Sturmlieder vom Meer

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In der Not

Durch knorrige Fichten pfiff der Sturm,
der Himmel war wie lauter Blut.
Aus gierigen weißen Wogen griff
mit Flammenarmen die Abendglut.
Und der Sturmball stieg am Mast empor:
Ein Schoner tanzte im Orkan.
Und die Flagge flog. Mit scheuem Blick
in die stürzende Gischt die Schiffer sahn.
Und der Sturmball stand, und der Sturmball fiel, –
die Lotsen zogen die Ruder ein.
O du tanzendes Schiff, o du schwankender Kiel,
nun mag der Himmel dir gnädig sein!
O du ringendes Herz in der Not, in der Not . . .
und der Hafen so nahe, der Friedensport!
Und wieder treibt dein Dämon dich
ins Uferlose fort –
Und die Glut erlosch. Mit Raubtierschritt
schlich über die Düne die Nacht daher.
Ich sah sie lehnen am Hafendamm
und die Hände strecken weit über das Meer.

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TextGrid Repository (2012). Müller-Jahnke, Clara. Gedichte. Gedichte. Sturmlieder vom Meer. In der Not. In der Not. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-548D-5