Völkermai
Völkerfeier, du Maientag!
Ziehet hinaus in den grünenden Hag,
jauchzet hinein in die leuchtende Welt –
rote Blumen blühen im Feld.
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Rote Schleifen auf eurem Hut,
tief im Herzen die rote Glut;
rot der Nacken vom Sklavenjoch . . .
meine Brüder, und doch – und doch!
Doch ein Arm, der die Kette bricht,
doch ein Morgen voll Duft und Licht,
doch ein Tag voller Maienglanz . . .
auf, ihr Brüder, zu Spiel und Tanz!
All die Lasten, die euch gedrückt,
in die Schatten der Nacht entrückt, –
all die Sorge, die euch umspann,
Brüder, kümmert sie heut den Mann?
Schwestern, kümmert sie heut das Weib,
das mit dem Manne ein Herz und Leib?
Euren Säugling an voller Brust
lacht ihr selber wie Maienlust,
haltet die Zukunft weich und warm
ihr im schützenden Mutterarm! –
Eh' die atmende Kraft verglüht,
schaffet, daß ihr der Weltmai blüht!
Daß die Knechtschaft für euer Kind
wie eine Woge der See zerrinnt,
daß sie euch dünke ein Wintertraum
einst unterm blühenden Maienbaum!
[198]
Männer und Weiber, am Feiertag
zieht denn hinaus in den schimmernden Hag,
singet und jauchzt in die flammende Welt –
blutrote Blumen blühen im Feld.