Die Lauberhütte

Sei mir gegrüßt, du Holde,
In deinem grünen Zelt!
Hier seh' ich erst dich blühen,
Hier blühet deine Welt.
Mir ist's, als ob ich träte
In ein gelobtes Land,
Als hätten sich die Schritte
Der Zeiten umgewandt.
Entlaubt sind unsre Bäume,
Verblüht ist unser Feld:
Hier seh' ich Lenz und Sommer
Als Brüder froh gesellt.
Der Herbst auch ist gezogen
In dieses schöne Haus,
Und sucht für seine Früchte
Sich Blumenstengel aus.
So prüfen Duft und Schimmer
Wetteifernd ihre Macht:
Es flammen hohe Kerzen
Wie Sterne durch die Nacht.
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Und aus den blanken Becken
Steigt Weihrauch stolz empor:
Da trauert manche Rose,
Die ihren Duft verlor.
Du siehst mich an, Geliebte,
Und mir versagt das Wort:
Du wirst mich nicht verstehen
An diesem Zauberort.
Wie solltest du mir folgen
In trübe, kalte Luft,
Aus deinem Vaterlande
Voll Gluth und Glanz und Duft?

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TextGrid Repository (2012). Müller, Wilhelm. Gedichte. Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten 1. Johannes und Esther. Die Lauberhütte. Die Lauberhütte. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5B6E-F