabst liegt am Grieß und Bauchflusse noch zu Bette /daß man sich seines Lebens besorgt. Item vom 22 Aug. aus Rom / daß die indisposition immer mehr und mehr zu nehme. Item von 29. Aug. daß wegen der Kranckheit des Pabsts seine Anverwandten schon etliche Wägen mit köstlichen Haugeräthe im Qvirinal Pallast ausm wege geräumet haben; drauff sichs aber ein wenig gebessert habe.
Von hiesigen P. P. Jesuiten ist ihrer Heilig angedeutet worden / daß die Cantzel in S. Peters Kirche /welche so hoch venerirt wird / nicht die jenige sey darauff S. Petrus gesessen / sondern allein der drauff gesetzte Stuel; solches mit diesem bekräfftigend / daß man auff einer Seiten des selbigen Stuls in Elffenbein die Fabel vom Hercule / wie er 70. Jungfrauen entehret / eingeschnitten sehe / über welches die gedachte[524] Patres 2. congregationen gehalten und beschlossen /daß man allein selbigen Stul mit diesen Worten / Initium Pontificiæ autoritatis, oder zum wenigsten S. Petri Bild von Metall dahin setzen solle / so eben in auch dieser Basilicâ gesehen wird / allein weil die Kranckheit ihrer Heil. darzwischen kommen / als verbleibt ein und anders in seinem Esse, und verwundert man sich am hiesigem Hofe unterdessen der übergrossen Vermessenheit dieser P. P. die sich in Streit-Sa chen mischen / da sie nicht solten im wenigsten dran gedencken / eben wie vorm Jahre / da sie proponirten / man solte die Scalam sanctam versperren. Der Herr Cardinal Chigi hat dem Monsign. Pagnano die Reformation der Kirchen Music hochverwiesen und Ordre geben / daß man deren eine von der stattlichsten in die Kirchen des Volcks genant / auff das Fest Mariä Geburt anordnet / ob wohl solches dem laut des jüngst angedeuten Edicti, die Musicen betreffend / zuwieder läufft. Des Bischoffs von Conversano Bando von hiesiger Stad / sagt man / seye / weiln er auff dem Monat Septembris sedem vacantem prædicirt. Aus Neapol. vom 18. Aug. daß in Calabria umb Neapolis ein Erdbeben gewesen / und solches viel Häuser zu boden geworffen habe / darbey unterschiedene Personen geblieben. Aus Rom 12. Sept. daß der Pabst sich zwar zur Besserung anlasse: Hier wurde entgegen durch die gantze Stad viel anders von der Sache geredet / wie man denn auch an einem dieser frühe Morgen auff [525] der Porta Septimiana unterschiedliche Todten-Beine Creutzweise über ein ander gehefftet mit dieser Vberschrrift: decimâ Octobris in rumulô collocabuntur, gefunden / wie nicht weniger auff der Portes den Qvirinal-Pallasts einen Todten-Kopff mit dieser Schrifft: Memento mori die qvintâ Octobris, auffgestellt gesehen: Zu diesem Trauer-Vorboten kömmt auch eine Nativität so längst von einem Teutschen dem Pabste gestellet worden / die biß dato in unterschiedlichen Begebenheiten wohl zugetroffen /weiln aber im Extract dieser Nativitat stehet / so in Lateinischer Sprache auffgesetzt gewesen: bey Erscheinung eines Cometens wird S. Heiligkeit deroPontificat zum Ziel und Ende (welches er mit dem Worte Meta angedeutet) gebracht haben: Weil es aber im Italiänischen so viel als den halben Theil einer Sache andeuten wil; also hat der Pabst es also ausgelegt / daß nemlich sein Pontificat erst auff den halben Theil gebracht sey / welcher es aber am besten wird getroffen haben / wird uns die Zeit weisen. (Ey / ey:Optimus interpres verborum qvisqve fuorum, der Teutsche Autor hat ja Lateinisch und nicht Italiänisch geschrieben: Sehet / die Philautiam, amorem sui, ubi qvisqve abhorret à corruptione sui, da ein ieder vor sich den besten Theil erwehlet: Wie? könte doch der Pabst wohl gar das Wörtlein Meta Griechisch auffgenommen haben / (nach einer grossen Geitzigkeit [526] und Begierde zu regieren /) μετὰ heisset aber mit / und könte die Meynung seyn / daß also mit dem Cometen erstlich seine Regierung recht würde angehen / und die vorhergehenden Jahre darzu nur ein præludium oder Eingang gewesen wären. Ey! wo bliebe aber /daß kein Pabst Annos Petri erreichen solte? Welches schon bey des Pabsts Erklärung exulirt. Den dergestalt / wenn meta solte das Mittel seyn / würde nicht viel fehlen / daß Alexander septimus nicht solle an 25. Jahre in der Regierung gereichen. An dem WorteMeta ist zwar der erste Buchstab M. daß mittelste im Alphabet / aber nicht in dem Wort-Verstande. Wie? wil der Pabst ein Buchstäbler werden.
Aus Rom vom 10. Octobr. Nach dem der Pabst vergangene Wochen sich nacher Castell Gandolffo hinaus begeben sich zu recreiren / hat etliche diese Materie betreffende Verse / so er selbst gemacht / allhier gelassen / unter welchen auch folgende gelesen werden: Mit sandigem Grieß-Steine:
Mist der unzeitige Tod mein schwaches Leben /
Vnd thut noch neue Stein zu meinem Grabe legen.
Nemlich / dabit Deus huic qvoq; finem und Metam, hat es gleich denen Astrologis und portentiloqvis [527] umb ein weniges mussen fehl schlagen mit der Zeit; so wird sich doch bald eine andere anfinden / da die Vermuthung ihren Fortgang habe erreichen müssen. Abermahl aus Rom 1665. 14. Novemb. Hiesige Anatomisten / so da wollen aus dem Gesichte die völlige Gesundheit einer Person urtheilen / conjecturiren aus denen trefflich in Kopff stehenden Augen und eingefallenen magern Gesichte des Pabsts / daß derselbe nicht nach dem besten gesund sey / weil es diese Physiognomia, ungeachtet ihn seine Herren Leib-Medici ziemliche Libertät in Zusichnehmung Speiß und Trancks zu gelassen / also behalte. Andere aber wollen behaupten / daß S. Heil / der Pabst nicht allein ist gesund sey / sondern daß er auch niemals Vnpäßligkeit ausgestanden habe / und daß das neulich ausgesprengte Geschrey / daß der Pabst nunmehr in extremis sey / zu keinen andern Ende gerichtet gewesen /als zu sehen / wer doch Lust an diesem Hoffe hätte /den Päbstl. Sitz einzunehmen. Rom 12. Dec. Dieser Tagen hat der Pabst die 2. gefangenen Astrologos zu sich kommen lassen / und ihnen vorgehalten / sie hätten das Leben verwettet / der Päbst. Stuel solte im Monat Octob. ledig werden / solten sich nun zum Sterben bereiten / die seind aber von vielen Cardinälen zu ewiger Gefängniß erbeten worden. Man hatte kaum von ein paar Jahren und Schweinhatzen / darbey der Chigi oder Pabsts Bruder gewesen / gehöret /bald kam drauff dieses vom 30. Januarii 1666. aus Rom / als vergangene Nacht [528] ein hauffen Wölffe durch den Graben bey der Engelburg in diese Stad gedrungen / sind ihnen / unweit von denen Banchi / eine starcke Parthey Hunde begegnet / und beyde Theile mit ein ander in einen Streit kommen / daß dieser etliche zerrissen / und als die Jäger hinzu kommen / die Wölffe gezwungen worden / sich in die Tyber zu stürtzen / welche Novität auff hiesigen Platze viel sorgens causirt, inmassen es an Superstitiosen Köpffen nicht ermangelt / die hieraus alsbald böses propheceyen wollen / weil observiret worden / daß zu anderer Zeit / wenn die schädlichen Bestien sich sehē lassen /sie Vorbothē gewesen der Pestilentz / Mord-Thaten /und anderer Todes Fälle. Als dieser Tage der neue S. Peters Stuel von Glocken Speise starck übergüldet /durch 4. Doctores in die S. Peters Kirchen getrogen worden / hat sich Pasqvinius wundernde vernehmen lassen / daß es nunmehr auch dahin kommen / daß die Doctores der Heiligen Kirchen vor Tagelöhner dienen müsten. Vom 23. Januar. 1666. S. Peters Stuel ist am Sontage 8. Tage auffgedecket worden / und der Pabst allda gewesen / umb zu sehen / woran er die 250000. Cronen spendiret. Am 6. Febr. Daß der Pabst 2000. Gold Cronen ausbiethen lassen / den Pasqvillanten zu erhalten / über der Transfirirung des Peters Stuels. (Der Leser wird obenwerts eine Propheceyung finden / daß der Päbstliche Stuel Anno 1666. solle gen Maynz transferiret werden: hat nun der Ort gleich gefählet / so hat es doch Richtigkeit mit [529] der Sachen erlanget.) Sonsten kam auch dieses aus Rom am 31. Octob. 1665. Andere vermeynen / es werde unfehlbar mit nechsten / nach dem Spruche / Tertium comite Pontificio obitu placandum, gehen müssen; nach dem nemlich der Pabst noch immer mit seinem Grieß-Schmertzen und Magen Wehe überfallen wird. Vom 27. Febr. Der Pabst gedenckt noch alle die / so ihm sein Begräbniß entworffen / vor sich her ins Grab zu schicken / und mit der Kurtzweile hiesse es mit dem Pabste / durchs gantze 1666. Jahr: Vivitur & vivetur in omne volubilis ævum. Ohne daß man aus Rom 20. Nov. 1666. vernahm / daß die Kirche Rotunda eyferig renovirt würde / ungezweiffelt wolle der Pabst sich solche zu seinem Begräbnisse eligiren / und insonderheit das Edle Gefäß von Porphyretes, so am selben Orte stehet / und worinnen die Asche des Marco Agrippa enthalten ist / zu seiner Ruhestäte. Von andern ominibus besiehe / mein Wunder – A B C / als daß im Anfange dieses Jahrs aus des Pabsts Wapen der Schlüssel herunter gefallen / Item vom 20. Nov. 1666. an Rom / daß vor 8. Tagen das Marmolsteine Wapen mit dem Sterne des Pabsts zu Castel Gandolfen durch Donner und Blitz herab geworffen worden. Darnach der Pabst lustiges Humors gewesen / in deme er unterschiedliche Geschenck an Weine ausgetheilet / etc.
Wegen gedachter Nativität / muß ich hier nothwendig beyfügen / was gleichmäßig hat Ferdinand [530] Capponi in der Wiederruffs Predigt: Es sahe Pabst Urban der VIII. (wie er sich denn auff Nativitäten ziemlich verstund) aus seinen Planeten so viel / daß er / von wegen eines schädlichen Aspects, im 12. Jahre seiner Päbstlichen Regierung wohl sterben dürffte. Damit er nun solchen angedrohten Vnfall bey Zeiten zuvor käme / berathschlagte er sich mit einem Sicilianischen Doctor / der ein Ausbund von einem Astrologo ware /wie den Sachen zu rathen? E gefiel endlich dieser Schluß: Wolte der Pabst beym Leben bleiben / müste er / nicht weiß ich was für ein Opfer / dem auffsetzigen Sterne bringen / und auff solche weise desselben wütenden Einfluß besänfftigen. Der gute Urban besonne sich nicht lange / sondern war gar fertig mit dem Opffer / und entgieng / vermittelst dessen / dem Vnglücke. War ist es / er war sterbens kranck / so daß auch die Medici schon an seinen Leben verzweiffelt hatten: Aber er raffte sich dennoch wieder auff / und überlebete gantzer 9. Jahr / dem jenigen zu Dienste /dem er geopffert hatte. Vnd daß endlich das prodigische Wesen / wegen itziges Pabstes nicht umbsonst gewesen / als der drauff 1667. den 5. Maij zu Rom gestorben / bezeugen solche Dinge / als:
1. Astrologia.
2. Lupi.
3. Ægritudo.
4. Xystus seu sepultura.
5. Arithmantia.
6. Natus biceps.
7. Delapsum Insigne.
8. Ejectæ claves.
9. Rubri pulveris pluvia.
[531] M. Gottlieb Heyland in Enar Chon. Hist. Apoc. p. 166. etc. Resolutio cap. 38. & 39. Ezech. Proph. ejusdemqve cum c. 20. Apoc. collatio. Wiewohl viel vornehme Scribenten beydes Theologis, Historicis und Philologis dafür achten / als ob dieser Prophet in itzo berührten beyden Capp. vom Einfall der Türcken in Teutschland und Welschland und derer Christlichen Kirchen / so in diesen und benachbarten Landen Europä sich befinden / grosser Bedrängniß / welche sie / noch künfftig von dem Erbfeinde zu gewarten /auch dessen endlichen Niederlage / die sich etwan in Italien bey Rohn (als welches zwischen zweyen Meeren / dem Tyrrheno und Adriatico gelegen /) oder aber in Teutschland an der Thonan / ober bey Cöln am Reyn begeben soll / handeln thue / und derentwegen durch die Berge Israelis geistlicher weise nichts anders als die Kirche GOttes und Christlichen Gemeinden / die sich itzo unter uns denen zu Christo bekehrten Heyden / als geistlichen Israeliten befinden /verstanden haben wollen / so geben doch nachfolgende Vmbstände des Contexts primariò keinen andern Verstand als diesen / daß nach erfolgter Bekehrung /Erlösung und Wiederbringung des rechten natürlichen Volcks Israelis in das Land / so ihre Väter besessen /Palæstinam genant / und wieder Auffbauung der Stad Jerus. sich in denen allerletzten Zeiten abermahl fast alle benachbarte Völcker der Heyden Apoc. 20 / 8. (iedoch zu ihren selbst eigenen Verderb und Vntergang) wieder [532] die heilige Wehrte Apoc. 20 / 9. zum Streit versamlen / und daselbst mit Feuer vom Himmel / Hagel / Schwerdt / Pestilentz / und Erdbeben vertilget werden sollen / besonders aber die Scythen /Tartarn / Moscowiter / Persier / Moren / Lybier / und andere deroselben benachbarte Völcker / die Kinder Gomer und Thogarma. Denn Anfangs meldet der Prophet klärlich / daß der Gog und Magog seyn werde der oberste Fürst Rhos; Mosoch und Thubal, das ist /der Tartern / Schyten / Reussen und Muscowiter / wie daselbst D. Theodoretus Cyrensis Episcopus und D. Vitus Dietrich / in der Marginal Glosse d.c. 38.Ezech. D. Samuel Fischer in Apostill. ad c. 20. Apoc. v. 8. editionis Jenensis Lat. in 4. auch Herr D. Selnecc. part. 1. Evang. exposit. p. 433. und besondersHermannus Fabronius Moseman in seiner Geog. Hist. part. 1. lib. 2. c. 1. und Petrus Bert in descript. Tartariæ solches ausführlich erklären und aus denenHistoricis und bewehrten Geographis darthun. Die Inwohner nennen Gog Gull, Magog Monguli, Ortelius, Mercator, & Bertius in Tartaria. (2) sagt unser Prophet cap. 38. 15. so wol der Prophet Zach. c. 10. 5. daß diese Krieger alle zu Roß seyn / und alle Tartzschen / Schild / Schwerd / und Spiesse führen werden / vers. 4. eod. welches denn fürnemlich die Tartern im Brauch haben / sintemal in Tartaren es mehr Roß haben soll als irgend an einem Ort in der ganzen Welt / Fabron. d.c. 1. (3) Sagt unser Prophet d.c. 38, 6, 15. cap. 39. 2. und [533] Zachar. cap. 2, 6. wie dieser Feind kommen werde à laterib. Aqvilonis (Orientalibus sc. Dan. 11, 44. Zach. 2, 6. 7. Es. 41, 25.) Von den Seiten der Mitternacht / welche heute zu Tage /die Tartern und Schyten / Chineser / Iberi, Albani, Sarmatæ, Hungari, Asiatici, Armenier, etc. besitzen /und unter denen sich auch die zehen Stämme Israelis (welche vor 2000. Jahren Salmanasser der König in Assyrien auch zum Theil sein Nepos Assarhaddon 1.Ezræ 4. weggeführet 4. Reg. 17.) noch biß auff den heutigen Tag in schwerer Dienstbarkeit befinden / wie der vornehme Königliche Geographus Herr Abrahamus Ortelius bezeuget in Tartaria Magna, so wohl auch Joh Boterus im andern Buch seiner allgemeinen Welt-Beschreibung fol. 95. Philip. Morneus c. 26. de Veritate Christianæ relig. Fabron. Moseman. d. part. 1. c. 1. fol. 462. besonders aber Josephus l. 11.J. A. c. 5. Petr. Cuneus. l. 1. de rep. Ebræorum c. 10. (4) Sollen mit ihm / dem Gog und Magog / kommen die Persen / Moren / Lybier / Gomer sampt dem Hause Thogarma mit allem ihren Heer / welcher Völcker allzumahl theils in Tartaria selbst wohnen / theils aber derselben benachbarte sind wie 5. Ezech. selbst klärlich bezeugt d.c. 38, 6. 7. puncto c. 37. 10. 13. 14. (5) Saget der Text / daß solche Völcker kommen sollen in das Land / das vom Schwert wieder bracht /unn aus vielen Völckern zu sammen kommen ist /nemlichen (6) auff die Berge Israel / und zwar eben die jenigen / welche lange Zeit Müsten gewesen [534] seynd / und nun außgeführet aus vielen Völckern und alle sicher wohnen cap. 38, 8. welches denn abermahl von keinem andern Lande / Bergen und Völcker verstanden werden kan / als von dem rechtē warhafftigen Lande Canaan und dessen Gebürgen / dem Berg Sion / Moria, Olivarum, Carmel, Thabor, Saron, und dem rechten natürlichen Volck Israelis / dann diese Gebürge sinds / welche nunmehr etliche hundert Jahr hero wüste gelegen / und dieses Volck ist es / welches eine lange Zeit hero unter allen Völckern zerstreuet / und in den letzten Zeiten widerumbs aus allen Völckern zusammen kommen / und in das Land welches ihre Väter besessen / wiederumbs versamlet werden soll /Es. 11. 5. & seq. 43. v. 5. 49. v. 12. 66. v. 20. Ezech. 36. 37. jer. 23, 30. 31. Mich. 2, 12. Oseæ 3. vers. ult. Soph. 3. 10. Obad. v. 18. & seq. Zach. 10. v. 9. 19. 11. Malach. 4. & passim in Prophetis Joh. 11, 53. (7) Sol der Gog und Magog kommen über die jenigen / die ohne Mauren da sitzen / und haben weder Riegel noch Thor / welches der Prophet Zach. c. 2/4. klärlichen von der Stad Jerus. und dero Einwohner propheceyet: in dem er also spricht: Jerus. wird bewohnet werden ohne Mauren für der grossen Menge der Menschen und Viehes / so drinnen seyn wird. (8) Sol dieser schreckliche Feind kommen über das jenige Volck so aus den Heyden zusammen gerafft und sich kaum in die Nahrung und Güter geschicket hat / und mitten im Lande wohnet / in umbilico terræ cap. 38, 12. welche description abermahl auff Palæstinam [535] und die Stadt Jerus. (so aller Geographorum Beschreibung nach / im umbilico h.e. Centro mundi, oder mitten in der Welt gelegen / Henric. Bünting. in Itin. Sacr. im Tab. 1. fol. 4. 5. & in descript urbis ipsius Hieros. fol. 39.) deutlich genugsam zeiget. (9) Wird er kommen über die Verstöreten / so wieder bewohnet sind / vers. 12. Nemlich das Israel / welches umb seiner Missethat willen weggeführet / und über das Hauß Jacob / dessen Gefängniß GOtt der Allmächtige am Ende der Welt wenden will / wie die Wort unsers Texts deutlichen lauten / cap. 39, v. 23.usqve ad finem. Item (10) dessen Propheten ihnen solches vor alten Zeiten (und also lange für G. Ezechiels Lebens Zeiten) zuvor verkündiget / cap. 38, v. 17. Apoc. 10, 8. Rom. 11, 20. (11) Vber sein / GOttes des HErrn Volck / und sein des HErrn Land / auff daß die Heyden erkennen / wie er der HErr an Gog geheiliget werde für ihren Augen / cap. 38, 16. nemlichen über das Land Israel / v. 19. und die Bürger in den Städten Israel / c. 39, 9. die Berge des HErrn / c. 38, 21. welches allzumahl / klare und deutliche Wort seyn / so keiner andern Außlegung bedürffen. (12) Wolle der HErr seinen heiligen Namen kund machen unter seinem Volck Israel / und seinen H. Namen nicht länger schänden lassen / damit die Heyden erfahren / daß er der HErr sey / der Heilige in Israel c. 39, 7. und darumb (13) das Gefängniß Jacob wenden und sich deß gantzen Hauses Israels erbarmen / und umb seinen Heil. Namen eiffern / [536] etc. qvæ seq. vers. 26, 26. (14) Damit also die Israeliten erfahren / daß er der HErr ihr GOtt / der sie habe lassen unter die Heyden wegführen / und wiederumb in ihr Land versamlen / und nicht einen von ihnen dort gelassen habe /vers. 28. qvid clariùs dici potest? (15) Daß die Israeliten sollen berauben den Gog und Magog / das ist /die Assyrer / Parther / Tartern / Chineser und andere Völcker / von denen sie beraubet / und plündern die jenigen / von denen sie geplündert sind c. 39, 10. (16) Werden die Bürger in den Städten Israel heraus gehen / Feuer machen / und verbrennen die Waffen / Schilde / Tartzschen / Pfeil Faust-Stangen und langen Spiesse / des Gogs und Magogs. (17) Werde das Hauß Israel den Gog und Magog begraben / und sein Begräbniß seyn im Lande Israel / nemlich das Thal / da man geht am Meer / gegen Morgen cap. 39, 11. 12. Nimirum Hierosolyma Orientem versus habet mare illud, qvod nunc vocatur, lacus Asphaltites, olim ante excidium dictum Sodomæ & Gomorrhæ mare Orientale, das Meer gegen Morgen / in qvod effundebatur Jordanus. Et ad mare hoc vallis erat, in qva Civitates istæ sitæ erant Gen. 13, 10. In hac igitur valle non procul ab Hieros. orientem versus sita sepultum iri Gogum & Magogum propheta prænunciare videtur. Meminit ejusdem maris Orientalis infra Jordanum S. Ezechiel c. 47. 18. & ibid. rectè Hafenrefferus in Templo suo. (18) Werde zu der Zeit wenn Gog und Magog kommen [537] werde groß zittern seyn im Lande Israel / vers. 19. aber das Haus Israel durch GOttes sonderbare Hülffe erfahren / daß er der HErr ihr GOtt sey / vom den Tage und hinfürder. Dann diese Vmbstände und Beschreibung sampt und sonders reimen sich eins theils auff die Tartarn (unter welchen heut zu Tage auch die Assyrer / Parther und Meden begriffen.) Chineser / Perser / und andre umbliegende Mitternächtige und Morgenländische. Anders theils aber auff das heilige Land und Saamen Jacobs / so wohl die Stadt Jerusalem / und rechten wahrhafftigen Berge Israelis gar eigendlich auff den Türckischen Keyser aber an einen / und die Kirchen oder Provincien Teutschen und Welschen Landes am andern Theil / können sie füglichen nicht accomodiret und gezogen werden. Denn erstlich gebraucht sich der Türck in seinen Kriegen der Reuterey nicht allein /sondern auch vieler Schützen und Fußvolck / so man Janitscharn nennet: Wohnet auch fast mitten in der Welt recht gegen Morgen werts und nicht an den Seiten der Mitternacht. Viel weniger ist er weder der Reussen und Muscowiter / noch der Tartarn / Assyrer und Scythen oberster Fürst / so kan ingleichen von denen Völckern und Provincien Teutschen und Welschenlandes nicht gesagt werden / daß dieselbe iemahls unter alle Heyden zerstreuet / und aus denenselben wiederumb zusammen gerafft / versamlet und her wieder gebracht / der aber in umbilico terræ gesessen wären / sintemahl Welschland gegen Abend /[538] Teutschland aber zwischen Abend und Mitternacht gelegen / viel weniger wird aus eintzigen loco SS. zu beweisen seyn: daß Teutschland / Italien / und andreProvincien Europæ das Land Israel / das Land GOttes oder dessen Völcker und Kirchen: Das Hauß Jacob das Hauß Israel / die Berge des HErrn oder Bürger der Stadt Israel genant werden. Ob gleich solches appellationes sensu tropologico auch auff die jenigen Kirchen gehen / welche ihnen Christus der HErr unter denen Heyden versamlet / appliciren werden können. So haben ingleichen die Teutschen und Welschen niemals solche Propheten gehabt / welche ihnen vor alten Zeiten / und zwar lange zuvor ehe Ezech. gelebet / diese Dinge propheceyet und geweissaget. Illud sanè verissimum, qvod D. Salom. Gesner. scribit in c. 3. Joelis fol. 165. Omnes circumstantias nostri hujus vaticinii consideranti nullum esse dubium, qvin hoc intra Christiani orbis pomæria futurum sit. Non excidetur enim Gog & Magog prius qvàm universus Israel ad Chtistum conversus ac Christianam fidem per annos minimum 45. professus fuerit, prout è præcedenti liqvet atqve expressè declarat v. 12 c. 38. & v. 7. c. 39. ist derwegen nicht zu zweiffeln / daß solche Weissagung Ezech. in denen letzten Tagen literalitrer und wie sie in ihren Worten lautet / werde erfüllet werden. Ob gleich Menschliche Vernunfft wie oder auff was maaß solches zu gehen werde / allerdings nicht begreiffen mag. Zach. 8/6. Dann bey GOtt kein Ding unmüglich Luc 1/37. welche sey Lob und Ehre / [539] und Weißheit und Danck und Preiß und Krafft und Stärcke von Ewigkeit zu Ewigkeit Amen.
idem Autor:
Expositio historica brevis & perspicua c. 11. Dan à v. 36. cum cap: seq. 12. In diesen beyden Capp. weissaget der Prophet Daniel / was etliche Zeit (wie der 35. vers. klärlich andeutet / his verbis qvia adhuc aliud tempus erit) nach dem grausamen Wüterich Antiocho Epiphane König in Syrien und Asia (von dem vorgehende Versiculi reden) ihme besonders in demselben Landen für ein wieder – Christischer König oder Wüterich succediren / und was von ihm der Kirchen Gottes insonderheit aber dem Jüdischen und Israelitischen Volck für Trancksal und Verfolgung zu stehen werde. Beschreibet derowegē dessen Sitten /Religion und Geschichte / die sich unter ihm begeben / werden folgender massen. Von denen Sitten und Religion des Antichristi / so wol des Occid. alß Orient. in gemein / insonderheit aber des Orientalischen melder der Geist des Herrn also: Er wird sich erheben und auffwerffen wieder alles das Gott ist / das ist /wieder alle andre Könige und Obrigkeiten auff Erden und wieder dē Gott aller Götter / (den Herrn Christ /welcher ist ein Herr aller Herrn / und König aller Könige Apoc 19.) wird er greulich reden (das bezeugē die Lästerungen des Alcorans) und wird ihm gelingē biß der Zorn auß sey / dann es ist beschlossen wie lang es währen soll: Vnd seiner Väter-Gott (Ismael /von dem die Saracenen herkommen / unnd folgig Abrahams / Gen. 25. 17. das ist / den wahren ledendigen [540] GOtt / die H. hochgelobte Dreyfaltigkeit) wird er nicht achten: Er wird weder Frauen Liebe: (verstehe recht ehelicher und ordentlicher / denn der Alcoran lässet Polygamiam, das ist / vieler Weiber Ehe / und hinwieder die Ehe-Scheidung von denselben nach eines ieden Willē und Gefallen zu /) noch einiges GOttes achten / dann er wird sich wieder alles auffwerffen / aber an dessen Stat wird er seinen Gott Mahuzim (op. Orientalis den Mahomet seinen Propheten / Occidentalis vero Roman, D. Philip. Nic. c. 6) mit dem frembden Gott / den er erwehlet hat. Dann ob zwar der Alcoran fürgiebt / daß er Gott den Schöpffer Himmels und der Erden ehre; so verläugnet er doch /daß Er sey ein Vater JEsu Christi / gestehet die H. Dreyfaltigkeit nicht / und machet ihn also einen andern und frembden Gott: dergleichen thut auch der Päbstische Greuel / welcher die Jungfrau Mariā und andere unzehlig viel Heiligen Christo an die Seite setzet. Velut ex Antonino part. 4. tit. 15. de Maria Virgine, discipulo de tempore, sermone 164. Bernhardino in Maria & Psalterio Mariæ ostendit D. Frid. Balduin. in nupera disp. contra Pazman. Jesuit. c. 6. th. 47. 48. Phil. Nicolai. c. 34 folgt derowegen im Text: denn er wird einen Gott / davon seine Väter nichts gewust haben / ehren / mit Gold / Silber / Edelstein und Kleinoden. (Dieses ist eines Orts nemlich in Orient / der Mahomet / welcher mit Gold / Edelgesteinen und Kleinoden herrlich geputzet / und gezieret zu Mecha in Arabia in einem Stählern Sarck durch Krafft des [541] Magnets oben am Gewölbe des Tempels / in Lüfften schwebet. Anders Orts aber / nemlich in Occident der Römische Stuel / dann Mahazim heist eben so viel als Romu, nimirum robur, munitiones, fortitudines, das ist / Kriegsgewalt und Stärcke / darauff beyde Antichristi sich einig und allein verlassen /egreg. D. Phil. Nic. de Antichristo c. 6. folgt in Text) und wird denen so ihm helffen stärcken Mahuzim mit dem frembden Gott / den er erwehlt hat (np. orientalis seine Baschen und Beegen / occidentalis seinen Cardinälen / Bischoffen und Prælaten,) grosse Ehre thun / sie zu Herren machen über grosse Güter / und ihnen das Land zu Lohn aus heilen. (Lässet sich derowegen diese Prophecey etwan auff das gantze Römische Reich nicht ziehen / wie etwan Thomas Brightmannus Anglus will / weil solches an sich selber vom HErrn Christo selber approbiret wird / verbis illis: date Cæsari, qvæ sunt Cæsaris, und bißher viel rechtgläubige Christliche Keyser gehabt. Sondern allein auff die Antichristischen Mißgeburten / welche aus und in demselben theils in Orient theils in Occident entstanden / wie Herr D. Philippus Nicol. solches in angeführten Tractat herrlich ausführte. Von denen Geschichten des Orientalischen Antichrists meldet der Engel des HErrn dem Danieli an / am Ende wird sich der König gegen Mittag / dieses ist der König in Hispania / oder aber der König zu Saba Matth. 12 / 42. Rex Abyssinorum von etlichen Præto Johan genant / welche nun [542] lange Zeit in Africa / so den Türcken gegen Mittag liegt / mit demselben kriegt / und haben insonderheit bey Keysers Caroli V. Zeit ihm die Hispani Tunetum, vor Zeiten Carthago genant / in Africa abgenommen) mit ihm stossen / und der König gegen Mitternacht wird sich gegen ihn streuben / mit Wagen / Reutern und viel Schiffen /und wird in die Länder fallen / und verderben und durchziehen (dieses hat unsers erachts Tamerlanes gethan / der grosse König vom Somarachand aus Scythien / welcher umb das Jahr nach Christi Geburt 1400. mit zehenmahl hundert tausend Mann / über den Euphrat / und / wie sichs alle Vmbständen nach ansehen läst / grossen theils auch mit Schiffen übersCaspische Meer gesetzet / beym Berg Stella den Türckischen Keyser Bajazeten überwunden / gefangen genommen und mit güldenen Ketten gebunden / in einem eissernen vergitterten kasten mit sich in Asia zum Schauspiel herumb geführet / und so offt er zu Roß sitzen wollen / ihm gleichsam zum Fuß-Schemel gebraucht / folget im Text) und wird in das werthe Land (das ist in Judæam und Palæstinam) fallen und viel werden umbkommen: Diese aber werdē seiner Hand entrinnen / Edom (Idumæi) Moab (der Moabiter Land /) und die Erstlinge der Kinder Ammon /(das ist der Theil des Ammoniter Landes / itzt Philadelphia genandt / welcher nechst ans Moabiter Land stöst: welches alles sich mit Tamerlane begeben / der von Damasco abe stracks auffs Syrische und Mittelländische Meer zu in Palästina gerücket da [543] er dann den eussersten Theil Philadelphiä oder des Ammoniter Landes zweiffels ob mit berühret / und das gantze Gelobte Land am Meer hin biß an Aegypten durchstreiffet / also daß er das Idumeer und Moabiter Land und den innersten Theil Philadelphiä zur Licken liegen lassen / wie die Landtaffeln ausweisen. Alß er aber biß an Aegypten in die sandige Oerter kömen /und die pest sein Kriegsvolck hefftig angegriffē / hatt er sich mit grossem Raub wieder zurück nach Samarrachand begeben / wie unter andenr Peucerus meldet /in Chronico Carionis, f. 983 & seq. und dieses Tamerlani res gestas mit sonderem fleiß beschrieben hat Petrus Perondinus Pratensis in Vita ejus. Derowegen so folget nun in Textu Danielis vom Türcken weiters: Er wird seine Macht in die Länder schicken / und Aegypten wird ihm nicht entrinnen / sondern er wird durch seinen Zug herschen über die güldene und Silberne Schätze und alle Kleinodt Aegypti (denn Aegypten wird itzo gantz und gar von Türcken beherrschet) auch wird er seinē Fuß in Lybien und Morenland setzen (denn also lauten die Worte in versione Benedicti Arias Montani: Et Lubin & Chusin in gressibus ejus: Vnd bezeugt die Beschreibung des Türckischen Reichs beym Abrah. Ortelio, daß der Türck auch ein stück von Lybien und Morenland besitze / und den Priester Johan / oder der Abyssinorum / das ist der Moren König stetig in haaren liege: Folget weiter im Text: (Es wird ihn aber ein Geschrey erschrecken von Morgen und Mitternacht) das sind vieleicht [544] die Kinder / so aus Sinim / Cathaja und der grossen Tartarey über den Euphrat wieder kommen sollen / wie S. Es. mit diesen Worten klar meldet cap. 41, 25. Ich aber erwecke einen von Mitternacht / und kommt von Auffgang der Sonnen / er wird ihnen einem predigen / und wird über die Gewaltigen gehen / wie über Leimen / und wird den Koth treten wie ein Töpffer / und cap. 49, 12. Diese werden von ferne kommen / und siehe jene von Mitternacht / und diese vom Meer und jene von Lande Sinim, regione Sinarum itzo Chinarum genant; folget weiter / und er wird mit grossem Grim ausziehen / willens viel zu vertilgen und verderbē: und er wird das Gezelt seines Pallasts auffschlagen zwischen zweyen Meern / umb den wehrten H. Berg / (dieses ist der Berg Zion / welcher zwischen dem Mittelländischen und gesaltzenen Meer / mitten innen liegt / unter welchen das Thal Josaphat / deren namentlich Joel meldet / c. 3. Apoc. 16/16. nennets Harmagedon h. e. montem deliciarum, interprete Brigthmanno in Apoc. 16, 16.) biß es mit ihm ein Ende nehmen und niemand wird ihm helffen /dann zu der Zeit spricht der Engel Gottes zum Daniel / im bald folgenden Capittel / wird sich (wieder ihn) auffmachen der groß Fürst Michael / der für sein Volck stehet / denn es wird eine solche trübselige Zeit seyn / als sie nicht gewesen ist / sint das Leute gewesen sind / biß auff dieselbige Zeit: zur selben Zeit wird dein Volck (also nennet der Engel Danielis Geschlechtsgenossen die Jüden und Israeliten /) errettet werden / alle die im Buch [545] geschrieben stehen / concordat Ps. 11/5. 6, & Ps. 97. & 98. Bald hernach zeiget auch der Engel des HErrn dem Danieli die Zeit an / zu welcher solches beschehen soll / und dasselbe auff zwiefache weise / im 11. vers. Spricht der Engel von der Zeit an / wenn das tägliche Opffer abgethan und ein Greuel der Verwüstung dargesetzet wird /sein 1290. Tage. Allhie sieht der Geist des HErrn zweiffels abe / auff die Constitutionem Constantini M. derer Hier. Cedrenus gedencket / Itemqve Nicephorus, Calistus l. 7. c. 44. l. 8. c. 30. & 33. & clariùs Eusebius in Vita Constantini l. 2. c. 48. & l. 3.c. 52. Socrates l. 1. c. 15. Reusn. in Isag. histor. f. 54. welche derselbe Anno 332. publciret und sein Sohn Constantinus wiederholet L. 1. C. de Paganis secundùm Epigraphem & Chronologium Contii, als in dero alle Opffer gäntzlichen verbothen werden /qvamideò de judaicis æqvè ac Ethnicis sacrificiis disertè interpretatur ac Constantino ipsi non filio Constantio adscribit Dionysius Gothof. ad L. 13. D. ad L. Cornel. de Sicariis. Wie denn auch das decretum des Arianischen Synodi zu Jerusalem / dadurch bald hernach umbs Jahr 334. oder nach des Reusneri Rechnung 335. wieder das Symb. Nicenum der greuliche Gotteslästerliche Arianismus angenommen und bestätigt worden / wie beym Eusebio, in vitâ Constantini l. 4. Theodoreto l. 1. c. 28. Niceph. l. 8. c. 47. zu befinden. Es ist aber wohl zu mercken / das ob zwar in 9. Dan. v. 27 fast gleichmässige Wort stehen / wie im 12 / 11. dennoch damit zwo [546] unterschiedene Geschicht und Zeiten angedeutet werden. Denn das c. 9. redet vom Gebot des Römischen Keysers Tiberii und D. Caligulæ, welches sie in 4. und 5. Jahr nach der Aufferstehung außgehen lassen / das man des Keysers Bild über den innersten Altar in Tempel setzen / und demselben Göttliche Ehr anthun soll / wordurch denn das tägliche Opffer eine Zeitlang verhindert worden und auffgehöret / Joseph. 18. c. 15. & 5.A.J. mit der Teutschen Addition aliàs c. 10. & 11. darumb steht daselbsten in fontibus: cessare faciet seu impediet aliqvantisper, wie des Pagnini undArias Montani Version außweiset / zu sampt demLexic. Ebr. Buxtorf. aber das 12. c. v. 11. redet von der gäntzlichen Abthuung oder Abschaffung der Opffer / welche durch ehist berührtes Gebot Constantini beschehen: darumb steht in fontibus, à tempore qvo sublatum vel remotum fuerit juge. Nam in Constantini usq; tempora Judæos pascha suum celebrâsse constat ex codem Niceph. l. 8. c. 12. & 24. Itaqve ante Constantini tempora impedita potiùs interdum fuere sacrificia Judaicare & facto, qvam jure & legibus sublata atqve prohibita, qvippe qvod hujus demum edictis factum fuisse autores jam citati clarè testantur. Ferner spricht der Engel des HErrn im 7. und 8. vers. Daß es mit diesen Wundern / die er dem Daniel verkündigt / währen sol eine Zeit / zwo Zeiten / und eine halbe Zeit / und wann die Zerstreuung des heiligen Volcks (das ist des Volcks Israels) ein Ende hat / soll dieses alles beschehen / das [547] ist so viel geredet wie auch sonderlich die Versio Benedicti Ariæ Montani und Xantis Pagnini was klärer giebt / von der Zeit an / wann die endliche Zerstreuung des Jüdischen Volcks erfolgen wird / biß auff die Zeit / daß solche wieder ein Ende haben und auffhören soll ist eine Zeit / zwo Zeiten / und eine halbe Zeit / das ist 1260. Jahr / wie oben erwiesen / nun ist aber die letzte und endliche Zerstörung des Jüdischen Volcks erst untern Juliano Apostata geschehen / etwa im letzten Jahr seiner Regierung Anno 363. wie auch Thom. Brigthman. observiret, in textū nostrum f. 55. und die Historien bezeugen. Ist derowegen zum dessen gründlichern und bessern Verstand zu wissen von nöthen; Wie das heilige Volck Gottes Israelis, und Juda nicht auff einmahl zu gleich: sondern zu unterschiedenen mahlen und Zeiten von einander gerissen / getrennet und der gestalt endlichen in alle Welt zerstreuet worden; denn erstlichen kan zu den Zeiten Pekah des Königs Israel Tiglath Pilleser d' König zu Assyrien und nahm Hion / Abel / Bethmartha / Janoe / Keder Asor / Gilead Galilæam / und das gantze Land Nephthali / und führte sie hinweg in Assyrien / wie zu lesen 4. Reg. 15, 29. A.M. 3190. juxta Helo. Zum an dern hat sich Salmanasser der König zu Assyrien /zun Zeiten Oseæ des Königs in Israel mit einem gossen Heer wieder Samariam auffgemacht und durch 3. Jährige Belägerung dieselbe gewonnen A.M. 3230. darauff das gröste Theil der 10. oder noch übrigen 9. Stämme Israels mit sich in Assyrien geführet / [548] und dieselben an Fluß Goran in die Städte der Meder versetzet / hingegen aber die Städte Samaria mit Heyden von Emath welche itzo Antiochia heisset / von Babel / von Eutha / von Ava / von Sepharuaim besetzet / 4.Reg. 17. welche dieselben auch noch zum Zeiten Christi bewohnet / als da bezeuget Matth. 10, 5. Joh. 4, 9. c. 8, 48. Joseph. l. 20. A.J. c. 5. l. 12. c. 11. Zum dritten ist kommen Nebuc. der König zu BabelA.M. 3345. und hat gefangen genommen den König von Juda Joachim / und denselben mit 10. tausend Pf. fast allen Handwercks Leuten / mit sich nach Babel geführet / 4. Reg. 24. 2. Paralip. 36. Zum vierdten hat abermahls Nebuc. auch den König Jechoniam mit 7000. derer tapffersten Jüden / und 1000. Handswercks Meistern gegen Babel geführet A.M. 3350. 4.Reg. 74. Zum fünfften ist abermahl Nebucadn. herauff vor Jerus. kommen zu Zeiten Sedechiæ des Königs Juda. An Mundi circiter 3365. hat demselben die Augen ausgestochen / und ihn sampt dem gantzen Volck nach Babel geführet / biß auff etliche wenige /so umb das Feld / Weide und Garten-Baues willen im Lande gelassen worden / aber bald hernach sampt andern / welche sich hin und wieder verkrochen gehabt /grossen Theils in Aegypten geflogen / wie zu lesen 4.Reg. 25. Zum sechsten hat abermahls nach der Babylonischen Gefängniß und wieder Auffbauung der H. Stadt / und Tempels der König in Aegypten Ptolomæus Lagi die Stadt Jerus. am Sabbath mit List einbekommen / und eine [549] grosse Menge Jüden mit sich in Aegypten geführet A.M. 3643 wie zu lesen beym Joseph. l. 12. c. 1. / Zum 7. hat gleicher weise etliche Zeit hernach der König in Asia und Syria / Antiochus Epiphanes die Stadt Jerus. mit List überfallen / und eingenommen / viel Jüden getodtet / und ihre Kinder und Weiber / mit sich in Syrien weggeführet / auch derer / so ihre Religion nicht verläugnen wollen / viel 1000. ins Elend verjagt A.M. 3780. np. Helv. juxta, wie zu lesen 1. Maccab. 1. Zum 8. hat der Röm. Keyser Flavius Vespas. mit seinem Sohn Tito Jerus. zu 2. mahl zu grunde zerstöret / und die Jüden abermahl hin und wieder ins Elend gejaget 70. Jahr nach Christi Geb. Flavius Joseph. l. 7. Antiq. 9. & seq. 9. hat auch der Keyser Adrian. von denen in Palæstina überbliebenen Jüden / welche wieder ihme und seinen Worfahren am Reich dem Trajano grosse Kriege und Auffruhr erwecket / abermahls viel tausend hin und wieder ins Elend verjagt / A.C. 120. & 130. Euseb. und Dion. und ob wohl etliche Zeit hernach Jul. Apost. denen Christen zum Spott und Verdruß alle Jüden so hin und wieder zerstreuet waren / wieder zusammen in ihr Land fordern ließ / und ihnen erlauben thäte ihre Stadt / Tempel und Levitischen Gottesdienst wieder anzurichten / und hierauff viel 1000. Jüden zusammen kommen / und in grosser Menge an Tempel zu bauen angefangen / auch dessen Grund guten Theis gelegt gehabt / so hat doch zum zehenden GOTT der HErr selber diesen angefangen Baw durch Donner [550] und Blitz und ein erschreckliches Erdbeben /welches den gelegten Grund gäntzlich zerrissen / und eine grosse Menge Jüden umbracht / zerstört / und dieselbe wiederumb in alle Welt endlich zerstreuet /Ammianus Marcellinus, l. 23. Socrat l. 3. c. 17.Theodor. l. 3. c. 17. in fine Sozom. l. 5. c. 21. Tripart. l. 6. c. 44. Carion. f.m. 320. Bünting. in Itin. Sacrô f. 6. und haben von solchem Tage an biß auff itzige Stunde die Jüden niemahls in ansehnlicher Menge wieder in Judæa zusammen gelangenkommen. Also das dieses billig für die endliche Zerstreuung des Volcks Juda zu achten / und dannenhero beyläufftig abzunehmen / wenn die 1260. Jahr / oder eine Zeit /zwo Zeiten / und eine halbe Zeit ihren Anfang genommen: Bevorab weil solche durch GOtt den HErrn vom Himmel selbst beschehen / und mit einem so trefflichen Miraculô bezeichnet werden / welchem sey Lob und Ehr / etc.
Ich beschließe numehro dieses Wercklein / mit folgenden Schluß-Wörtern ausn Nicol. Weissen in prognost: auff Jahr Christi 1580.
In diesen Königreichen und Ländern werden sich mächtige große Vnglück anspinnen / durch Kriegen /Rauben / Morden / Brennen / auch durch Pestilentz /Hunger und Misrathung der Früchte / Item es wird groß Wimmern und wehe Klagen seyn / vor grossem Jammer und Elend / denn es wird einmahl die Zeit kommen / und nicht außenbleiben / daß Gott der Gerechten Blut an den Röm. Geistlichen wird rechen /wie zu Jerus. an den Jüden geschehen / denn umb die[551] öffentliche Tyranney / schändliche Laster und Gotteslästerung mit verachtung Göttliches Wortes / wird Gott seinen gerechten Zorn über sie gehen lassen / es geschehe nun / vom Türcken / oder von weme es wolle / so wird Welschland überzogen mit Heeres Krafft / denn die Fünsternüß des Monds den 31. Tag des Jēners / in Löwen geschehen verkündigen ihnen solche Bottschafft und Vnglück. Es wird solches Vnglück bey ihnen verharren / biß so lange die grosse Conjunctio der obern Planeten wiederumb in 21. Grad. Der Fischen / den 28. Tag Aprilis in 1583. Jahr: denn diese Conjunctio, weil sie in das Hauß der Geistlichen Regierung gefället / so wird ihr Affect die Geistlichen betreffen / in solcher gestalt / daß sie mit gewalt von ihrem Geistlichen Regiment werden gestossen / und aller ihrer Herrligkeit und Geistlichen Würdigkeiten / auch aller ihrer Güter beraubet werden. Denn also befinde ich vom Fall des Pabstthumbs in dem Closter Hirschaw / Benedicter Orden / im Speyer Bisthum gelegen / da hat ein frommer gottfürchtigen Mann / nach Ch. Geb. 600. Jahr diese Propheceyunge / von dem Falle des Pabstthumbs / wie die Zahl-Buchstaben in diesen Carminibus gemacht worden / außweisen:
Roma diu titubans longis erroribus acta,
Decidet, & mundi definet esse caput,
Ecclesiæ censura fides, discessio Romæ
Regnaqve de medio sunt removenda priùs.
[552]Qvi latet error, erit publicus, connubia fœda
Fiunt, tollitur hinc pudor inde timor.
Pòst homo peccati veniet, qvem spiritus oris
Christi perdet, erit postq; suprema dies.
Also ist der Fall der Röm. Geistlichen vor 980. Jahrn prophetisiret worden / welche sich gleich auff diese Zeit reimet / und schicket / denn es geschehen zwo Finsitrnüß des Monds im Löwen / auch wird dasCaput Medusæ, welches Perseus, mit einem blossen Sedel / das Haupt in der lincken / und den Sebel in der rechten Hand hat. Dieses Gestirne wird auch / auff bemeldete Zeit Verticalis, welches den Röm, einen schrecklichen Fall / und Vntergang bedeutet.
Wollet euch derowegen / lieben Christen meine treue Warnunge lassen zu Hertzen gehen / Busse thun / euer Leben bessern / und GOtt mit embsigen Gebete (beyde in Kirchen und Schulen / Alt und Jung / ein ieder Haußvater mit seinen Kindern /) in Ohren liegen / und Gott unsere Sünde abbitten; Auff daß Er wolle die wohlverdiente Straffen gnädiglich von uns abwenden / dem Türck. Hunde und andern Vnchrist. Völckern / steuren. So ist kein Zweiffel / der Barmhertzige GOtt werde sich unser erbarmen / und solch Vnglück gnädiglich von uns abwenden; Wo aber nicht / so ist zu besorgen / GOtt werde seinen gerechten Zorn über die Sünde gehen lassen / denn die Ruthe schon gebunden ist / wie männiglich für Augen siehet / etc.
[553] Autor Anonymus im 2. Discurs vom itzigem Reichs Tage / lit. D. Jener neue Prophet aus Engeland kündet der Stad Rom ihren Vntergang erst auff das 1666. Jahr an / welches doch vorher von einem andern solle propheceyet und geweissaget worden seyn.Vide tractat. qvi inscribitur Romæ Ruina finalis; in præfat. Gartnerus in. dicter. Proverb. p. 122. B Turcarum Imperator.
Fata monent stellæ qve docent, aviumqve volatus,
Totius subibò malleus orbis ero.
Roma diu titubans magnis erroribus acta,
Decidet, & mundi desinet esse caput.
Summus Pontifex Pius Turcarum Regi contrà.
Fata silent, stellæ qve tacent, nil prædicat ales,
Solius est proprium scire futura Dei.
Freylich / du lieber Hanß Pabst / weiß es der Allmächtige Gott alleine: Aber unter dessen Entdecket er es gleichwohl biß weilen seinen Geschöpffen: Vnd hieher gehöret / auß part. 2. M. Andreæ Angeli coligirten Propheceyung, vom Türcken / cap. 11. D. Martinus Lutherus (wie in den Tischreden cap. 35. zu finden) hat eine ernste Prophetische Warnung /drewung und Vermahnung gethan die also lautet. Der Türck ist nicht viel vber 1000 Jahr gewesen (verstehe von Ottomanno anzurechnen) die Saracener aber haben schier 800 Jahr regieret nach der PropheceyDanielis. Wird nun der Türck auff Rom ziehen / so sehe ichs nicht ungerne; den also stehet im Propheten Daniel (cap. 11.) er wird sein Bogen tragen / [554] und sein Läger schlagen zwischen zweyen Meeren / auf dem H. Berge. Rom ist heilig von vielen Heiligen / die da begraben liegen. So ists auch recht / denn der Greuel (der Pabst) hat sich auch müsten setzen an die heilige Stät. Kömmt nun der Türck gen Rom / so ist der Jüngstetag nicht fern. Christus hatt zu vor unsre Seel erlöst / so wirdt er auch unser Leiber erlösen, (was wil ihm das Wort und der Nahme Sauromata, damit die Türcken auch gar wol können gemeinet werden?) Angesehen es nicht alleine Septentrionalische sondern auch Asiatische Völcker seyn vide Car. Stephan. in diction. Geogr. pag. m. 1781. Nun ist Sauromata fast nicht viel anders / dem Thone nach / als σαυτῆ ῥῶμα, wie denn etliche eine sehr alte Türck. Proph. dahin ziehen / drinnen das Wort urum papai stehet /welches etliche erklären durch rubrum pomum, etliche durch pomum Romanum, wenn im Wörtleinurum das R. forne an gesetzet / und U in O verwandelt wird. Vide volum. 1. Orat. Turc. Reusneri p. 351. Wie / wenn auch noch ferner das andere Wörtlein Papai den Pabst zuverstehen geben wolte / so würde mā gar mit einander den Röm. Pabst leibhaftig unn ausdrücklich darstehend haben. Vnd auf solchen zielen nicht minder meine folgende Eteost. Virg. (welche ich so hoch halte / als jener seines Filius ante Diem etc. davon ein verwunderliches beym Pegeo in seiner 11. Künst Q. §. 2163. p. 457. 458. da er also redet: Merckwürdig ists / das in dem Vers. Vergilii FILIVS ante DIeM patrIos InqVIrIt In annos, [555] die Jahrzahl des 1568. in welcher Phillipus II. König in Hispanien / seinen einigen Sohn Carolum, welcher ihm nach dem Leb soll gesterbet haben / hat hinrichten lassen.) Caballa Arithmologica.
Virgil. l. 12. v. 612. Æn. Ædes, Imperiumqve Pater Romanus habebit? Virg. l. 9. Æn. v. 399.
Æ5
D4
E5
S90
I9
M30
P60
E5
R80
I9
U200
M30
Q70
V200
E5
P60
A1
T100
E5
R80
R80
O50
M30
A1
N40
U200
S90
H8
A1
B2
E5
B2
I9
T?100
––––
Summa1666.
per anagramma:
Heus! Abbates, Idemqve Para mirè morientur.
oder Abbates, idem heus morientur Papaqve mirè.
Interrogationes æqvi pollent fortioribus Negationibus.
[556] Hierauff folget ein ander Cento arithmeticus.
(Virg. l. X. FLVCtIbVs an IaCIat MeDIIs & v. 683.).sIgnet honore (Virg. l. 6. v. 608.)
l. 3. v. 386. Inferniqve lacus commistis igne tenebris? lib. 8. v. 255.
Virg. l. 3. v. 591 – – MIseran Daqve CVLtV Ipse se Dens CLaVVMqVe. etc. l. X. v. 218.
Der völlige Verstand nach einander ist dieser:
Ædes, Imperiumqve pater Romanus habebit?
Fluctibus an jaciat mediis, & signet honore
Inferniqve lacus commistis igne tenebris? etc.
Hierzu stimmet Frider. Casander in Nat. Loqvace, p.m. 53. etc. Sunt certi deniqve fines, qvos ultra citraqve neqvid consistere verum. Horat. 1. Serm. 1. Es muß alles vergehen / und alle erbauete Dinge /Reiche und Städte haben ihren terminum fatalem, und müssen dermaleins untergehen und auffhören. Nulla Babylonia, aut Roma aut Thebæ, nullæ Venetiæ sunt æternæ. Vnd hierauff bringet er in tumulatam Romam, oder vielmehr tumulandam & mutilandam vieler Autorum nachdenckliche Elegias vor / als Joachim Bellaji, Andreæ Fusii, drinnen unter andern stehet:
Roma ego jam sum, perii, propriisqve ruinis
Obruta sum, gremio condor & ipsa meo.
Relliqvias qvascunqve vides, qvæ diruta cernis
Mœnia, splendoris sunt monumenta mei.
Frustrà igitur Romam Romæ tu qværis; abire
Jam potes hinc, Romæ Roma sepulta jacet. etc.
[557] In folgenden liß Jani Vitalis Panormitàni carmen, drauff der Autor p. 56, also schleust: Et licèt jam nova Roma (qvod mirum, a cæterisqve semel dilapsis imperantibus urbibus haud auditum) renascatur, repullulascat, reflorescat, superbesqve iterum caput extollat: (Audi de hac re Georgium Bingensem:
Qvi miseranda videt veteris vestigia Romæ,
Ille potest merito dicere, Roma fuit:
At qvi celsa novæ spectat pallatia Romæ,
Hic merito poterit dicere, Roma viget.)
dies tamen aliqvando veniet, ut iterum denascatur, & in pulverem sepeliatur; dies, inqvam, (qvamvis malè non ominor) redibit, ut, ubi fuerit, qværatur. etc.
Biß hieher vom Vntergang und Stürtzung des leidigen Röm. Pabstes und seines Anhanges umb das 1666. Jahre: darzu GOtt seine Gnade verliehe.
(Post script. Gleich wohl ist es drinnen zimlich gekräncket worden / durch die proscribirung aus gantz Engeland / Chinâ, und Königin Franckr.)