[203] Geßner

An Lichtwehrs Arm gieng im Elysium
Aesop, der für des deutschen Schülers Ruhm
So kalt nicht ist, wie Deutschlands neue Barden,
Einst in verherrlichter Gestalt
Auf einem Pfad von Thymian und Narden
Im wölbenden Cypressenwald.
Da kam mit einem hehren Schatten,
Auf dessen Antlitz heitre Ruh
Und Weisheit sich gepaaret hatten,
Der alte Theokrit auf beede Freunde zu.
Sein Geßner wars, der eben an der Küste
Der bessern Welt gelandet war.
Er nennt mit frohem Stolz ihn dem vertrauten Paar,
Aesop trat vor ihn hin, und grüßte
Mit einem Kuß den Sänger der Natur:
Willkommen, sprach er, Freund, auf unsrer Flur
Und nahm den Kranz, der seine Schläfe schmückte
Und setzt ihn Geßnern auf. Der edle Schweitzer bückte
Beschämt das Haupt zurück. Empfange dieses Pfand
Des Sieges, rief Aesop: es war in deiner Jugend
Dir schon bestimmt –ich gab den Thieren nur Verstand
Und du gabst deinen Hirten Tugend.

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TextGrid Repository (2012). Pfeffel, Gottlieb Konrad. Gedichte. Fabeln und Erzählungen. Dritter Theil. Viertes Buch. Geßner. Geßner. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-7417-D