156. Rinder weisen die heilige Stätte.
Auf einem hohen Marschgrund unweit Breklum hatten einst drei adlige Jungfrauen ihre Wohnung. Sie entschlossen sich eine Kirche auf einer südlichen Anhöhe, dem Steenbarg, zu erbauen; allein was an einem Tage aufgeführt ward, war am andern verschwunden. Da ließen die frommen Jungfern einen Wagen beladen, spannten zwei säugende Kühe davor und ließen diese gehen, wohin sie wollten. Sie standen zuletzt still, wo jetzt die Kirche von Breklum steht. – Auf dem Kirchturm stehen [118] noch drei sehr alte, aus Holz geschnitzte Bilder. Das sollen die drei Jungfern sein. Als eine von ihnen einmal wegen einer natürlichen Begebenheit verlacht und verspottet ward, zogen alle drei fort nach dem nahen Drelsdrup, als noch kaum die Kirche aus der Erde herausgebaut war. Wie sie fertig geworden ist, weiß niemand zu sagen.
In Schwesing, im Amte Husum, koppelte man zwei junge Stiere zusammen und erbaute die Kirche, wo diese ihr Nachtlager hielten. Sie hatten sich an einem sehr morastigen Orte niedergelegt und dieser mußte erst ausgefüllt werden, ehe der Bau beginnen konnte.
Auch in Stintebüll erbaute man nach einhelliger Beliebung die Kirche an dem Orte, wo man am Morgen die beiden Ochsen fand, die man abends zusammengejocht hatte gehen lassen. Auch von der Haddebyer Kirche erzählt man dasselbe; man wollte jenseits des Selker Noors bauen.
Als man die Sonderburg auf Alsen bauen wollte, stritt man sich auch lange, und nachher, als man sich für einen Ort beim Dorfe Broe entschied, ward nachts das am Tage Gebaute immer zerstört. Man band endlich einem schwarzen Stier einen Balken an den Hals und fand ihn am andern Morgen am Sunde, wo jetzt das Schloß steht. Andre sagen, man habe zwei Stieren die Augen verbunden und noch andre, daß die Ochsen, die die Baumaterialien herbei fahren sollten, nicht zu bändigen waren und durchaus nach dem Alsinger Sund wollten.
Laß in Kamerers Nord. Beiträgen I, 1 S. 19 ff. – Desselben Husumsche Nachrichten St. III S. 101. – Heimreich ed. Falck I, 408. – Hansen im Archiv für vaterländische Geschichte IV, 280. – Mündlich. Auch in Dithmarschen wiesen zwei Kühe in einem Sumpfe die Stelle der Kirche zu Hemme. Hansen und Wolf, Chron. S. 88. – Wolf, Niederl. Sagen Nr. 348. Grimm, Deutsche Sagen Nr. 349.