[248] Der Thränenbrief

Mein Mädchen hat ein Briefchen mir geschrieben
Wohl mit der schwarzen Feder eines Raben,
Und hat mit Zwiebelschalen es versiegelt.
Und wie ich nun das Siegel aufgebrochen,
Da fühlt' ich in den Augen solch ein Stechen,
Daß mir die Thränen auf die Wangen flossen.
Ich trocknete die Augen, um zu lesen:
Doch ist das Trocknen ganz umsonst gewesen –
Denn ach, sie schreibt: Wir müssen Abschied nehmen.

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TextGrid Repository (2012). Müller, Wilhelm. Gedichte. Lyrische Reisen und epigrammatische Spaziergänge. Ständchen in Ritornellen. Der Thränenbrief. Der Thränenbrief. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5BFF-7