30. Die Schildkröte und die Ratte
Eine Fabel.
Vor dem Sturm eilt sich zu schützen
Manches Thier dem Walde zu;
Nur die Schildkröt' bleibet liegen
Auf dem off'nen Feld in Ruh.
Dies erblickt die Ratte; zeigen
Will sie auch den gleichen Mut,
Daß auch sie der Sturm nicht schrecke
Noch des Regens kühle Flut.
Tückisch grollend lacht der Eitlen
Jene bei sich, denn sie sah
[76]Ueber sich, bald Unheil bringend,
Weiße Hagelwolken nah.
Und nicht lang', so rauscht es; Schlossen
Schlagen nieder, scharf und dick.
In ihr Schild zieht jetzt die Kröte
Sicher Kopf und Bein' zurück.
Doch die arme Ratte findet
Keinen Schirm, der sie hier deckt;
Und in wen'gen Augenblicken
Liegt sie todt dahingestreckt.
Miß nicht, Armer, dich mit Reichen,
In der Not deckt sie ihr Glück.
Nackend sinkst du; jene freuet
Oefters noch dein Mißgeschick.