Helle Nächte

Siehst du, wie tief schon die Sonne steht
und wie so rot ihr Licht?!
Ob sie in funkelnden Wassern zergeht,
uns beiden stirbt sie nicht.
Uns leuchtet die Nacht, die niedersinkt
und ladet zum letzten Genuß – –
und unsre lebendige Seele ertrinkt
jauchzend im Schöpferkuß!
[167]
Du und ich, wir beide
träumen in trunkner Nacht.
Von verblaßter Seide
sind wir überdacht.
Ein Flimmern wie vom Tage
fließt um den schwarzen Tann –
eine blasse süße Sage
sieht uns lachend an.
Sie singt: »wenn zwei sich finden,
die sich von je gehört,
ein Leuchten soll es künden,
das keine Nacht zerstört.
Ein Singen soll es sagen,
das nicht im Sturme zerrinnt« –
und in den Syringenhagen
säuselt Mittsommerwind.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Müller-Jahnke, Clara. Gedichte. Gedichte. Sturmlieder vom Meer. Helle Nächte. Helle Nächte. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-53E4-5