385. Die Teurung.
Als man den mittelsten Deich auf Büsum, das damals noch Insel war, legte, war es eine geschwinde teure Zeit. Die Kühe brauchte man bei der Arbeit und trieb sie des Tages vor dem Wagen, die man am Abend melken sollte; was sie dann gaben, verzehrte man sogleich. Manche, die gar nichts hatten, ließen sich wenigstens zum Scheine des Mittags die leeren Körbe nachbringen. Als sich das Korn nur eben auf den Halmen sehen ließ, hat man es in Milch zerrieben und gegessen. – Da die Leute [258] ihre Kinder nicht erhalten und doch es nicht übers Herz bringen konnten, ihren Tod anzusehen, haben sie dieselben auf die wüste Insel Helmsand gebracht und da ausgesetzt. Doch durch Gottes Gnade erhielten sie wunderbar ihr Leben durch das runde süße Gras, das da wächst und vom Vieh so gerne gefressen wird. Als man sie in besserer Zeit wiederholte und ihnen ordentliche Speise reichte, starben sie alle nacheinander.
Neocorus I, 219. – Chronicon Eidorastad. im Staatsbürgerl. Magazin 9, 700 erzählt von großem Hunger und teurer Zeit, die durch anhaltenden Regen entstanden sei. Man hätte einen Gerstenschoof auf ein Mühlensegel gebunden und ließ die Mühle leer damit herumgehn vierzig Tage und Nächte, und doch hätte der Schoof nicht trocken werden können.