244. Der liebe Gott und der Teufel.
Unser lieber Herrgott und der Teufel gingen einmal miteinander über Feld. Da begegnete ihnen ein Mann und grüßte höflich. Der liebe Gott erwiderte den Gruß und zog seinen Hut; aber der Teufel behielt die Hände in der Tasche und steckte die Zunge aus. Da machte der liebe Gott ihm Vorwürfe wegen seiner Unart und fragte, warum er nicht auch seinen Hut abgenommen? Der Teufel antwortete, daß ihm doch nicht der Gruß gegolten, sondern dem lieben Gott; wenn er allein ginge, nehme kein Mensch vor ihm den Hut ab, und die Leute schimpften oft obendrein hinter ihm her. Da stellte der liebe Gott dem Teufel vor, daß das alles nur davon herkäme, weil er immer so böse sei und nur Böses täte; er sollte nur einmal was Gutes tun; so würd's anders sein, meinte der liebe Gott und hatte eine lange Predigt gehalten. »Höre«, sagte der Teufel, als der liebe Gott fertig war, »tät ich einmal was Gutes, so hättest du doch den Dank davon; und tätest du was Schlechtes, würde ich die Schuld haben.« Der liebe Gott wollte das nicht glauben. »Nun«, sagte der Teufel, »so stoß nur einmal die Kuh da in den Graben; dann wollen wir weiter sehen.« Der liebe Gott stieß die Kuh hinein, die da grasend am Wege ging und einem armen Manne gehörte. Darauf setzten sich die beiden, um zu sehen, wie's abliefe, auf einen Hügel in der Nähe. Nicht lange, so kam der arme Mann und fand seine Kuh im Graben. »Wat fœr'n Düwel hett mi dat daan?« rief er aus und lief nach dem Dorfe zu, um Leute zu holen. Der Teufel fragte den lieben Gott: »Wer hat denn nun die Schuld bekommen?« und ging darauf hin und brachte die Kuh wieder auf die Beine, so daß sie wieder ruhig grasend am Wege ging, als der Mann mit Helfern kam. »Nu, Gott sie gedankt!« rief er aus, »dat't so gaan is.« »Hörst du wohl«, sagte der Teufel, »wer nun den Dank hat?«
Mündlich.