104. Alle neun.

Ein Missetäter war zum Schwert verurteilt. Je näher der Tag der Hinrichtung kam, je mehr verging dem Scharfrichter der Mut sein Geschäft zu vollführen, und endlich am Tage vor demselben war er ihm ganz geschwunden. Er klagte das seinen Freunden. Da bereitete einer ihm einen Trank, nach dem er schon in wenigen Stunden Kräftigung fühlte und am andern Tage eine solche Wut ihn befiel, daß er den Augenblick kaum mehr erwarten konnte. Der arme Sünder war ein leidenschaftlicher Kegelspieler gewesen und da nun seine Stunde schlug, bat er sich als letzte[89] Gnade aus noch einmal ein Spiel zu machen. Der Scharfrichter sollte sein Mitspieler sein; aber als der Verurteilte nun die Hand ausstreckte um die Kugel aufzunehmen, konnte der sich nicht länger halten, sondern er schlug zu, so daß der Kopf dem armen Sünder in die Hand fiel. Der tat dann noch den Wurf, alle Kugel fielen und der Kopf schrie: »Alle Neune!«


Aus den Fideikommißgütern durch Herrn Bruhns in Eutin. – »Charakteristisch für die Roheit, die sich so häufig bei Hinrichtungen ausspricht.«

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TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen und Lieder. Erstes Buch. 104. Alle neun. 104. Alle neun. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4F3B-2