[49] Zweyhundert sechs und dreyßigstes Sonett.

In ihres Blüthenalters schönstem Weben,
Wann Amor meiste Kraft zu haben pfleget,
Als sie die Erdenrinde abgeleget,
Schied Laura, die mir Leben hat gegeben,
Sich schön, lebendig himmelwärts zu heben,
Von wo sie herrschend, waltend mich beweget.
Warum ach! meine Rinde nicht zerschläget
Der letzte Tag, erster zu zweytem Leben?
Daß, wie bey ihr stets die Gedanken waren,
So auch die Seele freudig und behende
Ihr folge, solche Noth mir zu ersparen.
Bey längerm Aufschub kann ich schlimm nur fahren,
Werde mir selbst zur schwersten Last am Ende; –
Wie schön war Sterben heute vor drey Jahren!

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TextGrid Repository (2012). Petrarca, Francesco. Lyrik. Canzoniere. Sonette. Zweyhundert sechs und dreyßigstes Sonett: [In ihres Blüthenalters schönstem Weben]. Zweyhundert sechs und dreyßigstes Sonett: [In ihres Blüthenalters schönstem Weben]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-6FD3-A