Capri

1.

Und spinnt des Südens Hexerei
die purpurblauen Spinneweben
um deine Stirn, dann ist's vorbei:
zu eigen bist du ihr gegeben.
Das Stumme in dir wacht und spricht
und singt die unerhörten Prächte,
und siedend küßt das Sonnenlicht
die tiefsten Saaten deiner Nächte.
Vom Felsgestein im Klippenmeer –
horch du! wie die Sirenen locken!
Bang – wie den Opfern des Tiber –
fliegen die Pulse dir erschrocken.
Und meine Hand liegt schwer und heiß
auf deiner Stirn und bricht mit Beben
für dich das blühende Lorbeerreis,
für dich das wundervolle Leben.
Aus toter Tempel Trümmern sprießt
die knospenschwere Geisblattranke –
und schimmernd um Amalfi fließt
des Lichtes göttlicher Gedanke.
Das ist des Südens Hexerei
die dich mit Seel und Leib entrückte:
das Ewige in dir macht sie frei,
das deines Nordens Nacht erdrückte.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Müller-Jahnke, Clara. Gedichte. Gedichte. An sonnigen Borden. Capri. 1. [Und spinnt des Südens Hexerei]. 1. [Und spinnt des Südens Hexerei]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-53D8-3