Geist der Zeit und Geist des Weins
Bei Zweiundzwanziger zu singen.
Was klagen wir ob Jahr und Zeit?
Laßt fahren, Brüder, Zorn und Leid
Beim blanken, vollen Becher!
Was dieses Jahr auch Arges thut,
Der Wein macht Alles wieder gut
Für alle gute Zecher.
Es ist der gute Geist der Zeit
Mit seiner Kraft und Herrlichkeit
Gefahren in die Reben;
Drum wollen sie uns dieses Jahr
Ein Säftchen stark und warm und klar
Für unsern Keller geben.
Laßt fahren, Brüder, Zorn und Leid!
Es ist der gute Geist der Zeit
Für uns noch nicht verflogen.
Wir holen ihn beim frohen Schmaus
Aus Zweiundzwanziger heraus:
Der hat ihn eingesogen.
[99]
Ei Zeit, was bist du matt und schaal,
Und trüb' und kalt, und bleich und fahl,
Und wohl vielleicht noch ärger!
Dein Geist, wenn's doch ein Geist soll sein,
Frißt sauer uns durch Mark und Bein,
Wie schlechter Grüneberger!
Ei Wein von diesem schlechten Jahr,
Was bist du stark und warm und klar,
Was duftest du im Glase!
Auf, laßt mit einem vollen Zug
Uns gleich vertreiben den Geruch
Der Zeit aus unsrer Nase!
Wer trinkt mit uns? Heran, ihr Herrn!
Wir geben diesen Wein euch gern,
Ihr Großen und ihr Kleinen.
Trinkt alle denn in einem Zug,
Trinkt alle, bis ihr habt genug!
Vivant, die's redlich meinen!